Die Formel-1-Saison ist vorbei und das mit einer weiteren einsamen Fahrt von Max Verstappen, der damit seinen 19. Sieg in diesem Jahr einfährt. So viel schon einmal vorweggenommen - und wenig überraschend: Er zählt zu den Gewinnern nach dem Großen Preis von Abu Dhabi. Doch wer sind die anderen Gewinner und Verlierer des Saisonfinales?

Gewinner: Max Verstappen

19 Siege, 21 Podien, 1003 Führungsrunden, eine Punkteausbeute von fast 93 Prozent. Es gibt kaum eine Statistik von Max Verstappen, die in diesem Jahr nicht beeindruckend ist. Die Kombo Verstappen/Red Bull verdonnert die Formel 1 beinahe im Alleingang zur Langeweile. Schuld daran ist der Niederländer und sein Team natürlich am allerwenigsten, sondern eher die unterwältigende Leistung der Konkurrenz. Im zweiten Jahr der neuen Regel-Generation war sie so weit wie noch nie davon entfernt, ein Paket zusammenzustellen, das den Dreifach-Champion gefährden kann. Eine so dominante Saison wie diese werden wir womöglich nie wieder erleben, auch wenn Max in Höchstform alles zuzutrauen ist.

Gewinner: Mercedes

Mercedes ist von der Souveränität eines Max Verstappen weit entfernt. Und das nicht einmal im Kampf um P1, sondern in jenem um den Vize-Titel. Erst ein vermurkster McLaren-Stopp und eine umstrittene Strafe gegen Sergio Perez waren nötig, um P2 nicht doch noch auf der Zielgeraden zu verlieren. Abu Dhabi war das zweitbeste Wochenende der schwarzen Silberpfeile seit der Sommerpause und dennoch verlor man einen Punkt gegen ein auf einen Fahrer dezimiertes Ferrari-Team. In Summe waren es seit Belgien 53 Zähler, die man gegen die häufig als Chaostruppe verschriene Mannschaft aus Maranello eingebüßt hatte. Im zweiten Halbjahr passt diese Beschreibung eher auf Mercedes. Warum sie dennoch hier als Sieger aufgeführt werden? Weil unter dem Strich an diesem Wochenende dennoch die Vize-Meisterschaft eingefahren wurde. Ein Pyrrhussieg, aber nichtsdestotrotz ein Sieg.

Verlierer: Lewis Hamilton

George Russell war im Kampf gegen Charles Leclerc und Ferrari in Abu Dhabi beinahe auf sich alleine gestellt. Denn Lewis Hamilton sah das ganze Wochenende kein Land. Zwar nicht das erste Mal in den letzten Jahren - wir erinnern uns etwa an Saudi-Arabien 2022 - aber in diesem Fall ohne dass man gewagte Setup-Experimente dafür verantwortlich machen konnte. Hamilton, immerhin Rekordsieger auf dieser Strecke, war auf dem Yas Marina Circuit chancenlos. Q2-Aus im Qualifying und dann auch noch eine unterdurchschnittliche Performance im Rennen, wo er sich an Fernando Alonso und auf den letzten Metern sogar an Yuki Tsunoda die Zähne ausbiss. Er rätselte und verzweifelte an seinem W14. Fazit: "Ich bin froh, dass ich dieses Auto nicht mehr fahren muss."

Verlierer: Carlos Sainz

Carlos Sainz war an diesem Wochenende das Ferrari-Pendant zu Hamilton - nur noch eine Spur schlechter. Der Bodenwellen-Unfall am Freitag war nur die Spitze des Eisbergs. Ferrari konnte seinen SF-23 wieder in Stand setzen, auf Folgeschäden wollte er sich nicht herausreden. Für sein Qualifying-Aus am Samstag soll dann der Verkehr verantwortlich gewesen sein. Ein Unschuldslamm ist er jedoch laut der Meinung seiner Kollegen dahingehend auch nicht. "Er bekommt, was er verdient", um es in den Worten von Daniel Ricciardo wiederzugeben. Im Rennen kann man zur Entschuldigung von Sainz noch vorbringen, dass er nicht auf der besten Strategie unterwegs war. Doch selbst an der Messlatte Lance Stroll biss er sich die Zähne aus.

Gewinner: Yuki Tsunoda

Abu Dhabi und Yuki Tsunoda, das scheint einfach zu passen. 2021 schnappte er sich mit Platz 4 sein bestes Formel-1-Resultat überhaupt, in diesem Jahr führte er Daniel Ricciardo nach allen Regeln der Kunst vor und hielt im Alleingang die AlphaTauri-Hoffnungen auf Konstrukteurs-Platz 7 am Leben. Tsunoda, eigentlich nicht als Reifenflüsterer bekannt, war der einzige Fahrer im gesamten Feld, der eine 1-Stopp-Strategie halbwegs unbeschadet ins Ziel brachte - Führungsrunden inklusive. Teamchef Franz Tost war sich nach seinem Abschiedsrennen sicher: Hätte man für den Japaner eine 2-Stopp-Strategie gewählt, dann wäre er noch eine Position weiter vorne gelandet. Fakt ist: Sowohl im Rennen als auch im Qualifying wurde Tsunoda in Abu Dhabi noch nie von einem Teamkollegen besiegt. So einen Tsunoda würden man gerne öfter sehen - und zwar auch auf anderen Strecken.

Verlierer: Alpine

Zur Verteidigung von Alpine: Es ging für die Franzosen seit beinahe einer halben Saison um nichts mehr. Der Zug zu P5 war seit Silverstone abgefahren und alle hinter den blau-pinken spielen sowieso eine Liga tiefer. Dementsprechend war Abu Dhabi für sie kaum mehr als eine lästige Pflichtaufgabe zum Saisonausklang. Doch das verteidigt nicht die mehr als durchwachsene Performance in diesem Grand Prix. Esteban Ocon konnte das gesamte Wochenende nicht überzeugen. Bei Pierre Gasly war nach gleich zwei unverschuldeten Berührungen der Diffuser nicht mehr im besten Zustand. Dass Alpine es praktisch nebenbei noch schaffte dank der Strategie beim ersten Boxenstopp böses Blut zu kreieren, ist eine andere Geschichte. Es ist zum Haareraufen oder - im Falle von Pierre Gasly - zum Lenkradprügeln.