Der Weg in die Königsklasse ist alles andere als ein Kinderspiel. Denn nicht nur das Talent spielt in jungen Jahren eine große Rolle, sondern auch die Unterstützung der Eltern. Die müssen nämlich schon früh tief in die Tasche greifen, um den Traum ihrer Schützlinge erfüllen zu können. Im Formel-1-Fahrerfeld 2023 könnten die sozialen Herkünfte aber nicht unterschiedlicher sein.

Während die Väter mancher Piloten bereits in Kart-Zeiten ihr letztes Geld zusammenkratzen mussten, schwammen andere regelrecht in Geldscheinen. Aber auch Söhne, die in die Fußstapfen ihrer Väter traten, sind in der Königsklasse keine Seltenheit. Doch wer sind die Papas der Formel-1-Fahrer eigentlich? Motorsport-Magazin.com wirft einen genaueren Blick auf die Väter im Fahrerfeld 2023.

Diese Väter finanzierten den Formel-1-Aufstieg ihrer Söhne

Lance Stroll: Lawrence Stroll ist im aktuellen Formel-1-Grid nicht nur der wohlhabendste Vater, sondern auch der aktivste in der Königsklasse. Laut Forbes hat der Geschäftsmann ein Nettovermögen von knapp 3,8 Milliarden US-Dollar [Stand August 2023]. Sein Vermögen stammt größtenteils aus der Investition in Modemarken wie Tommy Hilfiger und Michael Kors.

Es ist kein Geheimnis, dass Lawrence Stroll in der Karriere seines Sohnes eine große Rolle spielte. Der 24-Jährige wurde zwar 2010 in die Ferrari Driver Academy aufgenommen, die begleitete ihn auch bis zu seiner ersten europäischen Formel-3-Saison im Jahr 2015, gleichzeitig ging sein Vater aber auf Nummer sicher. Der heutige Aston-Martin-Pilot trat nämlich in der italienischen Formel 4 für Prema an, bei denen Lawrence zuvor Anteile erworben hatte.

Lawrence Stroll ist Teambesitzer von Aston Martin, Foto: LAT Images
Lawrence Stroll ist Teambesitzer von Aston Martin, Foto: LAT Images

Auch den Einstieg in die Königsklasse ebnete sein Milliardärs-Vater. So konnte Lance Stroll auf Kosten seines Vaters ein Formel-1-Testprogramm mit dem 2014er-Williams absolvieren. Knapp 20 Mitarbeiter - darunter auch Mercedes-Ingenieure - flogen mit dem Kanadier rund um die Welt, um auf Formel-1-Rennstrecken in Austin, Abu Dhabi, Silverstone und Österreich zu testen.

Gerüchten zufolge soll Papa Stroll bis zu 80 Millionen Dollar gezahlt haben, um seinem Sohn 2017 einen Sitz bei Williams zu sichern. 2018 kaufte er zusammen mit einer Gruppe von Investoren den Formel-1-Rennstall Force India [heute: Aston Martin] auf. Nach Angaben von Forbes zahlte er 90 Millionen Pfund und übernahm zudem noch Schulden in Höhe von 15 Millionen Pfund.

Bereits zwei Jahre später investierte der Kanadier 235,6 Millionen Dollar in den Automobilhersteller Aston Martin. Seither ist Strolls Vater nicht nur Miteigentümer des Automobilherstellers, sondern auch geschäftsführender Vorsitzender. 2021 wurde das Formel-1-Team - als Teil des Deals - in Aston Martin umbenannt, bei welchem er bis heute Teambesitzer ist.

Lando Norris: Adam Norris steht zwar im Vergleich zu Lawrence Stroll nicht ganz so viel Vermögen zu Buche, trotzdem gehört er zusammen mit Lando zu den wohlhabenderen Vater-Sohn-Gespannen im Formel-1-Fahrerfeld. Der 51-Jährige hat ein geschätztes Nettovermögen von 200 Millionen Pfund und landete damit 2022 auf Rang 610 der reichsten Briten.

Mit 33 Jahren wurde Adam zum Geschäftsführer von 'Pension Direct' ernannt, einer in 'Hargreaves Lansdown' aufgegangenen Rentenberatungsorganisation. Inzwischen hält er bei der Firma Anteile im Wert von rund 187 Millionen Pfund. Zusätzlich wurde Norris' Vater aber auch als Investor tätig. Dabei investierte der Geschäftsmann knapp 100 Millionen Pfund in Start-up-Unternehmen, darunter auch 'Pure Electric', einem E-Scooter-Unternehmen, das mittlerweile auch im Formel-1-Paddock vertreten ist.

