Das Formel-1-Wochenende in Japan ist bislang ein Schaulaufen für Max Verstappen, der mit einer selbst für seine Verhältnisse außergewöhnlich dominanten Qualifying-Vorstellung dem restlichen Feld über eine halbe Sekunde Rückstand aufdrückte. Doch hinter dem Niederländer kennt der F1-Samstag in Suzuka vor allem einen Sieger: McLaren.

Das Team aus Woking zeigte bereits im dritten Training wohin die Reise geht, im Qualifying konnten Oscar Piastri und Lando Norris diese noch einmal unterstreichen. Dabei sorgte der Australier für eine kleine Überraschung: Piastri besiegte seinen Teamkollegen im Kampf um P2 und startet somit zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere aus der ersten Startreihe.

Piastri-Ärger trotz P2: Zweite Q3-Runde vergeigt

Sensationell war die Performance vor allem deshalb, weil Piastri an diesem Wochenende überhaupt das erste Mal nicht nur in der Formel 1, sondern in seiner Rennfahrer-Karriere, in Suzuka unterwegs war und er am Freitag mit der anspruchsvollen Strecke noch Schwierigkeiten hatte. "Ich habe noch im Qualifying daran gearbeitet, um ein natürliches Gefühl zu entwickeln und Grip zu finden", erklärte Piastri.

Dabei war Piastri nicht einmal vollends glücklich mit seinem Qualifying-Auftritt und ärgerte sich stattdessen über seine letzte Runde. "Das schwierige Zeug habe ich hinbekommen, aber das weniger schwierige Zeug vergeigt", fluchte er am Funk. Nach dem Ende von Q3 erklärte er im Detail: "Die erste Runde in Q3 war solide, auch wenn ich in der letzten Schikane einen besseren Job erledigen hätte können. Die zweite Runde war im ersten Sektor gut, aber dafür waren die letzten beiden Sektoren nicht so gut."

McLaren-Fahrer Oscar Piastri
Oscar Piastri beim Formel-1-Qualifying in Japan, Foto: LAT Images

Zwei Zehntel hatte sich Piastri im ersten Streckenabschnitt herausgefahren, doch bereits im zweiten Sektor verlor er diese Zeit wieder. Auswirkungen auf das Ergebnis hatte das keine, denn bereits sein erster Umlauf war schnell genug, um Norris in Schach zu halten. Der Brite konnte sich ebenfalls nicht verbessern. Der erste Run war also entscheidend und in diesem fehlte ihm am Ende mit einem Rückstand von 0,035 Sekunden nur ein Hauch auf Piastri.

Norris war sich unsicher, wie er seine Leistung einschätzen sollte. Beim TV-Interview direkt nach dem Ende der Qualifikation meinte er noch: "Ich bin ziemlich zufrieden mit meinen Runden." In der darauffolgenden Pressekonferenz relativierte er diese Aussage allerdings etwas: "Ich würde sagen, es waren vielleicht nicht meine besten Runden."

Chance gegen Red Bull? Piastri verspricht Angriff

Piastri kündigte an, im Rennen angreifen zu wollen und Verstappen direkt am Start zu attackieren. Es ist wohl auch die einzige realistische Chance, um etwas gegen den Vorjahres-Sieger auszurichten. Denn Verstappen war auch im Longrun am Freitag eine Macht für sich. Der Red Bull läuft sowieso normalerweise im Rennen besser als auf eine Runde.

"Wenn er in Kurve 2 führt, dann können wir nicht viel tun", gestand Norris und scherzte anschließend an seinen Teamkollegen gewandt: "Wenn du Senna gegen Prost in Kurve 1 emulieren willst, dann wäre das sehr angenehm für mich." 1990 kollidierten nämlich die beiden damaligen WM-Rivalen, die nebeneinander aus der ersten Startreihe ins Rennen gingen, in Kurve 1.

Qualifying: Polesetter Max Verstappen gratuliert Oscar Piastri zu Platz 2
Oscar Piastri und Max Verstappen: Ist der Weltmeister schlagbar?, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Doch abgesehen von einer Start-Attacke hat McLaren laut der Papierform dem RB19 des Niederländers nicht viel entgegenzusetzen. Dahinter rechnen sich die Beiden aber gute Chancen aus. "Wir sind am ganzen Wochenende stark. Sowohl im Qualifying-Run als auch mit viel Treibstoff", baute Norris auf die Rennpace des MCL60.

Eine lockere Fahrt auf das Podium erwarten sie dennoch nicht. Dafür geht die Strecke zu fordernd mit den Reifen um. "Es wird ein ganz anderes Rennen wie Silverstone werden, denn wir werden mehr Stopps sehen und dadurch erhöht sich die Fehlerwahrscheinlichkeit", verglich Piastri das Rennen mit dem Großbritannien-GP, als die Ausgangslage ähnlich war. "Hier ist es ein richtiger Test, wie gut man auf seine Reifen managen kann und es ist nicht so einfach, dass man einfach so schnell wie möglich fahren kann." Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Japan gibt es hier im Liveticker.