Es war die Schlussphase des Lewis Hamilton. Lange war er in Singapur nur der zweite Mercedes gewesen, sowohl im Qualifying als auch in der Frühphase des Rennens. Doch nach dem Strategie-Poker seines Teams erwachte Hamiltons Rennen zum Leben. In der Schlussphase war er schneller als George Russell. Doch erst nachdem Russell seinen Mercedes auf der letzten Runde von der Strecke warf, staubte Hamilton doch noch einen dritten Platz ab. Und ist damit Dritter in der WM.
Lange hatte es düster ausgesehen mit dem Podium. Beim Start war Hamilton von P5 kommend zwar kurz an Russell und Lando Norris vorbei auf Platz drei gegangen - aber durch Abkürzen der ersten Schikane. Extrem spät hatte er sich außen in Kurve eins neben Russell gebremst. Dabei war ihm der Platz ausgegangen. Die zwei Plätze gab Hamilton in den ersten vier Runden wieder zurück, um eine Strafe zu vermeiden.
Das Ganze zementierte ihn vorerst auf dem fünften Rang ein. Nach dem Safety Car in Runde 20 verhalf er sich dank eines Fehlers von Charles Leclerc zu P4. Dann starrte er von Runde 23 bis Runde 43 auf den McLaren-Heckflügel von Lando Norris, ohne Chance auf eine Attacke. Bis zum Virtuellen Safety Car in Runde 44.
Mercedes' Strategie-Abteilung holte beide Fahrer an die Box, die Führenden Carlos Sainz und Lando Norris blieben draußen. Mit frischen Medium-Reifen ausgestattet, eröffneten Russell und Hamilton in den letzten 18 Runden die Jagd auf den Sieg. So groß waren die Schritte, dass das Team zeitweise mit den Plätzen eins und zwei rechnete.
Hamilton muss hinter Russell bleiben: War halbe Sekunde schneller
Hamilton machte dabei größere Schritte als Russell. Sechs Sekunden war er hinter seinem Teamkollegen aus der Box gekommen. Die fuhr er innerhalb weniger Runden zu, war der schnellste Mann auf der Strecke, holte sich auch die schnellste Rennrunde. Doch als er auf Russell auflief, musste er sich anstellen und mitfahren.
Gemeinsam erreichten die Mercedes in Runde 57 von 62 wieder die Führenden, aber Russell fand keinen Weg vorbei und crashte schließlich auf den letzten Kilometern. "Was uns überrascht hat, war, dass der Hard nicht so schnell nachgelassen hat, und unsere Reifen haben im Gegenzug bei der Aufholjagd stark nachgelassen", erklärt Hamilton.
Hätte Mercedes aber mit Teamorder und Hamilton als ersten Verfolger bessere Sieg-Chancen gehabt? Hamilton analysiert: "Basierend auf unseren Zeiten war ich eine halbe Sekunde schneller." Und zum Überholen brauchte man im Rennen ungefähr eineinhalb Sekunden Pace-Vorteil, schätzt er. Russell hatte die knapp nicht, seine einzige Attacke auf Norris verlief sich.
Die logische Schlussfolgerung: Hamilton hätte die Pace für eine erfolgreiche Attacke nun gehabt. Teamchef Toto Wolff wehrt sich gegen die Unterstellung einer vertanen Chance: "Nein, beide haben um den Sieg gekämpft. Unter diesen Umständen musst du sie einfach fahren lassen, sie es selbst aussortieren lassen."
Hamilton schnappt sich in Singapur WM-P3
Hamilton beklagt sich nach dem Rennen auch nicht. Er weiß, dass er am Samstag - wo Russell deutlich stärker war - schon viel verspielt hat: "Hätte ich mich besser qualifiziert, als Dritter oder vielleicht sogar in der ersten Reihe, dann hätten wir als Team besser zusammenarbeiten können. Wenn die Autos getrennt sind, dann macht es das schwierig, gegen die Autos der Konkurrenz zusammenarbeiten."
Hamilton staubte den dritten Platz mit 1,269 Sekunden Rückstand auf Sieger Sainz ab. Die 16 Punkte für Platz drei plus schnellste Runde sind in der Weltmeisterschaft kritisch. Mit ihnen hält Hamilton jetzt bei 180 und hat Fernando Alonso vom dritten Gesamtrang verdrängt.
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