Nico Hülkenberg war im Formel-1-Rennen in Singapur am Sonntag ausnahmsweise einmal nicht der Haas-Heilsbringer. Während Teamkollege Kevin Magnussen in Bestform aufgelegt mit der richtigen Strategie auf Platz zehn landete, ging der Emmericher als 13. leer aus. Zuerst erwischte ihn das Safety Car auf dem falschen Fuß, dann fehlte auf seiner Seite der Garage im entscheidenden Moment das richtige taktische Gespür. Der Routinier steckt die Enttäuschung locker weg und sieht das Positive.

"Ich konnte nix mehr machen, die Reifen waren rasiert", so Hülkenberg, der mit dem als Reifenfresser bekannten Haas VF-23 in Singapur trotz der altbekannten Problematik nur einen Boxenstopp absolvierte und dafür den Preis zahlte. In Runde 20 wechselte er von Medium auf Hard und musste dabei den ersten Rückschlag im Rennen verkraften.

Der Pitstop fiel auf eine Safety-Car-Phase und da er zu diesem Zeitpunkt auf Platz zehn hinter Magnussen lag, musste er in der Box anstehen. "Wir mussten die Autos doppelt abfertigen, und das ist sehr unglücklich, wenn das ganze Feld so dicht beisammen ist und dann das Safety Car kommt. Du musst dann den Doppel-Stopp machen und ich habe dabei ein paar Positionen verloren. Das hat mich zurückgeworfen", erklärt der 36-Jährige.

Hülkenberg rügt verpasste VSC-Chance

Beim Restart war er nur noch 15. und bis zur Zielflagge waren es noch 40 Runden, die er auf dem harten Reifen überstehen musste. Es kam, wie es kommen musste. "Die Reifen sind natürlich komplett eingegangen, erwartungsgemäß. Der Reifenabrieb war hoch und ich bin am Ende eingebrochen", so Hülkenberg, der darüber hinaus auch weitere Schwierigkeiten hatte.

"Gegen Rennmitte ließ die Bremsperformance nach. Das hat nicht mehr so gut funktioniert und macht einem das Leben auf so einem Stadtkurs natürlich auch schwerer, denn das nimmt dir das Vertrauen", sagt der 196-fache Grand-Prix-Teilnehmer. In der 43. Runde eröffnete sich ihm durch ein VSC trotzdem noch eine günstige Möglichkeit für einen zweiten Boxenstopp, doch seine Crew ergriff diese nicht.

"Ich glaube, wir hätten 20 Runden vor Schluss das VSC nutzen sollen", so Hülkenberg, der zu diesem Zeitpunkt Zehnter war. Magnussen lag als 14. fast zehn Sekunden hinter ihm und nutzte die Chance und kam am Ende vor Hülkenberg ins Ziel, obwohl ihn der Reifenwechsel fast eine halbe Minute hinter den Stallgefährten zurückgeworfen hatte. Der Däne drehte in der Schlussphase auf dem Soft-Reifen auf und fuhr innerhalb der letzten fünf Runden von der 14. auf die zehnte Position.

Hülkenberg kann Niederlage verkraften

"Mein Teamkollege und Albon haben gestoppt. Ich war vor ihnen und ich glaube, wenn wir da gestoppt hätten, wären noch ein oder zwei Pünktchen drin gewesen", ist sich Hülkenberg sicher, dass diese Strategie auch für ihn zum Erfolg geführt hätte. Durch die späte Weisheit erübrigt sich für ihn allerdings jedes Gefühl der Reue: "Aber hätte, hätte, Fahrradkette."

Dass Magnussen es immerhin noch in die Punkte schaffte, wenn auch erst durch den Last-Minute-Unfall von Mercedes-Pilot George Russell, freute ihn. "Das Positive ist, dass wir mit einem Auto einen Punkt geholt haben. Das ist besser als nichts", so Hülkenberg, der sein Abschneiden als höhere Gewalt akzeptierte. "Manchmal gewinnst du und manchmal verlierst du. Ich persönlich bin zufrieden, denn ich bin ein starkes Rennen gefahren. Es ist dabei nur nichts herausgekommen, so wie die Dinge liefen und wie die Strategie war."

In einer Woche wird es für Haas wahrscheinlich wieder zurück in die Untiefen des Mittelfeldes gehen. Hülkenberg erwartet nicht, dass das Auto mit der Achterbahn in Japan harmoniert. "Ich denke, dieser Kurs [Singapur] hat uns wirklich gut gepasst. Das hat uns sehr geholfen und ich erwarte in der Hinsicht nächste Woche ein anderes Bild."