Die Reisestrapazen von insgesamt 22 Rennen standen den Formel-1-Fahrern beim Saisonfinale förmlich in Gesicht geschrieben. Bereits in Las Vegas hatten zahlreiche Personen im Paddock mit einem Amerika-Jetlag zu kämpfen. Bilder von schlafenden Journalisten im Media Center oder den toten Gesichtern der Fahrer machten auf Social Media die Runde. Doch dass die Formel 1 direkt nach Las Vegas in das über 13.000 Kilometer entfernte Abu Dhabi reiste und alle Protagnisten damit einer 12-Stunden-Zeitverschiebung aussetzte, sorgte bei vielen im Fahrerlager für eine endgültige Überlastung.

Reisestrapazen: Russell schlägt sich in Abu Dhabi mit Husten herum

"Es ist ziemlich brutal für jeden", erklärte Mercedes-Fahrer George Russell, dessen Anreise nach Abu Dhabi alles andere als optimal verlief. "Ich hatte eine interessante Anreise mit Pierre [Gasly]. Unser Flug war verspätet und wir wurden nach Dallas umgeleitet. Das hat in einem Frühstück um drei Uhr morgens in einem 24-Stunden-Diner geendet, eine augenöffnende Erfahrung."

Kleinster Kommandostand der Welt! Wie funktioniert F1-Logistik? (16:12 Min.)

Bei Russell machten sich die Reisestrapazen kurze Zeit später bemerkbar. "Erstens hatte ich in Vegas hohes Fieber, konnte nicht schlafen und fühlte mich einfach schrecklich", erklärte er in der Pressekonferenz nach dem Rennen. Dann hatte ich einen schrecklichen Husten, der mich die ganze Woche und im Auto begleitet hat. Ich habe jede einzelne Runde gehustet, aber wenn man im Auto angeschnallt ist, kann man nicht atmen."

Doch trotz Husten brachte der GPDA-Direktor seinen Mechanikern, die im Regelfall noch deutlich länger an der Rennstrecke ausharren müssen als die Fahrer, mehr Mitgefühl entgegen. "Ich denke, die Fahrer haben es am besten von jedem Einzelnen in diesem Fahrerlager, so wie wir reisen. Wir sind in einer sehr glücklichen Lage."

Verstappen kritisiert F1-Planung: Nicht nachhaltig

Auch Weltmeister Max Verstappen hatte mit dem straffen Programm zum Saisonabschluss zu kämpfen, auch wenn er es sich auf den Weg zu seinem 19. Saisonsieg kaum anmerken ließ. "Es ist etwas schwer zu verstehen, in welcher Zeitzone wir überhaupt sind", gab Verstappen zu.

Red Bull-Pilot Max Verstappen feiert seinen 19. Sieg 2023 mit Donuts beim Saisonfinale in Abu Dhabi
Verstappen verließ auch Abu Dhabi erfolgreich, Foto: LAT Images

Doch viel mehr störte sich der Red-Bull-Fahrer an der ineffektiven Planung des Rennkalenders. "Das ist nicht wirklich nachhaltig, sowohl für die Emissionen als auch für den Körper", kritisierte der Niederländer. "Irgendwann kommt man damit klar, aber es ist nicht großartig. Wir mussten bereits seit der Sommerpause viel Reisen. Die Formel 1 kann eine bessere Arbeit bei der Platzierung der Rennen leisten, das macht sie im ersten Teil der Saison bereits."

Formel-1-Saison 2024: Triple-Header zum Abschluss

Der Saisonabschluss dürfte im Jahr 2024 für die Formel-1-Teams eine noch größere Herausforderung werden. Aus dem Double-Header in diesem Jahr wird in der kommenden Saison sogar ein Triple-Header. An drei Wochenenden in Folge reist die Königsklasse des Motorsports zuerst von Las Vegas nach Katar, was eine Zeitverschiebung von elf Stunden bedeutet. Eine Woche später schlägt die Formel 1 ihre Zelte zum Saisonabschluss wie gewohnt in Abu Dhabi auf. Die Zeitverschiebung von einer Stunde ist da zumindest deutlich erträglicher. Dennoch ein straffes Programm am Ende der längsten Formel-1-Saison der Geschichte.

Aufgrund der Lehren aus diesem Jahr fordern einige Fahrer daher für die Zukunft eine fahrerfreundlichere Planung. "Wir müssen das in Zukunft definitiv überdenken, aber nächstes Jahr wird das nicht möglich sein", gab Verstappen zu. "Aber es ist ein bisschen komisch, dass wir von der anderen Seite der Welt direkt hierherreisen mussten. Ich werde mit der Formel 1 reden, wir müssen etwas machen."

Charles Leclerc kam mit der Zeitverschiebung zwar gut zurecht, doch auch der Monegasse fordert Änderungen für die Zukunft - vor allem wegen seiner Mechaniker. "Ich habe wie ein Baby geschlafen in der ersten Nacht, seitdem fühle ich mich gut, der Jetlag ist kein Problem", sagte der Ferrari-Pilot. "Aber wenn man sich im Fahrerlager und bei den Mechanikern umhört... Jeder scheint sehr müde zu sein. Mit drei Rennen in Folge wird es nächstes Jahr noch härter. Danach müssen wir vielleicht die Organisation des letzten Teils der Saison überdenken", so Leclerc.