AlphaTauri-Ersatzmann Liam Lawson bestritt in Zandvoort seine Feuertaufe im Formel-1-Qualifying. Für einen Einzug in Q2 reichte es beim Neuseeländer zwar nicht aus, doch bei schwierigen Bedingungen brachte er den AlphaTauri von Daniel Ricciardo ohne große Zwischenfälle zurück in die Garage. Für das Rennen am Sonntag hat der 21-Jährige keine großen Pläne.
Lawsons größte Herausforderung? Intermediate-Reifen
In Lawsons erstem Formel-1-Qualifying reichte es nur für Platz 20. Trotzdem ist der 21-Jährige mit seiner Leistung zufrieden. Abgesehen von einem Dreher im dritten Training kam es bei Lawson am Samstag zu keinen Zwischenfällen. "Bei diesen Bedingungen geht es darum, das Beste aus den Reifen herauszuholen. Ich bin noch nie mit Intermediate-Reifen gefahren, das war heute die wahrscheinlich größte Herausforderung", erzählt der Neuseeländer.
"Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich mit dem ersten Reifensatz eigentlich ganz wohl", so Lawson über das Qualifying. Doch dann stand er mit den Intermediates kurzzeitig auf Kriegsfuß. "Ich glaube, im ersten Run waren wir nicht allzu weit weg und haben uns irgendwie verbessert. Aber dann regnete es wieder und ich habe auf dem zweiten Satz nicht pushen können. Ich musste mich erst an die Intermediates gewöhnen."
Dr. Helmut Marko nimmt seinen Nachwuchspiloten in Schutz: "Es sind ganz schwierige Bedingungen und es ist nicht ganz glücklich gelaufen." Als der Regen in Q1 ein wenig nachgelassen hatte, befand sich der 21-Jährige gerade beim Reifenwechsel in der Garage. "Er war phasenweise knapp an Yuki [Tsunoda] dran", so Marko gegenüber ServusTV. Zum Sessionende befand sich Lawson aber fast anderthalb Sekunden hinter Teamkollege Tsunoda.
Lawsons Erwartungen fürs Rennen
Lawson betrachtet das Rennen jetzt schon als Lernkurve. Große Hoffnungen macht sich der Neuseeländer aufgrund seiner Ausgangsposition nicht. "Es wird ein wirklich hartes Rennen werden. Ich bin aufgeregt. Ich weiß, dass es eine Herausforderung sein wird. Wir müssen eine Menge bewältigen", so der 21-Jährige. "Am Ende des Rennens fühle ich mich im Auto hoffentlich wohler." Das Ziel? Ein sauberes Rennen ohne Zwischenfälle.
Im Moment fürchtet sich der Neuseeländer aber noch vor der Wetterlage am Sonntag. "Wenn es trocken ist, muss ich alles wieder neu lernen, weil ich noch nie im Trockenen gefahren bin", sagte Lawson. Nach aktuellen Wetterprognosen besteht eine Regenwahrscheinlichkeit von 45 Prozent. Zusätzlich fehlen dem 21-Jährigen die Long-Run-Daten. "Ich weiß also nicht einmal, wie die Reifenperformance ist."
Fährt Lawson auch in Monza?
Derzeit ist noch unklar, wann Ricciardo in den AlphaTauri zurückkehren wird und ob Lawson in diesem Fall den Australier weiterhin ersetzen würde. "Aktuell ist noch nichts bestätigt. Im Moment fahre ich morgen und das ist alles", berichtete der Neuseeländer.
Dr. Helmut Marko zufolge befand sich Ricciardo am Samstagmorgen bereits auf dem Weg nach Barcelona. "Je nachdem wie die Untersuchungen laufen, wird er morgen oder übermorgen operiert", so Marko. "Wenn er ein MotoGP-Fahrer wäre, würde er morgen starten. Aber nachdem er ein normaler Mensch ist, hoffen wir, dass er vielleicht in Singapur wieder starten kann."
So erfuhr Ersatzmann Lawson von seinem Glück
Nachdem Ricciardo bereits am Funk über Schmerzen geklagt hatte, läuteten bei AlphaTauri die Alarmglocken: Ein Plan B musste her. "Das ging alles ziemlich schnell. Ich war in der Red-Bull-Garage und habe mir die Session angeschaut. Es war ein verrückter Unfall, es gab keinen großen Crash. Es lag nur an der Art und Weise, wie sich das Lenkrad drehte", erinnert sich Lawson.
Als Lawson davon erfuhr, dass sich der Australier an der Hand verletzt hatte, nahm er vorsichtshalber an der Fahrerbesprechung teil. "Mitten in der Besprechung bekam ich die Nachricht", so der Neuseeländer. "Ich habe mich dann in der zweiten Hälfte der Fahrerbesprechung ziemlich konzentriert." Mit dem Einsatz wurde Lawson vor eine Mammutaufgabe gestellt.
"Es gab einfach eine Menge zu verarbeiten. Mir wurde klar, dass ich in den nächsten 24 Stunden noch eine Menge lernen musste", sagte Lawson. Der 21-Jährige konnte sich nicht im Simulator auf das Rennwochenende in Zandvoort vorbereiten. Am letzten Wochenende nahm der Neuseeländer nämlich noch an einem Rennen in der Super Formula in Japan Teil. "Ich bin von dort direkt hier hergeflogen."
"Ich hätte mich gerne noch mehr auf diese Strecke vorbereitet. Vor allem in den ersten zwei Trainingseinheiten", so der 21-Jährige. Das erste und zweite Training absolvierte aber noch Stammpilot Daniel Ricciardo. "Man kann sich auf diese Situation unter diesen Bedingungen nicht wirklich gut vorbereiten", sagte er. Außerdem ist er als Red-Bull-Ersatzmann nicht hundertprozentig mit dem AlphaTauri vertraut: "Um ehrlich zu sein, nicht sehr gut. Ich würde sagen, nicht so gut wie mit dem Red Bull." Trotzdem begrüßte er die Herausforderung mit offenen Armen. "Auf so eine Gelegenheit habe ich mein ganzes Leben gewartet." (Formel 1 live aus Zandvoort: News von heute im Ticker)
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