In Anbetracht der Resultate aus der vergangenen Saison ist es zwar ein Luxusproblem für Aston Martin, dennoch waren die Ergebnisse der letzten drei Grands Prix für das Team überwiegend ernüchternd. In Kanada schaffte es Fernando Alonso auf das Podium, in Barcelona und Spielberg war man jedoch weit von der Pace der Spitzengruppe entfernt. Parallel scheint die unmittelbare Konkurrenz immer näher an das Team aus Silverstone heranzukommen. Vor allem Ferrari kommt seit dem Barcelona-Update immer besser in Schwung und marschiert in großen Schritten wieder in Richtung der vorderen WM-Plätze.

In Spielberg nicht konkurrenzfähig: Aston Martin ratlos

Dass Red Bull beim Rennwochenende in Spielberg einmal mehr nicht zu schlagen sein würde, hatte sich bereits im Training am Freitag abgezeichnet. Doch eine erneut schwache Qualifying-Performance von Sergio Perez stieß die Tür für ein Podium von Aston Martin zumindest ein kleines Stück weiter auf. Trotzdem war das Team am ganzen Wochenende deutlich davon entfernt, um die Podestplätze mitzufahren. Stattdessen sammelten Ferrari und Lando Norris die Brotkrümel auf, die Max Verstappen und Sergio Perez hinterließen. Eine Erklärung für die Performance unterhalb der eigenen Erwartungen konnte Aston Martin nach dem Rennen nicht liefern.

"Es war ein ziemlich einsames Rennen", sagte Alonso und gab zu: "Mit dem Auto war nichts falsch. Es hat sich gut angefühlt und die Balance hat gestimmt, aber wir haben uns das ganze Wochenende schon schwergetan. Letztes Jahr hatte Aston Martin auch Probleme hier, also müssen wir verstehen, woran das liegt. Hoffentlich wiederholen wir die Fehler nicht nächstes Jahr. Haas war letztes Jahr stark in Österreich, genau wie dieses Jahr. Von daher ist es vielleicht etwas Streckenspezifisches, aber wir müssen der Sache auf den Grund gehen."

Auch Teamkollege Lance Stroll zeigte sich nach dem Rennen ratlos. "Ich habe fünf Positionen während dem Safety-Car verloren. Danach ging es nur noch darum, sich wieder nach vorne zu kämpfen. Das Safety-Car hat unser Rennen ruiniert", sprach der Kanadier. "Warum unser Auto so schlecht war, weiß ich nicht, das kann ich leider nicht beantworten."

Ratlos nach dem Rennen: Lance Stroll, Foto: LAT Images
Ratlos nach dem Rennen: Lance Stroll, Foto: LAT Images

Updates: Aston Martin bald nur noch vierte Kraft?

Aston Martin reiste mit einem großen Update-Paket im Gepäck nach Montreal. Dieses sollte, vor allem durch Veränderungen an den Seitenkästen und dem Unterboden, die einzige wirkliche Schwäche des AMR23 ausmerzen: Die Spitzengeschwindigkeit auf den Geraden. Doch dem Team blieb nicht viel Zeit, um die neuen Teile verstehen zu können. Die erste Trainingseinheit fand aufgrund eines Ausfalls der Streckenkameras so gut wie gar nicht statt und ab dem dritten Freien Training sorgten wechselhafte Bedingungen dafür, dass das Team aus Silverstone keine zuverlässigen Daten zum neuen Paket sammeln konnte. Beim vorangegangenen Grand Prix in Barcelona hatte Fernando Alonso die enttäuschende Performance noch als Eintagsfliege abgetan und sah sich nach seinem zweiten Platz in Kanada auch vorerst bestätigt, doch in Spielberg ging es für Aston Martin wieder einen Schritt nach hinten. Tritt das Team bei der Entwicklung auf der Stelle?

Feststeht: Eine Stagnation der Leistung kann sich Aston Martin derzeit nicht leisten, denn die Konkurrenz ist bereits in Lauerstellung. Ferrari scheint ihr Barcelona-Update immer besser zu verstehen und wurde von Dr. Helmut Marko in Kanada sogar zum schnellsten Auto ernannt - hinter dem schnellsten Fahrer Max Verstappen. Die Scuderia, oder besser gesagt der SF-23, zeigte auch in Spielberg eine gute Vorstellung und scheint das altwährende Problem der Reifenabnutzung in den Griff bekommen zu haben. Auch Mercedes hat nach dem Konzeptwechsel den Upgrade-Plan noch nicht abgeschlossen und wird beim Heimrennen in Silverstone mit weiteren neuen Teilen an den Start gehen. Zu guter Letzt mischte in Spielberg ein ganz neuer Konkurrent mit. McLaren konnte in Person von Lando Norris, mit einem rundum erneuerten MCL60, vor beiden Aston-Martin-Piloten landen - und das relativ ungefährdet. Das Team aus Woking hat ebenfalls vor, in Silverstone mit weiteren Teilen nachzulegen.

"Wir waren einfach nicht schnell genug, um McLaren anzugreifen", stellte Alonso fest. "Immerhin waren wir etwas schneller als Mercedes, wodurch wir noch den sechsten Platz halten konnten. Aber wir waren an diesem Wochenende nicht so konkurrenzfähig, wie wir es gerne gewesen wären. Wir müssen analysieren, wie das passieren konnte"

Aston Martin: Schadensbegrenzung am grünen Tisch

Ein wenig Schadensbegrenzung konnte Aston Martin dennoch betreiben. Nach dem Rennen kündigte die FIA an, dass Aston Martin das Resultat, aus zum damaligen Zeitpunkt noch unbekannten Gründen, anzweifelt. Die altbekannte Red-Bull-Ring-Problematik mit den Track-Limits beschäftigte die Rennleitung über das ganze Wochenende, alle Vergehen konnten jedoch nicht geahndet bzw. nachverfolgt werden. Aston Martin sah darin eine Chance, am grünen Tisch noch ein paar Plätze gut zu machen - mit Erfolg. Nachträgliche Zeitstrafen unter anderem für Carlos Sainz, Lewis Hamilton und Pierre Gasly versetzten Fernando Alonso auf den fünften, und Lance Stroll auf den neunten Platz. Dadurch sicherte sich das Team drei zusätzliche Punkte, bleibt aber in der Konstrukteurs-WM weiter hinter Mercedes auf dem dritten Platz.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull/Honda RBPT (377 Punkte)
  • 2. Mercedes (178 Punkte)
  • 3. Aston Martin/Mercedes (175 Punkte)
  • 4. Ferrari (154 Punkte)
  • 5. Alpine/Renault (47 Punkte)
  • 6. McLaren/Mercedes (29 Punkte)
  • 7. Haas/Ferrari (11 Punkte)
  • 8. Alfa Romeo/Ferrari (9 Punkte)
  • 9. Williams/Mercedes (7 Punkte)
  • 10. AlphaTauri/Honda RBPT (2 Punkte)