Noch bevor das erste Qualifying mit fester Zuordnung der Reifenmischungen beim Ungarn-GP überhaupt stattgefunden hat, schlägt das neue Format hohe Wellen bei den Formel-1-Fahrern. Dabei geht es jedoch nicht um das Zeittraining selbst, bei dem in Q1 harte, in Q2 medium und in Q3 weiche Reifen verwendet werden müssen. Es geht um einen Mangel an Reifen in den Trainings.
Das neue Format wurde auch im Sinne von Nachhaltigkeit und Ressourcensparen in Absprache von FOM, FIA und Teams eingeführt. Statt der üblichen 13 gibt es nur 11 Sätze Slicks (4 Soft, 4 Medium, 3 Hard). Vor Qualifying und Rennen müssen die Teams aber bereits einige Sätze abgeben. Einen nach dem ersten und einem nach dem zweiten Training. Nach dem dritten Training müssen zwei weitere an Pirelli zurückgeführt werden. Damit bleiben noch sieben Sätze für Qualifying und Rennen. Auf einer als reifenkritisch geltenden Strecke mit Hitzerennen wie dem Hungaroring ist das nicht gerade viel.
Die Fahrer sind verärgert über diesen Zustand, denn ihre Teams wollten natürlich möglichst viele frische Reifen behalten. Nachdem das erste Training noch Nass war, fuhren manche im trockenen zweiten Training nur den einen Reifensatz, den sie danach wieder abgeben müssen. Weltmeister Max Verstappen war nicht angetan: "Mit diesem neuen Format ist man einfach sehr eingeschränkt, was die Reifen angeht, die man benutzen kann. Ich wollte sie heute nicht benutzen, um morgen eine bessere Vorbereitung [auf das Qualifying, Anm. d. Red.] zu haben. Das ist ein bisschen schade."
Auch Ferrari-Pilot Carlos Sainz kritisierte den Mangel an Fahrbetrieb: "Wir konnten nicht so viele Runden wie sonst am Freitag fahren, wegen FP1. In FP2 mussten wir dann Reifen für morgen sparen, wovon ich kein großer Fan bin. Du kannst am Freitag nicht so viel fahren, wie du möchtest und wir haben auch nicht viel Betrieb für die Fans." Kevin Magnussen ging sogar noch einen Schritt weiter: "Dann kann ich genauso gut weniger Trainings fahren. Vielleicht nur noch ein Training oder zwei."
Hamilton will bei Regenreifen sparen, doch Vorschlag bereits umgesetzt
Lewis Hamilton schloss sich dem Reigen der Kritik ebenfalls an: "Wir hatten nur einen Reifen für unsere Session. Dieses Format ist nicht gerade eine gute Veränderung an diesem Wochenende. Es bewirkt einfach nur, dass wir weniger fahren. Das ist nicht ideal." Der Brite hinterfragte, ob der gewünschte Nachhaltigkeitseffekt nicht zu Lasten der Zuschauer gehe: "Es gibt eine Menge Regenreifen, die sie nach den Rennen wegwerfen. Vielleicht sollten sie sich das ansehen, anstatt den Fans Zeit auf der Strecke wegzunehmen."
Der Vorschlag des siebenfachen Weltmeisters ist aber nur teilweise richtig. Bei den europäischen Rennen werden ungenutzte Regenreifen sehr wohl wiederverwendet. Sie werden vor dem nächsten Wochenende nur dahingehend überprüft, ob das Auf- und Abziehen ohne Schaden vonstattengeht. In Ungarn hätte durch Hamiltons Idee also nichts eingespart werden können. Erst wenn die Formel 1 sich wieder aus der Europa-Saison verabschiedet und Pirelli die Reifen wieder auf Reisen rund um den Globus schickt, könnte hier vielleicht angesetzt werden.
Leclerc freut sich aufs Qualifying
Bei all den negativen Stimmen gegenüber dem Testlauf des neuen Formates wollen wir einen nicht unerwähnt lassen, der der Neuerung nicht abgeneigt war. Charles Leclerc bezog sich dabei allerdings nicht auf den kargen Freitag, sondern auf die Auswirkungen auf den Samstag: "Alle probieren etwas anderes aus. Ich finde es gut, denn wir gehen ins Qualifying, ohne zu wissen, wo wir stehen. Das macht es aufregend." Sollte das neue Qualifying wirklich spannender werden, so stehen wohl weitere Diskussionen ins Haus. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Ungarn gibt es hier im Liveticker.
Formel 1 Ungarn 2023: Der Zeitplan
- Samstag:
12:30 Uhr - 13:30 Uhr: 3. Freies Training
16:00 Uhr - 17:00 Uhr: Qualifying - Sonntag:
15:00 Uhr: Rennen (70 Runden)
Alle Infos zu den TV-Zeitplänen der Formel 1 von Sky, ServusTV und Co. gibt es hier in der Übersicht.
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