Der 51-Jährige wollte die Karriere seines Sohnes von klein auf fördern - aber nicht ohne Konsequenzen. "Ich kann definitiv sagen, dass ich privilegiert bin, aber nicht in dem Sinne, dass ich alles bekomme, was ich will", so Lando Norris im High Performance Podcast. "Es gibt viele Dinge, die mein Vater mir gegeben und in mich investiert hat, aber es ist eine Investition und keine Selbstverständlichkeit. Ich musste diese Investition zurückzahlen und ihn belohnen und das, was er mir gegeben hat, nutzen, um zu zeigen, dass das alles nützlich war und keine Zeitverschwendung."

Doch auch Lando setzte sich damals ein Ziel: In die Königsklasse will er ohne die Hilfe seines Vaters kommen. Lediglich die Nachwuchsklassen durfte Adam finanzieren. "Ich will nicht, dass die Leute sagen, dass ich wegen meines Vaters hier [Formel 1] bin", sagte der McLaren-Pilot. "Ich wollte nicht dafür bezahlen, dass ich in die Formel 1 komme. Ich bin viel stolzer, dass ich sagen kann, dass ich hier bin, weil McLaren mich geholt hat."

Bis dato ist Lando aber dankbar, dass sein Vater ihm unter die Arme greifen konnte: "Die Tatsache, dass er [Adam Norris] mich in der Formel 2 unterstützen konnte, war schon viel mehr als das, was die Leute normalerweise bekommen." Heute kommt sein Vater hin und wieder an die Strecke, um seinem Sohn über die Schulter zu schauen.

Logan Sargeant: Daniel Sargeant ist Eigentümer des Marine-Transportunternehmens 'Sargeant marine inc.'. Daniels Vater - ein Marineoffizier im Ruhestand - gründete das Unternehmen im Jahr 1983. Auch Daniels älterer Bruder [Harry Sargeant III] ist ein ehemaliger Offizier und Kampfpilot der Marinekorps der Vereinigten Staaten und derzeitiger Eigentümer der 'International Oil Trading Group'.

Nach Angaben der New York Times hatten die beiden Brüder eine Auseinandersetzung bezüglich der Motorsportkarriere von Logan und seinem Bruder Dalton Sargeant. Es folgte eine Klage seitens Harry, in der er Daniel beschuldigt hatte, 6,5 Millionen Dollar Firmengelder "zur Förderung der internationalen Kart-Rennaktivitäten" seiner Söhne falsch adressiert zu haben. Der Rechtsstreit wurde letztendlich wieder beigelegt.

2019 wurde dann sein Unternehmen 'Sargeant marine inc.' mit rechtlichen Problemen konfrontiert. Die Anklage belief sich auf Vorwürfe zur Bestechung von ausländischen Beamten in Brasilien, Venezuela und Ecuador. Nach einem Schuldeingeständnis und einer Geldstrafe in Höhe von 16,6 Millionen Dollar wurden die Vorwürfe wieder ausgeräumt.

Gleichzeitig bekannte sich Logans Vater vor dem Bundesgericht in New York in den Anklagepunkten Bestechung und Geldwäsche für schuldig. Derzeit wartet der Unternehmer noch auf seine Verurteilung und ist laut Angaben der New York Times gegen eine Kaution von 5 Millionen Dollar auf freiem Fuß. Logan selbst darf sich nicht zu den rechtlichen Angelegenheiten seines Vaters äußern.

Oscar Piastri: Oscar Piastris Vater [Chris Piastri] ist Geschäftsmann und Gründer des Unternehmens HP Tuners. Schon früh spielte er eine wichtige Rolle in der Karriere seines Sohns. "Als ich ungefähr 5 oder 6 Jahre alt war, kaufte mir mein Vater ein ferngesteuertes Auto, mit dem ich dann 3 oder 4 Jahre lang Rennen fuhr, bevor ich 2010 mit dem Kartfahren begann", so der Australier im Interview mit Motorsport-Magazin.com

Mit seiner Firma sponserte er die Karriere des heutigen McLaren-Piloten. "Ich war in der glücklichen Lage, dass das Unternehmen meines Vaters ziemlich erfolgreich läuft", sagte er. Als der Australier nach Europa kam, um in den Formelsport einzusteigen, begleitete ihn sein Vater für die ersten sechs Monate. Bis dato fungierte er auch noch als Manager seines Sohns. Später übernahm Mark Webber dann die Position seines Vaters.

