Daniel Ricciardo fällt nach dem Bruch eines Mittelhandknochens beim Formel-1-Wochenende in Zandvoort aus. Der Australier wurde bei einem unscheinbaren Unfall von seinem Lenkrad unglücklich an der Hand getroffen. Ihm droht nun sogar eine Operation. Wie lange Ricciardo ausfällt ist nicht bekannt. (Formel 1 live aus Zandvoort: News von heute im Ticker)

Ein Ersatz für den Australier stand aber schnell parat. Liam Lawson übernimmt das AlphaTauri-Cockpit für das restliche Wochenende. Er ist damit der bereits dritte Fahrer nach Nyck de Vries und Ricciardo, der in dieser F1-Saison als Teamkollege von Yuki Tsunoda an den Start geht. Doch wer ist Liam Lawson überhaupt und wie verlief sein Weg in die Formel 1?

Liam Lawson: Von Neuseeland nach Europa

Liam Lawson wurde 2002 unweit des ikonischen Pukekohe Circuit in Neuseeland geboren. Dort begann ab 2009 auch seine Motorsport-Karriere. Zunächst war er in zahlreichen Kartserien und mehreren unterklassigen Formel-Meisterschaften in seinem Heimatland unterwegs, ehe Lawson nach einer Saison in der australischen Formel 4 im Jahr 2018 den Sprung nach Europa wagte.

Auf Anhieb erreichte er den zweiten Platz in der ADAC Formel-4-Meisterschaft und kletterte zunächst die klassische Formel-Leiter in den Nachwuchs-Serien empor. Nach dem Titelgewinn in der Toyota Racing Series wurde er 2019 in das Red-Bull-Nachwuchsprogramm aufgenommen. Im selben Jahr stieg er in die Formel 3 auf und startete nebenher auch in der EuroFormula Open.

In seiner Debüt-Saison in der F3 kam Lawson mit zwei Podien nicht über die elfte Position hinaus, ein Jahr später steigerte er sich mit insgesamt drei Rennsiegen auf Platz 5. 2021 erfolgte folgerichtig der Aufstieg in die Formel 2. Überraschend debütierte er allerdings im selben Jahr auch in der DTM. Da sich die Kalender der beiden Serien nicht überschnitten, nahm Lawson in beiden Serien gleichzeitig die gesamte Saison in Angriff.

DTM: Traumstart und Titeldrama

Lawson meisterte den Spagat zwischen den Formel-2-Wagen und dem GT3-Ferrari, mit dem er in der DTM startete, mit Bravour. In der Nachwuchsserie belegte er am Ende des Jahres mit einem Sieg immerhin Rang 9. Doch für richtig Aufsehen sorgte er in Deutschland. Bei dem ersten Sportwagen-Rennen seiner Karriere krönte sich Lawson zum Sieger.

Der Neuseeländer drückte anschließend der BOP-bedingt notorisch abwechslungsreichen Meisterschaft seinen Stempel auf. Beinahe an jedem Rennwochenende pilotierte Lawson seinen Ferrari 488 GT3 mindestens einmal auf das Podium. Nur auf dem Nürburgring blieb er zwei Tage lang ohne Punkte und somit ohne Podest. Dafür staubte er beim darauffolgenden Wochenende in Spielberg gleich beide Rennsiege ab.

Beim Saisonfinale auf dem Norisring sah Lawson nach zwei Pole Positions und einem Podium am Samstag wie der sichere DTM-Champion aus. Doch ein übereifriges Manöver von Titelkandidat Kelvin van der Linde am Start kostete ihm seine Chance. Stattdessen konnte Maximilian Götz mit einem Sieg den DTM-Titel einfahren.

Lawson war nach dem DTM-Finale am Boden zerstört, kehrte der DTM den Rücken und konzentrierte sich in der folgenden Saison auf die Formel 2. Dort landete er nach vier Siegen in Sprintrennen am Ende auf der dritten Position. Im selben Jahr trat er auch seinen Dienst als Red-Bull-Testfahrer an und absolvierte insgesamt drei Trainingseinsätze - zwei für AlphaTauri, einen für Red Bull.

2023: Japan anstatt Formel 1

Bei der Fahrerwahl für das zweite AlphaTauri-Cockpit 2023 wurde er allerdings nicht berücksichtigt. Stattdessen zog das Team Nyck de Vries an Land. Lawson wechselte in die japanische Super Formula, blieb aber Red Bull als Reservemann erhalten.

In Japan ging der Stern des 21-Jährigen erneut auf. Wie schon in der DTM gewann er das erste Saisonrennen - diesmal in Fuji. Es folgten bislang zwei weitere Siege in Autopolis und Fuji. Die Führung in der Meisterschaft büßte er erst durch das Rennen am vergangenen Wochenende in Motegi ein, als er nach einem Startunfall und einer Strafe erstmals außerhalb der Punkte landete.

Formel-1-Aufstieg im dritten Anlauf

Damit wandelt er auf den Spuren von Pierre Gasly. Der Franzose schrammte 2017 knapp am Titelgewpinn in der Super Formula vorbei. Lawson hingegen ging trotz dieser starken Referenzen aus dem 'Land der aufgehenden Sonne' erneut leer aus, als de Vries bei AlphaTauri vor die Tür gesetzt wurde. Stattdessen erhielt Ricciardo das Cockpit in Faenza. Im dritten Anlauf klappte es nun mit dem Einstand. In Zandvoort wird Lawson erstmals ein Formel-1-Rennen starten.

Je nachdem, wie lange der Heilungsprozess bei Daniel Ricciardo dauert, könnten noch weitere Starts folgen. Der Große Preis von Italien in Monza geht nur eine Woche nach dem Niederlande-GP über die Bühne.