Das Formel-1-Rennen in Italien war ab Runde 15 eine klare Angelegenheit. Trotz Ferrari-Pole und starker Höchstgeschwindigkeit konnte Carlos Sainz den ersten Platz nicht lange gegen Max Verstappen verteidigen. Der Niederländer fuhr einen rekordbrechenden zehnten Sieg in Folge ein und crashte die Ferrari-Party. Doch hinter ihm ging es eng zu. Carlos Sainz und Charles Leclerc bekriegten sich in den letzten Runden, Lewis Hamilton setzte sich gegen die McLaren und Alexander Albon durch, während Haas sang- und klanglos letzter wurde. Wer sind die großen Gewinner und Verlierer des Wochenendes?

Gewinner: Carlos Sainz und Ferrari

Ein besseres Wochenende hätte sich Carlos Sainz als Geschenk für seinen 29. Geburtstag wohl kaum wünschen können. Von Beginn an war der Spanier auf Pace, holte die Heim-Pole vor Dominator Max Verstappen und ließ sich von den Tifosi feiern. Die Führung konnte er zwar lediglich 15 Runden lang verwalten, doch bot er Verstappen wenigstens eine gewisse Zeit lang Gegenwehr. Das Duell gegen Teamkollege Charles Leclerc dürfte die Nerven am Ferrari-Kommandostand zwar strapaziert haben, den Zuschauern an der Strecke und vor dem Fernseher wird es jedoch gefallen haben. Aston Martin konnten die Roten in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft hinter sich lassen. Als Abschluss eines erfolgreichen Wochenendes durfte Sainz dann noch die Trophäe für den dritten Platz vor tausenden Tifosi in die Luft strecken, ganz im Stile eines Smooth Operators.

Verlierer: Haas

"Wir sind unterirdisch schlecht im Vergleich zur Konkurrenz. Als einziges Team haben wir nichts nach Monza gebracht. Und wer so wenig macht, kann auch nichts erwarten. Wir waren den Punkten nicht würdig", rügte Nico Hülkenberg sein eigenes Team nach einem denkbar schwachen Wochenende. Platz 17 und 18 holten der Deutsche und Teamkollege Kevin Magnussen, die nominell letzten beiden Plätze. Dazu wurden die Haas als einzige Boliden im gesamten Rennen überrundet, und Williams setzt sich im Kampf um Konstrukteurs-Rang sieben immer weiter ab. Ein Wochenende, dass das Team rund um Günther Steiner wohl so schnell wie möglich vergessen will.

Gewinner: George Russell

Manche hatten George Russell nach einer eher mäßigen ersten Saisonhälfte schon abgeschrieben. Doch spätestens in Italien zeigte der Brite, dass er es weiterhin mit Lewis Hamilton aufnehmen kann. Im Qualifying distanzierte Russell den Rekordweltmeister um fast zwei Zehntel, und im Rennen tat er alles, was er konnte. Bis Runde 16 hielt er Sergio Perez hinter sich, ehe der Mexikaner einen Weg am auf den Geraden unterlegenen Mercedes vorbei fand. Dass er Kurve eins abkürzte und das nicht an Alpine-Pilot Esteban Ocon zurückgab, bleibt ein kleiner Makel an einem sonst nahezu perfekten Wochenende des Briten.

Verlierer: Aston Martin

Dass Aston Martin auf dem Höchstgeschwindigkeits-Tempel Monza nicht so konkurrenzfähig wie in Zandvoort sein würde, war schon vor Beginn des Wochenendes abzusehen. Ein derart hoher Punktverlust auf die Konkurrenz und die schwache Vorstellung seitens Lance Stroll aber nicht. Zwei Punkte konnte Fernando Alonso im unterlegenen AMR23 einfahren. An diesem Wochenende das Maximum für den Spanier. Das Problem: Ferrari holte 27 Zähler - und zieht damit in der Konstrukteurs-Meisterschaft an den Grünen vorbei. Wie viele Punkte Aston Martin mit einem zweiten Fahrer à la George Russell auf dem Konto haben würde, ist pure Spekulation. Doch dass es mehr wären als mit Lance Stroll ist nahezu gewiss. Der Kanadier qualifizierte sich auf Platz 20. Im Rennen ging es lediglich auf Platz 16 nach vorne. Aston Martin bleibt ein Ein-Mann-Team, und hat damit im Kampf gegen Ferrari einen erheblichen Nachteil.