Danach war der 22-Jährige auf sich allein gestellt. "Mein Vater kam zu vielen Rennen und das ist noch immer so, manchmal gemeinsam mit meiner Mutter und meinen Schwestern", so Oscar Piastri. In Sachen Finanzierung stemmte Chris Piastri die Karriere seines Sohnes aber nicht komplett selbstständig. "Eine große Summe an Geld kam von dort [HP Tuners]. In den letzten paar Jahren förderte mich Alpine auch sehr in meiner Rennkarriere", erklärt der Australier.

Guanyu Zhou: Im Gegensatz zu den Eltern der anderen Formel-1-Piloten will Guanyu Zhous Familie weitestgehend unentdeckt bleiben. Die Namen sind daher unbekannt. Aus einer Motorsport-Familie stammt der Chinese zwar nicht, Autos waren bei dem Alfa-Sauber-Piloten aber schon als Kind präsent. Papa Zhou ist nämlich Autohändler und unterstützte seinen Sohn finanziell auf dem Weg in die Königsklasse.

Zu der chinesischen Oberschicht zählt sich Zhou aber nicht. "Es gibt viele reiche Familien in China, aber zu meiner Familie passt der Ausdruck 'reich' nicht. Ich würde es als gute Familie bezeichnen, der es möglich war, mich zu unterstützen. Das war das Wichtigste", so der Alfa-Sauber-Pilot im Interview mit dem Tagesspiegel.

Die Liebe für den Motorsport entfachte aber sein Vater. Seine ersten Kart-Runden drehte Zhou nämlich als Beifahrer: "Ich habe mich gezwungen, es zu versuchen und ich habe mich darin verliebt und liebe es seitdem.“ Heute ist sein Vater nur selten an der Rennstrecke vorzufinden, stattdessen begleitet Mama Zhou ihren Schützling bei den meisten Rennen.

Nico Hülkenberg: Auch Klaus Dieter Hülkenberg war zu Beginn ein großer Unterstützer in der Karriere seines Sohns. Der Emmericher ist der ehemalige Inhaber der Hülkenberg Spedition. Obwohl der jetzige Haas-Pilot bereits mit neun Jahren in den Kart-Sport eingestiegen ist und schon früh die ersten Titel sichern konnte, absolvierte er in der Firma seines Vaters eine Ausbildung zum Speditionskaufmann. Inzwischen hält sich Klaus Hülkenberg im Hintergrund und überlässt seinem Sohn das Rampenlicht.

Diese Söhne traten in die Fußstapfen ihrer Väter

Carlos Sainz: Wie der Vater, so der Sohn? Das trifft bei Carlos Sainz nicht hundertprozentig zu. Der Werdegang des Vater-Sohn-Duos unterscheidet sich nämlich lediglich in der Rennserie. Vater Carlos Sainz Senior ist ein ehemaliger zweifacher Rallye-Weltmeister. Er ging 1987 erstmals an den Start und konnte sich 1990 den ersten WRC-Titel sichern. Zwei Jahre später erzielte er bereits den zweiten Titel. Es folgte dreimal der zweite Gesamtrang und fünfmal der dritte WM-Platz bis zu seinem WRC-Karriereende im Jahr 2004. 2005 absolvierte er zwei Einsätze als Ersatzmann für das Citroën-Werksteam.

Carlos Sainz sr. bei den Wintertests in Bahrain.
Carlos Sainz Senior bei den Wintertests in Bahrain 2023, Foto: LAT Images/Mark Sutton

Trotz seiner Motorsport-Erfahrungen konnte er seinem Sohn aber nicht so helfen, wie er es gerne gewollt hätte. "Er hat sich für die Formel 1 entschieden. Wenn er sich für den Rallyesport entschieden hätte, hätte ich ihm viel mehr helfen können. Ich versuche, ihm aber zu helfen, wann immer ich kann", so Sainz Senior im Red-Bull-Interview. Finanziell musste er seinen Sohn ab 2010 jedenfalls nicht mehr unterstützen. Nach seinem Formel-BMW-Einstieg wurde der heutige Ferrari-Pilot im Red-Bull-Förderprogramm aufgenommen.

