Die nächste McLaren-Pleite am Sonntag in Barcelona ließ am letzten Wochenende schnell vergessen, was Lando Norris im Qualifying eigentlich geleistet hatte. McLarens Spanien-Wochenende gibt nun ein seltsames Bild ab. Norris hielt nach dem Rennen den MCL60 für ein Auto, mit dem man selbst von Startplatz drei nicht um Punkte kämpfen konnte. Jenem Startplatz drei, den er im Qualifying legitim erobert hatte.

Wie kann es sein, dass ein Team im Qualifying dritte, im Rennen aber die achte Kraft ist? McLaren-Teamchef Andrea Stella lieferte am Rande des Barcelona-Wochenendes offene Erklärungen für die diffizilen Leistungen des Problemkindes MCL60.

Barcelona-Wetter lässt McLaren zu gut aussehen

Das gute Ergebnis am Samstag in Barcelona geht zum größten Teil auf die Bedingungen zurück, so lautet Stellas Fazit. Der MCL60 wärmt die Reifen sehr gut auf. Damit ist die Basis schon einmal gut, wenn es wie im Spanien-Qualifying sehr kalt und rutschig ist. Norris und Oscar Piastri bekamen die Reifen schnell ins Arbeitsfenster, während der Großteil des Formel-1-Feldes zu kämpfen hatte.

"Wir sollten aber auch mitbedenken, dass die neuen Soft-Reifen hier viel Grip bieten, zumindest wenn du sie wie wir gut aufwärmst", meint Stella. Das hilft seinen Fahrern aber nur für ein paar Minuten am Samstag: "Nur auf neuen Soft über eine einzelne Runde."

Im Rennen muss der McLaren lange Stints fahren, auf alten Soft oder auf härteren Reifen. Die haben diese letzte Grip-Stufe nicht, die auf frischen Soft erreicht werden kann, und bei der das Auto eine so gute Balance aufweist. Stattdessen wendet sich die Lage zum Schlechten. Der MCL60 zwingt über die Distanz zu viel Energie in die Reifen. Folglich beginnen sich diese überproportional abzunutzen.

Barcelona bringt einzige McLaren-Stärken zum Ausdruck

Ein wichtiger Faktor in dem Zusammenspiel der Kräfte sind für McLaren lange Highspeed-Kurven. Hat das Auto erst einmal neue Reifen auf den Punkt gebracht, bietet es in solchen Passagen sehr viel Grip. Bläst wie an diesem Wochenende wenig Wind, wird es noch besser: "Das scheint unser Auto sehr ruhig zu machen und uns es zu erlauben, den Grip auszunutzen."

Das liegt daran, dass der MCL60 in einem sehr spezifischen Fenster sehr viel Abtrieb erzeugt: "Hier ist die Strecke sehr flach, also kannst du auf einer bestimmten Fahrzeughöhe fahren, wo unser Auto eine sehr gute aerodynamische Last zu erzeugen scheint."

Schnelle Kurvenpassagen helfen McLaren, Foto: LAT Images
Schnelle Kurvenpassagen helfen McLaren, Foto: LAT Images

Der McLaren muss tief liegen und mit einem geringen Scherwinkel sehr direkt im Luftstrom stehen: "Wenn du in mittelschnelle und langsame Kurven kommst, triffst du die Luft in einem viel breiteren Winkel, die Fahrzeughöhe ist höher, und du bist weit vom Boden weg", so Stella. Dann beginnen die Problem.

Bei langsamem Tempo verliert der McLaren unverhältnismäßig viel Abtrieb. In Barcelona war das nicht so schlimm. "Die letzte Kurve wird mit mehr als 260 gefahren, dann gibt es Kurve drei, Kurve neun, da sprechen wir von über 250", sagt Stella. "Diese Kurven findest du normalerweise auf anderen Strecken nicht."

"Wenn du nach hinten schaust, siehst du Leclerc, Perez, Alonso, auf dem Papier sollten die alle vor uns sein", analysiert Stella das Barcelona-Qualifying. Schon am Samstag wusste McLaren, dass nicht viel drin war. Nachdem Norris am Sonntag schon beim Start den Frontflügel beschädigte, war die letzte Chance auf Punkte erledigt. Für Piastri, der nur von Platz neun startete, bestand sie wohl nie.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (170 Punkte)
  • 2. Sergio Pérez (117 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (99 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton (87 Punkte)
  • 5. George Russell (65 Punkte)
  • 6. Carlos Sainz Jr. (58 Punkte)
  • 7. Charles Leclerc (42 Punkte)
  • 8. Lance Stroll (35 Punkte)
  • 9. Esteban Ocon (25  Punkte)
  • 10. Pierre Gasly (15 Punkte)
  • 11. Lando Norris (12 Punkte)
  • 12. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 13. Oscar Piastri (5 Punkte)
  • 14. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 15. Zhou Guanyu (4 Punkte)
  • 16. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 17. Kevin Magnussen (2 Punkte)
  • 18. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 19. Nyck de Vries (0 Punkte)
  • 20. Logan Sargeant (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull/Honda RBPT (287 Punkte)
  • 2. Mercedes (152 Punkte)
  • 3. Aston Martin/Mercedes (134 Punkte)
  • 4. Ferrari (100 Punkte)
  • 5. Alpine/Renault (40 Punkte)
  • 6. McLaren/Mercedes (17 Punkte)
  • 7. Haas/Ferrari (8 Punkte)
  • 8. Alfa Romeo/Ferrari (8 Punkte)
  • 9. AlphaTauri/Honda RBPT (2 Punkte)
  • 10. Williams/Mercedes (1 Punkt)