Der Hype rund um den Las Vegas GP hätte 2023 nicht größer sein können. Doch vielen Kritikern war die neue Formel-1-Strecke schon früh ein Dorn im Auge: Zu viel Show, zu wenig Racing, hieß das Urteil bereits am Donnerstag. Und das Schachtdeckel-Drama im ersten Freitagstraining heizte die Diskussion um die Veranstaltung nur noch weiter an.

Ein nicht korrekt montierter Schachtdeckel hatte dort für teuren Schrott gesorgt. Die Leidtragenden? Carlos Sainz und Ferrari. Als der Spanier den Schachtdeckel überfuhr, lupfte es den Deckel aus dem Asphalt und dieser schlug gegen den Unterboden des Ferraris. Das Training wurde abgebrochen und die FIA machte es sich zur Aufgabe, jeden der knapp 140 Schachtdeckel auf dem Las Vegas Strip Circuit zu überprüfen.

Arbeiten an den Schachtabdeckungen
Die offene Versorgungsleitung legte das erste Training lahm, Foto: LAT Images

Damit traf für die Teams das Worst-Case-Szenario ein: Die Fahrer hatten effektiv nur noch zwei Trainingseinheiten zur Verfügung. Laut Franz Tost liegt die Schuld für den Vorfall ganz klar bei der FIA. Trotzdem glaubt der inzwischen zurückgetretene AlphaTauri-Teamchef, dass die Entscheidung um Ferraris Strafe richtig getroffen wurde.

Las Vegas: Strecke nicht richtig in inspiziert, Sainz-Strafe trotzdem legitim

"Das Hauptproblem bestand darin, dass die Strecke vielleicht nicht so inspiziert wurde, wie es hätte sein sollen", kritisiert Franz Tost. "Denn wenn das der Fall gewesen wäre, wäre das Problem nicht aufgetreten." Es war nicht das erste Mal, dass ein Formel-1-Rennen wegen eines Kanaldeckels unterbrochen wurde. Bei einem nahezu identischen Vorfall erwischte es zuletzt George Russell 2019 in Baku.

"Und es war höhere Gewalt", sagte der AlphaTauri-Teamchef. Bei der Vergabe von Strafen spielt das aber keine Rolle, das musste auch Carlos Sainz am eigenen Leib erfahren: Der Spanier hatte nach dem Vorfall eine Startplatzstrafe von 10 Positionen kassiert. Grund dafür war, dass neben der Überlebenszelle, des Verbrenners und der Steuergeräte auch die Batterie ausgetauscht werden musste. Dabei handelte es sich um die Dritte im Jahr 2023, zwei sind laut Reglement erlaubt.

"Es war sehr unglücklich für Carlos [Sainz], aber die FIA hat die Regeln richtig interpretiert und ihn deshalb bestraft", meinte Tost. Auf großen Unmut trafen die Umstände bei Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur: "Das wird uns ein Vermögen kosten." Denn abgesehen von der Power Unit belasten die übrigen ausgetauschten Teile die Budgetobergrenze der Scuderia.

Unfallkosten, die durch eine höhere Gewalt entstehen, werden bei der Budgetobergrenze nicht ausgenommen. Um dem entgegenzuwirken, forderten die Teamchefs bereits in der Vergangenheit eine Anpassung des Reglements. Bisher aber ohne Erfolg.

Brasilien GP: Ricciardo von höherer Gewalt betroffen?

Auch AlphaTauri wurde 2023 mehr oder weniger Opfer dieser Regelung. "Wir hatten in São Paulo ein ähnliches Problem. Man könnte es auch höhere Gewalt nennen, als der Reifen nach dem Start den Heckflügel von Daniel Ricciardo zerstörte", erinnert sich Franz Tost. Beim Brasilien GP wurde der Australier Leidtragender des Start-Chaos.

Alexander Albon hatte nach einer Kollision den Reifen verloren, dieser flog anschließend durch die Luft und traf Ricciardos AlphaTauri am Heck. "Da könnte man auch sagen, dass er nichts tun konnte. Weil der Reifen noch von der Kollision in der ersten Kurve stammte. Es war unglücklich, aber die FIA hat die richtige Entscheidung getroffen", zieht der AlphaTauri-Teamchef sein Fazit.