Eine aktive Rolle spielt der 61-Jährige in der Karriere seines Sohnes heute nicht mehr. Seit 2006 nimmt der Spanier jährlich an der Dakar Rallye teil. Zuletzt konnte er sie im Jahr 2020 gewinnen. Gleichzeitig tritt er seit 2021 an der Motorsportserie Extreme E an. Im aktuellen Formel-1-Grid sind die beiden das einzige aktive Vater-Sohn-Duo im Rennsport.

Max Verstappen: Beim Wunderkind Max Verstappen floss ebenfalls von Anfang an Benzin durch die Adern. Jos Verstappen ging 1994 erstmals in der Königsklasse an den Start. So erfolgreich wie sein Sohn war er aber nie. Papa Verstappens erste Formel-1-Saison war auch sein bestes Jahr. Mit zwei dritten Plätzen und WM-Rang 10 konnte er sich bis zu seinem Karriereende im Jahr 2003 nicht mehr steigern.

Jos und Max Verstappen nach dem WM-Sieg 2021, Foto: LAT Images
Jos und Max Verstappen nach dem WM-Sieg 2021, Foto: LAT Images

Der damalige Minardi-Pilot hängte seinen Rennoverall an den Nagel und konzentrierte sich stattdessen auf die Karriere seines Sohns. Schon im Kartsport war der 51-Jährige in Max' Leben stark involviert. "Nachdem er seine eigene Karriere beendet hatte, hat er seine ganze Zeit in meine investiert", so der zweimalige Weltmeister. "Er bereitete alles vor: Go-Karts, Motoren. Dann fuhr er mit mir den ganzen Tag nach Italien, zwischendurch zur Schule und wieder zurück."

In Sachen Erziehungsmaßnahmen muss Jos Verstappen immer wieder harte Kritik einstecken. In der Vergangenheit wurde dem Niederländer immer wieder vorgeworfen, bei Max die Grenzen überschritten zu haben. "Ich habe ihn erzogen, ich war hart zu ihm. Das war mein Plan. Viele Leute können sich nicht vorstellen, was es braucht, um das absolute Spitzenniveau einer Sportart zu erreichen. Das hilft ihm jetzt noch", so Jos Verstappen in der Doku 'Max Verstappen: Anatomy of a Champion'.

Heute ist der ehemalige Formel-1-Pilot nicht mehr bei allen Rennen vor Ort. Trotzdem hält ihn Max immer auf dem neusten Stand: "Wir telefonieren noch immer jeden Tag. Vor dem Rennen rede ich mit ihm immer noch, was wir bei der Strategie machen werden und solche Sachen."

Kevin Magnussen: Kevin Magnussen ist ebenfalls Sohn eines ehemaligen Formel-1-Piloten. Jan Magnussen nahm von 1995 bis 1998 an 25 Rennen teil. Sein Königsklassen-Debüt gab der Däne - wie auch sein Sohn - bei McLaren. Jedoch sprang er damals nur als Ersatzfahrer für Mika Häkkinen ein. 1997 absolvierte er für Stewart erstmals eine vollständige Formel-1-Saison. Ein Jahr später sicherte er sich beim Kanada GP nicht nur zum ersten Mal einen WM-Punkt, er verabschiedete sich hier gleichzeitig von der Formel-1-Bühne. Ab dem Großen Preis von Frankreich wurde er durch Max Verstappens Vater [Jos Verstappen] ersetzt.

Vater Jan Magnussen bei Kevins Debüt in der Formel 1, Foto: LAT Images
Vater Jan Magnussen bei Kevins Debüt in der Formel 1, Foto: LAT Images

Alexander Albon: Auch Nigel Albon - Vater von Williams-Pilot Alexander Albon - besaß eine Leidenschaft für den Motorsport. 1993 nahm der Brite erstmals an einem Wettkampf teil. Im Renault Clio Cup belegte er am Ende den fünften Platz. Neben einer Saison in der britischen Tourenwagenmeisterschaft startete er auch einmal in der FIA-GT-Meisterschaft. Sein Karriere-Highlight war die Teilnahme am 12-Stunden-Rennen von Sepang im Jahr 2002. Zusammen mit seinen Teamkollegen Tommy Lee und T. Hamman sicherte er sich den Sieg.

