Schlimmer hätte der USA-GP in Austin für Charles Leclerc kaum laufen können. Seit Donnerstag plagten den Ferrari-Piloten starke Zahnschmerzen. Schmerztabletten halfen gegen den entzündeten Weisheitszahn, aber Leclerc musste sich trotzdem im wahrsten Sinne des Wortes durchbeißen. Von Pole Position aus gestartet waren die Hoffnungen groß, doch am Ende wurde es zwischenzeitlich nur Platz sechs - und schließlich eine Disqualifikation.

Die Führung verlor Leclerc schon am Start gegen Lando Norris. Auch gegen Lewis Hamilton und Max Verstappen konnte sich der Ferrari-Pilot nicht allzu wehren. In Runde 12 lag er nur noch auf Platz vier. Eigentlich hätte der Abwärtstrend damit enden sollen, doch Ferrari machte Leclerc das Leben schwerer: Als die Konkurrenz nach und nach dem Reifenwechsel kam, blieb der Monegasse Runde um Runde draußen.

Als einziger Pilot im Feld fuhr Leclerc mit lediglich einem Boxenstopp durch. Sechs Runden vor Rennende begann er, den Preis dafür zu bezahlen. Erst musste er Teamkollege Carlos Sainz vorbeilassen. Drei Runden später ging auch noch Sergio Perez vorbei. Leclerc musste sich mit Platz sechs zufriedengeben.

"Wir wussten von Anfang an, nein, wir dachten, dass Ein- und Zweistopp sehr eng beieinanderliegen", sagte Leclerc nach dem Rennen zu Motorsport-Magazin.com. "Nach 12, 14 Runden waren die Rundenzeiten ziemlich gut und es sah nach Einstopp aus. Unseren Zahlen zufolge war es richtig, aber es war definitiv falsch. Irgendetwas war falsch an unsere Zahlen, denn es war weit weg von einer idealen Strategie."

Teamkollege Sainz hingegen wechselte zweimal Reifen. Als er in Runde 17 zum ersten Stopp kam, lag er drei Sekunden hinter Leclerc. Im Ziel hatte der Spanier die Nase um fast 10 Sekunden vorne. "Das ist ein guter Vergleich, denn wir haben das gleiche Auto", meint auch Leclerc.

Ferrari-Teamchef verteidigt Strategie: Reifenverschleiß nicht schuld

Leclerc bemerkte im Rennen selbst, dass man auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Doch als der Fehler bemerkt wurde, war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. "Wenn man die Position verloren hat, bringt es auch nichts mehr, zu stoppen", meint Teamchef Fred Vasseur.

Der Teamchef hat im Gegensatz zu seinem Wagenlenker schon eine Erklärung, warum bei Ferrari Theorie und Praxis bei der Strategie so weit auseinanderlagen: "Wir hatten das Problem, dass wir das einzige Auto auf Einstopp waren. Dadurch sind wir ein anderes Rennen gefahren und mussten uns immer wieder überholen lassen. Ein Überholmanöver kostet dich ein bis zwei Sekunden. Wenn man von vier Autos je zweimal überholt wird, verliert man viel Zeit."

Den Vorwurf, dass ausgerechnet Ferrari, das die gesamte Saison schon mit übermäßigem Reifenverschleiß kämpft, als einziges Team auf eine Einstopp-Strategie setzt, lässt Vasseur nicht gelten: "Es war nicht der Reifenabbau, es war der Verkehr."

McLaren-Pilot Lando Norris führt nach dem Start vor dem Ferrari-Duo Charles Leclerc und Carlos Sainz Jr.
Ferrari verabschiedete sich im Rennen in den Hintergrund, Foto: LAT Images

Auch teamintern gab es Verkehr, als Sainz gegen Rennende auf Leclerc auflief. Den angeordneten Platztausch konnte Leclerc zunächst nicht verstehen. "Zehn Sekunden später war es mir aber klar, als sie mir gesagt haben, dass Checo kommt. Ich habe es dann komplett verstanden", so Leclerc.

Leclerc disqualifiziert, Sainz erbt Podium

Knüppeldicke kam es dann aber nach dem Rennen: Weil sich die Bodenplatte an der Messstelle zu stark abgenutzt hatte, wurde Leclerc nachträglich disqualifiziert. Das gleiche Schicksal ereilte Lewis Hamilton. Wie bei der Strategie, so auch bei den Disqualifikationen: Des einen Leid ist des andern Freud. Sainz profierte von der Hamilton-Disqualifikation und landete somit noch auf dem Podium.