Gewinner: Max Verstappen

Max Verstappen gewann in Italien sein mittlerweile zehntes Formel-1-Rennen in Folge. Sein zwölftes 2023. Siege gehören zur Alltäglichkeit im Lager Verstappen, bei Red Bull sowieso, schließlich gewann das Team aus Milton Keynes jedes einzelne Rennen 2023. Dennoch war der Sieg in Monza etwas ganz Besonderes, ein trotz Siegesgewohnheit nicht alltägliches Ereignis. Denn Max Verstappen brach mit diesem zehnten Sieg Sebastian Vettels knapp 10 Jahre alten Rekord von neun Siegen in Serie. Ein Rekord für die Ewigkeit, dachten die meisten damals. Max Verstappen beweist 2023 das Gegenteil - und hat in Singapur die Chance, diesen Rekord noch weiter auszubauen. Die Feier vor der riesigen Kulisse in Monza war das Sahnehäubchen auf der mittlerweile 10-Stufigen-Verstappen-Torte.

Verlierer: Alpine

Alpine kam in Zandvoort stark aus der Sommerpause zurück. Pierre Gasly holte prompt seinen ersten Podestplatz der Saison. In Italien bot sich den Franzosen das komplett gegensätzliche Bild. Platz 17 und 18 im Qualifying, Platz 15 für Gasly im Rennen, Esteban Ocon schaffte es nicht ins Ziel. Der Defekt Ocons fiel einem Großteil der Zuschauer nicht einmal auf, so weit abgeschlagen war das französische Team. In der Weltmeisterschaft macht das zwar keinen Unterschied mehr, Alpine liegt im Niemandsland auf Platz sechs, weit hinter der Spitzengruppe beginnend mit McLaren, aber auch 52 Punkte vor Williams. Dennoch zeigt das Rennen in Monza: Auto und Team sind weit von dem entfernt, was sich die hohen Tiere in Frankreich vorstellen.

Gewinner: Liam Lawson

"Elfter zu werden ist wie Zweiter zu werden", ärgerte sich Liam Lawson nach dem Grand Prix in Monza. Nach dem Chaos von Zandvoort war der Italien GP wohl das erste "normale" Rennen des Neuseeländers in der Königsklasse. Im zweiten Rennen in der Formel 1 im AlphaTauri fast den ersten Punkt einzufahren ist aller Ehren wert. Damit hat er schon im zweiten Anlauf mehr erreicht als Nyck de Vries in elf Anläufen. Dessen bestes Ergebnis war ein zwölfter Platz in Monaco. Natürlich fehlt durch das frühe Ausscheiden von Yuki Tsunoda eine Benchmark, doch auch im Qualifying fehlten dem Neueinsteiger nur etwas weniger als zwei Zehntel auf den Japaner. Lawson liefert damit das nächste fehlerfreie, solide Wochenende ab.

Verlierer: McLaren

Die Pace von McLaren war in Monza besser als erwartet. Oscar Piastri und Lando Norris waren das gesamte Rennen über schneller als Alex Albon im Williams, kamen jedoch auf der Geraden nie am FW45 vorbei. Mit vier Punkten holten die Briten zumindest mehr als Aston Martin, die nun in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft vor den Papayas liegen. Warum gehört McLaren also in die Verlier-Kategorie? Zum einen verlor das Team aus Woking Punkte auf Mercedes, und das, obwohl die Silberpfeile im Höchstgeschwindigkeits-Tempel der Formel 1 ebenfalls keine hohen Erwartungen hatten. Zum anderen, weil die Berührung zwischen Oscar Piastri und Lando Norris eine anständige Schelte von Teamchef Andrea Stella nach sich zog. Schon in Ungarn bekam Norris die präferierte Strategie trotzt schlechterer Position auf der Strecke, in Monza zeigte sich ein ähnliches Bild. Piastri versuchte sich diesmal mit aller Macht zu verteidigen, und untersteuerte auf kalten harten Reifen in Norris hinein.