Nach dem zweiten Gesamtplatz im Jahr 2003 nahm Nigel Albon ab 2005 erneut am Porsche Carrera Cup Asia teil. Gleichzeitig begann auch Sohn Alexander mit dem professionellen Kartsport. Der 66-Jährige absolvierte drei Saisons, wobei er 2007 mit dem vierten Gesamtplatz seine aktive Motorsport-Karriere beendete.

Mechaniker Dan Barrett (links) mit Alexander Albon und Vater Nigel Albon (rechts) beim Kartrennen.
Alexander Albon und sein Vater Nigel Albon (rechts) bei einem Kartrennen im Jahr 2008, Foto: LAT Images/Edd Hartley

2012 trieb er die Karriere seines Sohns weiter voran. Alexander Albon wechselte in den Formelsport und wurde in das Red-Bull-Förderprogramm aufgenommen. Zum Saisonende lieferte er aber nicht die gewünschten Ergebnisse, worauf er das Programm wieder verlassen musste. Zusammen mit seinem Vater machte er sich auf den Weg nach Thailand, um nach Sponsoren zu suchen - mit Erfolg. Alexander Albon konnte den Formelsport fortsetzen. Inzwischen kommt sein Vater hin und wieder an die Strecke, eine aktive Rolle spielt der 66-Jährige in der Motorsportkarriere seines Sohnes aber nicht mehr.

Pierre Gasly: Bei Pierre Gasly geht die Motorsport-Historie im Familienstammbaum sogar noch eine Generation weiter zurück. Beide seiner Großeltern waren leidenschaftliche Kartfahrer. Seine Großmutter krönte sich sogar zur Kartmeisterin. Ihre Leidenschaft gaben sie auch an Sohn Jean-Jacques Gasly [Pierre Gaslys Vater] weiter, welcher sich in den unterschiedlichsten Rennsportkategorien versuchte. Darunter das Kartfahren, Langstreckenrennen und der Rallyesport. Aufgrund eines Unfalls beendete er dann aber seine aktive Karriere.

Ohne die finanzielle Unterstützung von Sponsoren hätte es Pierre Gasly vermutlich nicht in die Formel 1 geschafft. Papa Gasly eröffnete nach seinem Karriere-Aus eine Druckerei, finanziell abgesichert war die Familie damit nicht. Doch er wollte seinen Sohn trotzdem beim Formel-1-Traum unterstützen. Um Sponsoren an Land zu ziehen reiste Jean-Jacques sogar nach Uganda, nur um dann herauszufinden, dass es sich um einen Betrug handelte. Später wurde Pierre von Red-Bull-Juniorenprogramm entdeckt und konnte seine Karriere ohne finanzielle Sorgen fortsetzen.

Daniel Ricciardo: Daniel Ricciardos erste Erinnerungen an den Motorsport waren die Wochenenden vom Barbagallo Raceway in Westaustralien, auf dem sein Vater [Giuseppe 'Joe' Ricciardo] Rennen fuhr. "Ich will ihn nicht heruntermachen, aber es war nur eine lokale Serie. Zu diesem Zeitpunkt war es für ihn nur ein Hobby", scherzte Daniel im Podcast 'Beyond Victory'. Einer professionellen Karriere ging der gebürtige Italiener nämlich nie nach. "Er hatte nie wirklich die Möglichkeit, es weiterzuverfolgen", so der AlphaTauri-Pilot.

Rennsieger Daniel Ricciardo feiert mit seiner Mutter und seinem Vater in Monaco.
Daniel und Joe Ricciardo nach seinem Sieg in Monaco 2018, Foto: LAT Images/Mark Sutton

Stattdessen setzte Joe Ricciardo alle Mühe und Kraft in den Traum seines Schützlings. Ein Millionärs-Sohn ist der 'Honigdachs' zwar nicht, trotzdem stellte Joe Ricciardo sicher, dass sein Sohn die bestmöglichen Chancen hatte, um in die Königsklasse zu kommen. Darunter auch die Finanzierung, um Daniel nach Europa zu schicken. "Wir hatten in diesem Jahr [2007] genug Fördermittel. Mein Vater hat im Laufe seines Lebens ein Unternehmen aufgebaut, sodass er den Großteil der Kosten tragen konnte", sagte Daniel. Aber auch Familienangehörige und Freunde steuerten zu Ricciardos Karriere bei, bis er 2008 in das Juniorenprogramm der Bullen aufgenommen wurde.

