Für Haas war der Sprint in Brasilien eine bittere Ernüchterung. "Mir fehlen die Worte", funkte Nico Hülkenberg auf der Runde zurück an die Box. Der Deutsche hatte soeben die Ziellinie auf Rang 18 überquert. Gestartet war er mal wieder deutlich weiter vorne. Von Startplatz 12 war von Anfang an nur der Rückwärtsgang eingelegt. Bei Teamkollege Kevin Magnussen lief es ähnlich: Aus Startplatz 11 zauberte er im Ziel Platz 16.
Nur drei Piloten wählten für die Sprint-Distanz von 24 Runden nicht die Soft-Reifen: Logan Sargeant und die beiden Haas-Piloten. Das Trio suchte sein Glück auf dem Medium. Besonders ernüchternd: Für Magnussen und Hülkenberg ging es am Start 'nur' einen Platz nach hinten. Die weiteren Plätze verloren sie, weil der Reifenabbau am VF-23 einmal mehr schlechter als bei der Konkurrenz war.
Zur Erinnerung: Haas startete auf Medium, der Rest auf Soft. Und trotzdem fuhr der Rest Haas im Renntrimm davon. "Es wäre egal gewesen, auf welchem Reifen wir gestartet wären - am Ende des Tages ist unsere Performance einfach zu schlecht", zeigte sich Hülkenberg resigniert.
Dabei brachte Haas vor zwei Rennen in Austin das Große Update, mit dem die Reifen-Leiden der Vergangenheit angehören sollten. "Uns fehlt einfach der Abtrieb im Vergleich zu den anderen. Dafür werden wir immer den Preis zahlen", erklärt Hülkenberg.
Hülkenberg verflucht Kurven 4 & 12
Im Rennen gab es für den Deutschen zwei entscheidende Stellen auf dem 4,309 Kilometer kurzen Kurs: In Kurve vier klagte Hülkenberg ständig über die Balance: "Jedes Mal, wenn ich um den Scheitelpunkt gekommen bin, hat sich die Balance komplett verändert. Es hat sich angefühlt, als hätte sich die Aero-Balance massiv verschoben. Das war schlecht."
Die meiste Zeit verlor er aber wohl am Ausgang von Kurve 12. Dort kam er schon mit überhitzten Hinterreifen an. Die Traktion auf die lange Vollgas-Passage war entsprechend schlecht. Renningenieur Gary Gannon empfahl Hülkenberg, aus der vorausgehenden Kurve sanfter zu beschleunigen, um einen Besseren Ausgang aus Kurve 12 zu haben. Hülkenberg hatte aber wenig Lust auf derlei Experimente.
Immerhin: Zwischenzeitlich konnte er zumindest am eigenen Teamkollegen vorbeigehen. In Runde 15 ging der deutsche Routinier vorbei. In Runde 21 drehte der Däne die teaminterne Reihenfolge wieder um.
Doch auch Magnussen war alles andere als zufrieden mit seinem Sprint: "Wenn wir die gleichen Reifen wie die anderen aufgezogen hätten, wären wir nicht in die Top-8 gefahren - und wir wollen Punkte. Wir sind ein großes Risiko eingegangen und hatten nicht erwartet, dass wir neben einem Williams die einzigen sein würden." Das Risiko ging bekanntlich nicht auf.
Steiner: Bekommen Reifen nicht unter Kontrolle
Teamchef Günther Steiner war nach dem Rennen bedient: "Das ist ein sehr enttäuschendes Ergebnis wenn man von elf und zwölf startet. Wenn man dann dort ins Ziel kommt, dann ist das nicht gut genug."
Doch das Ergebnis an sich ist nicht das größte Problem. Schlimmer wiegt, dass Haas auch mit der B-Spezifikation keinen Sprung beim Umgang mit den Reifen machen konnte. In Austin und Mexiko war Haas zwar nicht besonders konkurrenzfähig mit dem neuen Auto, doch es schien Anzeichen für einen verbesserten Reifenumgang zu geben. "Wir haben diesen hohen Reifenabbau und es scheint, als würden wir ihn einfach nicht unter Kontrolle bekommen", musste Steiner nach dem Brasilien-Sprint eingestehen.
Beim Rennen heute starten Hülkenberg und Magnussen wieder von den Plätzen elf und zwölf - diesmal allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Magnussen profitiert dabei von den Strafversetzungen der beiden Alpine-Piloten. Zuversicht gibt es bei Haas aber nach dem Sprint auch für den GP nicht. "Es sieht nicht großartig aus. Wir können über Nacht nichts ändern, es sind sind nicht die besten Aussichten", so Hülkenberg. Steiner stimmt zu: "Es wird ein weiterer harter Tag."
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