Ferrari kämpfte beim Formel-1-Rennen in Mexiko am Sonntag nach einem starken Qualifying mit stumpfen Waffen. Max Verstappen war für Charles Leclerc und Carlos Sainz mit den Plätzen drei und vier im Grand Prix unantastbar und auch Lewis Hamilton hängte die Scuderia gnadenlos ab. Als wäre das nicht enttäuschend genug, konnte Leclerc sein Podium nicht einmal richtig genießen. Nachdem er in den Startunfall verwickelt war, der das Aus für Lokalmatador Sergio Perez bedeutete, wurde er im Stadion von den mexikanischen Fans ausgebuht. Einzig die Strafe für das Fahren mit einem beschädigten Auto blieb ihm erspart.

"Das sind eine Menge Buhrufe. Leute, ich konnte nirgendwo hin!, rechtfertigt sich Leclerc bei der Podiumszeremonie vor den aufgebrachten Zuschauern. Gleich nach dem Start war er mit Perez aneinandergeraten. Sowohl er als auch Sainz kamen auf dem Medium-Reifen schlecht weg und wurden von den Red-Bull-Fahrern attackiert. Max Verstappen beschleunigte beide Ferraris aus und besetzte vor Kurve eins die Innenbahn. Außen setzte sich Perez mit viel Momentum neben Leclerc, der von den Red-Bull-Teamkollegen in die Zange genommen wurde.

Beim Einlenken touchierte das rechte Hinterrad von Perez den linken Vorderreifen von Leclerc. Der Mexikaner wurde ausgehebelt und landete in der Auslaufzone von Turn eins. "Ich war zwischen den Red Bulls und habe Checo leider berührt. So ist das Leben", erklärt Leclerc die Szene aus seiner Sicht und versucht die Gemüter zu beruhigen: "Natürlich bin ich sehr enttäuscht, das Rennen von Checo beendet zu haben, aber ich habe das wirklich nicht mit Absicht getan und konnte nirgends hin!"

Ferrari lässt kaputten Leclerc weiterfahren: Keine Zeit gehabt

Perez schaffte es zwar zurück an die Box, musste dort jedoch aufgrund der Beschädigungen an seinem Auto aufgeben. Bei Leclerc war durch den Kontakt vorne links die Endplatte am Frontflügel gebrochen. "Ich habe mein Auto beschädigt und leider war das Rennen von Checo damit beendet", so der Ferrari-Pilot, der mit der Beschädigung weiterfuhr. Nach drei Runden fiel die Endplatte ab. Zur Bergung des Wrackteils riefen die Offiziellen eine VSC-Phase aus und leiteten zudem eine Untersuchung gegen Leclerc ein, weil er mit dem kaputten Auto weitergefahren war. Das Flaggensignal, um ihn zum Reparaturstopp aufzufordern, hatte es allerdings nicht gegeben.

"Ich weiß nicht, warum die Flagge nicht kam. Aber ich werde dann mit den Stewards reden. Für mich hat sich alles okay angefühlt", so Leclerc. "Wir hatten nicht die Zeit, ihn reinzuholen. Als wir es gesehen haben und uns genauer anschauen wollten, was passiert ist, hat er den Teil der Frontflügelendplatte eine Runde später gleich verloren", erklärt Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur. Bei der Anhörung nach dem Rennen kam der Monegasse ohne Strafe davon, weil das Auto durch den Verlust der Endplatte nicht als unsicher eingestuft wurde.

Ferrari im Rennen chancenlos gegen Red Bull und Mercedes

Verloren ging am Sonntag nicht nur Leclercs Endplatte, sondern auch die Performance von Ferrari, nachdem die Roten im Qualifying sensationell die erste Startreihe gekapert hatten. Nachdem Leclerc und Sainz die Führung am Start gegen Verstappen verloren hatten, kamen sie im ersten Stint auf Medium-Reifen nicht mehr in Schlagdistanz.

"Mein Gefühl vom Kommandostand aus war, dass der erste Stint in Ordnung ging. Durch den Schaden am Auto waren wir drei bis vier Zehntelsekunden langsamer als Max, und damit war es fast ein guter Stint", so Vasseur. Der Weltmeister legte eine schnelle Pace vor und kam in Runde 20 früh zum Reifenwechsel. Ferrari holte Sainz und Leclerc erst in den Runden 31 beziehungsweise 32 zum Boxenstopp für harte Reifen.

Den Vorteil des deutlich frischeren Reifens konnte das Team aber nie ausspielen. In Runde 33 löste Kevin Magnussen mit seinem Unfall in Kurve neun eine Rennunterbrechung aus, durch die auch Verstappen für den Restart wieder frische harte Reifen aufziehen konnte. In der zweiten Rennhälfte war Ferrari auf diesem Compound chancenlos.

An eine Attacke auf Verstappen war nicht zu denken. Stattdessen ging auch noch Lewis Hamilton auf dem Medium-Reifen vorbei, um dann auf und davon zu fahren. "Nach dem Restart hatten wir mit dem harten Reifen ein wenig zu kämpfen. Lewis war auf dem Medium sehr schnell, und sie haben es geschafft, einen sehr guten Abbau zu haben", so Leclerc, der die Zielflagge nach 71 Runden zehn Sekunden hinter dem Mercedes-Fahrer sah.

Teamchef Frederic Vasseur verteidigt Ferraris Performance

Die Ferrari-Strategen hatten beim Restart für 35 Runden nicht einmal damit gerechnet, dass der harte Reifen die Hälfte der Renndistanz durchhält. "Das Reifenmanagement hat vom Schonen der Motoren und der Bremsen und so weiter wahrscheinlich profitiert", sagt Vasseur. Doch während Hamilton in der letzten Runde sogar noch die Fastest Lap auf einem alten Medium-Reifen drehte, war bei Ferrari mit dem eigentlich langlebigeren Compound nichts möglich. "Den harten Reifen haben wir nach dem Restart einfach nicht ans Arbeiten bekommen. Es hat einfach gar nicht funktioniert."

Von einer Enttäuschung will der Teamchef trotzdem nicht sprechen: "Wenn du Dritter und Vierter wirst, will ich nicht sagen, dass das ein schlechtes Rennen war. Wir hatten am Ende einen schwachen Stint, das ist klar und das ist heute der Knackpunkt. Aber der erste Teil des Rennens lief sehr gut. Ich denke, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir standen bei den letzten sechs Rennen vier Mal auf der Pole Position, das ist ein Schritt nach vorne. Wir müssen nur im Rennen etwas konstanter sein, oder wenigstens weniger Diskrepanz zwischen den Stints haben, denn da verlieren wir die Positionen."