In Sachen Auto-Know-how sei sein Vater - trotz Ricciardos Formel-1-Erfolgen - deutlich besser aufgestellt. "Bis heute kann er mit drei Pedalen zehnmal besser fahren als ich. Er hat tatsächlich mehr Motorsport in seiner DNS als ich", lobt der achtmalige Rennsieger seinen Vater. Auch im Paddock ist Joe Ricciardo kein seltener Gast und unterstützt inzwischen - wie Daniel einst seinen Vater - seinen Sohn vom Streckenrand.

Charles Leclerc: Hervé Leclerc war maßgeblich daran beteiligt, dass sein Sohn eine Karriere im Motorsport einschlug. In den 1980er Jahren war der Monegasse selbst aktiver Rennfahrer und nahm an der Formel 3 teil. Obwohl die Familie im Land der Millionäre zwischen Luxusyachten und Sportwagen lebte, stammte Charles Leclerc nicht aus einer derart wohlhabenden Familie.

Leclercs Vater konnte die Karriere seines Sohnes nicht stemmen, seine Großeltern hingegen waren in einer deutlich besseren finanziellen Lage. Doch die Plastikproduzenten kamen 2010 in eine wirtschaftliche Krise und Charles Leclercs Formel-1-Traum stand erneut vor dem Aus. Mittels Sponsoren und dem Einstieg in das Ferrari-Förderprogramm im Jahr 2016 ebnete sich der Monegasse seinen Weg in die Königsklasse.

2017 erlitt der damalige Formel-2-Pilot einen harten Schicksalsschlag. Charles Leclerc verlor seinen 54-jährigen Vater nach langem Krebsleiden. Noch vor seinem Tod erzählte er Papa Leclerc, dass er für die Saison 2018 einen Vertrag bei einem Formel-1-Team unterschrieben hätte. Doch dem war zu diesem Zeitpunkt nicht so. Erst im Dezember 2017 unterzeichnete er für das Folgejahr einen Vertrag mit Sauber.

Sergio Perez: Antonio Pérez Garibay ist Mitglied der mexikanischen Partei 'Movimiento Regeneración Nacional'. Zudem ist er seit 2021 Mitglied der mexikanischen Abgeordnetenkammer. Noch bevor er in der Politik ging, fuhr der 64-Jährige selbst Rennen. So kam auch Sergio Perez mit dem Rennsport in Kontakt. Die finanziellen Mittel seiner Familie reichten lediglich für die nationalen Kart-Rennen aus. Später wurde er dann vom mexikanischen Unternehmer Carlos Slim unterstützt.

Antonio Pérez nach Sergios Podium in Russland 2025, Foto: Sutton
Antonio Pérez nach Sergios Podium in Russland 2025, Foto: Sutton

Wie auch viele andere Väter der Formel-1-Piloten hatte Papa Perez in Anfangsjahren einen Hauptjob: Chauffeur. "Ich reiste mit meinem Vater und meinem Bruder durch Mexiko. In jede Stadt, zu einem Rennen nach dem anderen. Nach den Rennen fuhren wir nach Hause. Es dauerte manchmal 10 Stunden. Ich schlief im Auto und hatte meine Schuluniform dabei. Diese Montagvormittage waren lustig. Mein Vater fuhr mich immer direkt zur Schule", erinnert sich Sergio Perez im Red-Bull-Interview. Seinen Weg nach Europa machte der Mexikaner aber ohne seinen Vater. Heute ist Antonio Pérez Garibay gelegentlich an der Strecke zu sehen.

Yuki Tsunoda: Auch Yuki Tsunoda spricht nur selten über seine Familie. Doch auch sein Vater war eine Schlüsselfigur auf seinem Weg in die Königsklasse. Vater Nobuaki Tsunoda arbeitete als Mechaniker und nahm hin und wieder an lokalen Rennen teil. Später motivierte er seinen Sohn für eine Karriere im Motorsport, finanzierte diese und übernahm in seinen Kart-Jahren die Rolle des Mechanikers und Trainers. Inzwischen ist Papa Tsunoda gelegentlich an der Strecke zu sehen.

