Bei Haas begann das Rennwochenende in Sao Paulo schon kurios, bevor der erste Meter mit dem VF-23 gefahren wurde. Kevin Magnussen hätte eigentlich in der Pressekonferenz zum Brasilien-GP sitzen sollen, dort war er aber nicht. Der Grund war so banal wie ärgerlich: Der Flug des Sensations-Pole-Setters des Vorjahres wurde gestrichen. Bis zum Nachmittag in Interlagos sollte er allerdings angekommen sein. Nach seinem Schock-Unfall durch Aufhängungsbruch in Mexiko also die nächste Panne beim Dänen.

Da der 31-Jährige keine Analyse des Unfalls kundtun konnte, tat dies Teamchef Günther Steiner. Der Südtiroler erklärte, warum das Team vom Aufhängungsbruch auf dem falschen Fuß erwischt wurde: "Die Sensoren fielen wegen der Hitze aus und dann weiß niemand mehr, was passiert. Dann war die Aufhängung gebrochen." Haas hatte also keinerlei Vorwarnung und konnte Magnussen so auch nicht anweisen, bspw. den Kerbs fernzubleiben.

Kevin Magnussen und Günther Steiner auf der Startaufstellung vor dem Großbritannien-GP in Silverstone
Kevin Magnussens (l.) Flug wurde gestrichen, da erklärte Günther Steiner (r.) seinen Mexiko-Unfall, Foto: LAT Images

Aufgrund der dünnen Luft in Mexiko ist das Thema der Kühlung der Systeme besonders heikel. Muss Haas nach dem gefährlichen Unfall bei der Kühlung technisch reagieren? "Nein wir mussten nichts verändern, wir müssen nur vorsichtiger sein und mehr mit dem Brake-by-Wire bremsen. Es braucht mehr Motorbremse und mehr Lift and Coast", kündigte Steiner falls nötig Temperaturmanagement an. Das Magnussen-Chassis hat den Aufprall im Übrigen überstanden. Laut Steiner mussten nur Inlets am Seitenkasten angepasst werden.

Hülkenberg: Haas-Update nicht der Knaller

Wenn nicht gerade eine Aufhängung kollabiert, ist das technische Thema bei Haas ein anderes. Das große Austin-Update steht weiterhin auf dem Prüfstand. Immer noch ist es laut Nico Hülkenberg schwer einzuschätzen: "Austin war ein Sprint, also schwierig. Mexiko ist immer sehr spezifisch und speziell mit der Höhenlage." Der Deutsche erwartet sich keine Wunderdinge ala McLaren: "Wir haben gesehen, dass das Upgrade kein Knaller ist, kein großer Schritt bei der Performance. Dass wir plötzlich solide auf Punktepositionen fahren? Das ist nicht passiert."

"Es mag uns ein paar Anhaltspunkte und eine Richtung für die Zukunft geben, aber wir brauchen immer noch mehr sofortige Verbesserung im hier und jetzt. Das ist nicht passiert", machte sich Hülkenberg wenig Hoffnung. Der genaue Effekt des Updates sei schwierig festzumachen: "Ich finde Quervergleiche schwer. Wenn man Monza anschaut: Da ging nichts bei uns. In Singapur waren wir punktefähig, beide Autos im Q3. In Japan ging dann wieder gar nichts, es war ein auf und ab mit dem alten Auto. Jetzt hatten wir einen Sprint, der sehr hektisch war, an dem wir auch viel verändert haben und aus Box gestartet sind. Dann kam Mexiko, das ist sowieso jedes Jahr mit der Höhe ganz eigenartig. Es ist schwer, da wirklich eine konkrete Aussage zu treffen."

Haas-Fahrer Nico Hülkenberg im Interview
Nico Hülkenberg hat keine großen Erwartungen, Foto: LAT Images

Steiner optimistischer: Auto in Interlagos im Fenster

Ist das Haas-Paket also nutzlos im Kampf gegen die Rote Laterne? Einen kleinen Vorteil will Hülkenberg erkannt haben: "Es wirkt vielleicht ein bisschen besser, was den Reifen angeht. Aber was den Abtrieb insgesamt angeht, wenn ich auf die GPS-Vergleiche zu unseren Konkurrenten schaue, dann hat sich da nicht viel verschoben" Immerhin: Die Reifenabnutzung war ja bekanntermaßen das Thema Nummer Eins bei Haas. Und Hülkenbergs Teamchef ist ohnehin optimistischer: "In Austin hat niemand die großen Bodenwellen erwartet und in Mexiko hat uns der Mangel an Abtrieb geschadet. Hier sollten wir im Fenster sein mit unserem Abtrieb." Aufgrund der langen Vollgaspassagen in Sektor 1 und 3 wird in Interlagos nicht mit steilen Flügeln gefahren.