1. Warum startete Stroll wieder aus der Boxengasse?
Zum zweiten Mal in Folge musste Lance Stroll ein Rennen aus der Boxengasse aufnehmen. Aston Martin stochert derzeit im Dunkeln: Das Update-Paket in Austin war erneut nicht der große Wurf. Um weitere Vergleichsdaten zwischen den Paketen zu erhalten, hat man erneut den Parc Ferme gebrochen und Strolls Auto für das Rennen auf die alte Spezifikation zurückgebaut. Der Boxengassenstart war angesichts von Startplatz 17 kein großer Schaden.
2. Wer war schuld am Start-Crash?
Drama für 150.000 mexikanische Fans an der Rennstrecke: Ihr großes Idol Sergio Perez war nach Runde eins bereits aus dem Rennen. Nach einem Sensationsstart von Platz 5 war Perez für den Bruchteil einer Sekunde sogar in Führung, doch dann krachte es zwischen ihm und Charles Leclerc. Die Stewards untersuchten den Fall gar nicht erst, Rennunfall in Kurve eins. Für die mexikanischen Fans war die Sache aber klar, wie man an den Buhrufen für Leclerc bei der Siegerehrung hören konnte.
Hatten die Fans recht? Nein. Die Experten sind sich einig: Leclerc hätte den Unfall nicht verhindern können, schließlich konnte er nicht weiter nach innen, weil dort noch Max Verstappen war. Perez hat sich den Ausfall selbst anzukreiden: Hätte er später eingelenkt, wäre es nicht zur Kollision gekommen.
3. Warum wurde Leclerc nicht bestraft?
Die Szene selbst untersuchten die Stewards gar nicht, dafür aber das beschädigte Auto von Charles Leclerc. Nach dem Unfall hing die linke Frontflügelendplatte nur noch an wenigen Karbonfasern. Kurz darauf verabschiedete sich das Teil komplett. War das Auto mit der davonhängenden Endplatte unsicher? Nein sagten die Stewards. In der vergangenen Saison gab es viel Streit über dieses Thema. Kevin Magnussen wurde von der Rennleitung mehrfach mit der Spiegeleiflagge zum Nasenwechsel genötigt. Der Streit gipfelte in Austin mit einer nachträglichen Strafe für Fernando Alonso, die anschließend erfolgreich angefochten wurde. Anschließend einigte man sich darauf, dass eine hängende Endplatte kein Sicherheitsrisiko darstellt, auch wenn sie anschließend abfällt.
4. Was ging beim Magnussen-Crash kaputt?
Kevin Magnussen verunfallte kurz vor Rennhalbzeit in der schnellen Kurvenkombination im Mittelsektor heftig. Der Däne war allerdings schuldlos. Sein Haas bog einfach nach links in die Tecpro-Barriere ein. Schuld waren überhitzende Bremsen. Durch die extremen Temperaturen kollabierte die Spurstange hinten links und Magnussen war nur noch Passagier.
5. Wer waren die Gewinner und Verlierer der Rot-Phase?
Rennleiter Niels Wittich unterbrach den GP für die Reparatur der Tecpro-Barrieren kurz mit Rot. Auch wenn Red Bull nach dem Rennen über die Unterbrechung jammerte, letztlich kam die Rot-Phase Verstappen entgegen. Der Weltmeister war schon in Runde 19 zum Reifenwechsel an der Box und war auf einer Zweistopp-Strategie unterwegs. Leclerc hingegen war in Runde 31 direkt vor dem Unfall beim Reifenwechsel (Teamkollege Sainz eine Runde früher) und profitierte so nicht von der Rennunterbrechung und dem kostenlosen Reifenwechsel. Das Rennen hätte er so und so nicht gewonnen, weil der Ferrari auf dem harten Reifen schlicht zu schlecht war, aber gegen Hamilton hätte Leclerc eine Chance gehabt. Der Brite profitierte, weil er schon in Runde 24 beim Reifenwechsel war.
Ein Profiteur war auch Lando Norris, der auf dem Soft-Reifen gestartet war und schon in Runde 11 beim Reifenwechsel war. Weil er dann direkt beim Safety Car zum Reifenwechsel kam, profitierte er aber nicht vollumfänglich von der Rot-Phase. Zu den großen Gewinnern zählten auch Yuki Tsunoda und Esteban Ocon. Kollege Florian Niedermair hat die größten Gewinner und Verlierer der Rennunterbrechung in seiner Rennanalyse genauer unter die Lupe genommen.
6. Wäre Haas mit dem alten Auto schneller gewesen?
Haas und Mexiko, das passt einfach nicht. Nico Hülkenberg sorgte für Aufsehen, als er meinte, Haas wäre mit dem alten Paket schneller gewesen. Dabei kam erst vor einer Woche in Austin die B-Spezifikation. Warum Hülkenberg das glaubt? Wenn der VF-23 bislang eine Stärke hatte, dann waren es die langsamen Kurven. In Mexiko gibt es davon reichlich. Teamchef Günther Steiner sah das etwas anders. Auch wenn Hülkenberg am Ende die Reifen einmal mehr eingegangen waren, im ersten Stint hielten die Pneus am Boliden mit der Startnummer 27 erstaunlich gut. 23 Runden konnte Hülkenberg ohne Probleme auf dem Medium fahren. "Mit dem alten Paket wären sie vielleicht schon nach 15 Runden hinüber gewesen", meint Steiner. Die Rot-Phase kam für Hülkenberg zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, weil der Haas noch immer die größten Reifenprobleme hat - aber die halbe Renndistanz durchhalten musste.
7. Warum musste Fernando Alonso aufgeben?
Das Rennen verlief für Fernando Alonso katastrophal schlecht, nach 47 Runden gab es mit der Aufgabe aber immerhin ein Ende mit Schrecken, statt einem Schrecken ohne Ende. Grund für die mangelnde Performance und die spätere Aufgabe waren Beschädigungen an Bremsbelüftung und Unterboden. Wahrscheinlich hat sich Alonso die beim Überfahren von Trümmerteilen der Startkollision eingehandelt.
8. Warum wurde Valtteri Bottas bestraft?
Für Alfa-Sauber war Mexiko ein Desaster. Von den Startplätzen neun und zehn ging man mit null Punkten nach Hause. Nach schlechten Starts war man chancenlos im Hinterfeld unterwegs. Am Ende kassierte Valtteri Bottas auch noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er Lance Stroll umgedreht hatte. Stroll hatte ihn zuvor im Foro-Sol überholt, in der nächsten Kurve erwischte Bottas Stroll mit dem Frontflügel am rechten Hinterrad. Die Schuldfrage war eindeutig. Bottas verlor durch die Strafe Platz 14 an Teamkollege Zhou Guanyu. Stroll profitierte jedoch nicht: Er musste nach der Kollision abstellen.
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