Diese Formel-1-Väter hatten Geldsorgen

George Russell: George Russells Vater Steve Russell kam weder aus wohlhabenden noch aus armen Verhältnissen. Während seine Eltern ein eigenes Haus bauten, wohnte die Familie des Mercedes-Piloten in einem Wohnwagen auf einem Feld. Papa Russell betrieb damals ein Geschäft für Saatgut und Hülsenfrüchte. George Russells Traum zuliebe war er aber nur selten zu Hause. "Er stand früh auf und kam spät nach Hause", so der 25-Jährige in 'The Times'. "Als Kind vermisst man es, seinen Vater, um sich zu haben, aber jetzt weiß ich, dass er das tat, damit ich am Wochenende Rennen fahren konnte." Hier unterstützte ihn sein Vater auch als Mechaniker.

Doch die finanzielle Lage fiel Russell bereits in seinen Kart-Jahren zur Last. "Wenn ich gut gefahren bin, wurde gefeiert und die Stimmung war großartig, aber wenn ich ein schlechtes Wochenende hatte, war die Stimmung schlecht, weil alle emotional und finanziell involviert waren", sagte der Mercedes-Pilot. "Der Druck wirkte sich nicht nur auf mich aus, sondern auf die ganze Familie. Ich spürte die Last." Erst als er einen Sitz in der GP3-Serie hatte, wurde er in das Mercedes-Förderprogramm aufgenommen. Inzwischen ist sein Vater nicht mehr in die Karriere seines Sohns involviert, an der Strecke ist er aber das eine oder andere Mal zu entdecken.

Valtteri Bottas: Ähnlich wie bei seinen Rivalen trug auch Rauno Bottas dazu bei, dass sein Sohn heute einen Platz in der Königsklasse hat. Das Vater-Sohn-Duo fuhr gerade nach Lahti, Finnland als sie auf ein Kartrennen stießen. "Da war ein Schild, dass ein Kartrennen stattfinden würde. Wir gingen hin und ich sah den ganzen Tag zu. Ich dachte mir, das ist cool. Ich wollte das auch ausprobieren", verrät Bottas.

Rauno Bottas mit Sohn Valtteri Bottas beim Kanada GP 2013.
Valtteri Bottas feiert mit seinem Vater Rauno (rechts) in Kanada 2013, Foto: LAT Images/Charles Coates

Nach dem kleinen Abstecher unterstützte der 61-Jährige den Traum seines Sprösslings und kaufte ihm ein Kart. Sohn eines Millionärs war Valtteri Bottas aber nicht, sein Vater besaß lediglich eine kleine Reinigungsfirma in Finnland. Auch während der Meisterschaften im Kartsport blieb er an der Seite seines Sohnes und unterstützte seinen Schützling als Mechaniker. "Wir hatten unsere Auseinandersetzungen. Es war nicht immer leicht mit mir als Teenager", erinnerte sich der zehnfache Rennsieger. "Aber er liebte es auch und er hat mich unterstützt. Er schaute zu und wenn wir zusammen gute Ergebnisse geholt haben, war das einfach überwältigend."

Fernando Alonso: Um mehr Zeit mit seinen Schützlingen verbringen zu können, suchte José Luis Alonso nach einem Hobby für sich und seine Kinder. Folgend baute er ein Go-Kart für seine Tochter Lorena, welche aber ganz und gar nicht am Kartfahren interessiert war. Damit bekam der dreijährige Fernando das Kart seiner Schwester überreicht. Eine Karriere im Motorsport stand zu diesem Zeitpunkt aber noch in den Sternen. Der Familie fehlten die finanziellen Mittel, um den heute zweimaligen Weltmeister im Kart zu fördern. José Luis Alonso arbeitete damals als Mechaniker in einer Sprengstoff-Fabrik.

José Luis Alonso - Fernando Alonsos Vater - beim Italien GP 2013, Foto: Sutton
José Luis Alonso - Fernando Alonsos Vater - beim Italien GP 2013, Foto: Sutton

Obwohl der Aston-Martin-Pilot schon in jungen Jahren sein Talent unter Beweis stellte, stand für Papa Alonso die Schule im Vordergrund. "Zuerst musste ich lernen. Wenn ich in der Schule gut war, durfte ich weiter Go-Kart fahren", so Alonso im Interview mit CNN. Denn trotz der versprechenden Leistung seines Sohnes, glaubte José Luis nicht daran, dass sein Sohn einmal Formel-1-Pilot werden würde. "Als ich noch ein Kind war, hatte er nicht die Vision, dass ich ein professioneller Fahrer werde. Ich bin zwar Go-Kart-Rennen gefahren, aber er dachte, dass das bald vorbei sein würde und mein Leben das genaue Gegenteil vom Profisport sein wird", so Alonso.

Im Stich ließ José Luis seinen Sohn aber nicht. Während Alonsos Kart-Jahren war er Buchhalter, Manager und Mechaniker zugleich. Ana Maria Diaz Martinez - Fernandos Mutter - nähte wiederum seine Rennanzüge. "Er hat überhaupt kein Talent zum Fahren. Stattdessen hat mich auf verschiedene Art und Weise unterrichtet und mich für andere Dinge im Leben erzogen. Er war sehr bodenständig", sagte der zweimalige Weltmeister. "Es war schwer zu glauben, dass ich es eines Tages in die Formel 1 schaffen würde und das ist das Schöne an unsere Geschichte."

Esteban Ocon: Esteban Ocon hatte alles andere als eine privilegierte Kindheit. Seine Eltern brachten große Opfer, um ihm den Formel-1-Traum zu ermöglichen. Vater Laurent Ocon besaß eine eigene Autowerkstatt, die er mit seiner Frau Sabrine betrieb. Doch um die Kart-Karriere seines Sohnes zu finanzieren, musste er das Haus sowie die Werkstatt verkaufen. "Wir haben lange Zeit in einem Wohnwagen gelebt", so Esteban Ocon.

Mit dem Wohnwagen reiste die Familie von Rennen zu Rennen. An der Strecke wurde das neue Zuhause kurzzeitig zweckentfremdet und diente als Motor Home. Anfangs übernahm sein Vater alle möglichen Rollen. Er plante die Routen zu den Rennen, er war sein Mechaniker, aber auch gleichzeitig sein Ingenieur. Doch die finanziellen Mittel wurden knapp. "Und dann bin ich dem Lotus F1 Junior Team bis zur Formel 3 beigetreten, später dann Mercedes. Sonst wäre es schon nach dem Go-Kart vorbei gewesen", erinnert sich der Alpine-Pilot.

Lewis Hamilton: Auch Anthony Hamilton investierte sein gesamtes Hab und Gut in den Traum seines Sohns. Mit sieben Jahren saß Lewis Hamilton bereits in seinem ersten Go-Kart. Bis spät in die Nacht schraubte der Brite an dem Kart seines Sohnes herum. Oft war das Vater-Sohn-Duo der Rennstrecke auf die Hilfe anderer angewiesen: "Wir hatten nicht viel Geld, deshalb hatten wir wirklich Glück, dass uns einige Leute halfen und Reifen sowie Sprit zur Verfügung stellten."

Anthony Hamilton - Lewis Hamiltons Vater - beim Italien GP 2014, Foto: Sutton
Anthony Hamilton - Lewis Hamiltons Vater - beim Italien GP 2014, Foto: Sutton

Anthony Hamilton nahm sogar eine Hypothek auf sein Haus auf, um die Karriere des heute siebenmaligen Weltmeisters nicht zu gefährden. Ab 1998 musste sich sein Vater finanziell vorerst keine Gedanken mehr machen. Lewis Hamilton wurde - nach einem Gespräch mit Ron Dennis - im McLaren Driver Development Programme aufgenommen.

Auch nach seinem Formel-1-Einstieg im Jahr 2007 blieb Papa Hamilton weiterhin als Manager an seiner Seite. Heute sieht man die beiden nach einem Rennen oft Arm in Arm - doch dem war nicht immer so. Nach seinem ersten Weltmeistertitel 2008 trennte sich der Sohn im beruflichen Sinne von seinem Vater. "Mein Vater und ich sind oft aneinandergeraten", so Lewis Hamilton im Podcast 'Jay Shetty'.

2008 gingen Anthony und Lewis Hamilton in der Formel 1 getrennte Wege, Foto: Sutton
2008 gingen Anthony und Lewis Hamilton in der Formel 1 getrennte Wege, Foto: Sutton

Doch danach fing die Vater-Sohn-Beziehung auch privat an zu bröckeln. "Ich glaube, es war schwierig für ihn, mir Liebe zu zeigen und manchmal will man einfach nur eine Umarmung von seinem Vater", sagte der siebenmalige Weltmeister. Kurze Zeit herrschte Funkstelle. "Aber wir haben beide so hart daran gearbeitet, wieder zueinander zu finden. Er ist die erste Person, die ich anrufen möchte, wenn ich ein Rennen beende. Er war vom ersten Tag an dabei."