Für Ferrari war das fünfte Formel-1-Rennen der Saison 2023 in Miami ein weiterer Sonntag im Nirgendwo. Im Verfolgerfeld hatten Carlos Sainz und Charles Leclerc gegen Aston Martin und Mercedes das Nachsehen. Nach einem starken Qualifying und einem soliden Start in den Grand Prix zeigte sich das altbekannte Bild. Auf die Distanz ging dem SF-23 gegenüber der Konkurrenz die Luft aus. Mit katastrophalem Reifenmanagement wurde das Rennen für die Fahrer trotz richtiger Strategie zum Überlebenskampf. Der Frust über die schwache Performance wächst.

"Nachdem ich Fernando [Alonso] im ersten Stint unter Druck gesetzt habe, bin ich im zweiten 20 Sekunden hinter ihm gelandet. Das ist schwer zu akzeptieren", so Sainz, der als Dritter ins Rennen gegangen war und die Zielflagge nach 57 Runden als Fünfter sah. Am Start hatte er seine Position zunächst behauptet und war an Alonso drangeblieben. In der 18. Runde entschied er sich zum Undercut gegen seinen Landsmann, doch der Wechsel von Medium auf Hard sollte einmal mehr das Verderben bedeuten.

Zwar setzte er sich durch den strategischen Schachzug vor Alonso, doch der Aston-Martin-Pilot konterte nach seinem Boxenstopp umgehend und fuhr dann gnadenlos davon. Im gesamten Feld zeigte sich, dass die harte Mischung als Startreifen und der Medium-Compound für den zweiten Stint die effektivere Strategie war. Für Sainz hätte das bei Ferrari allerdings keinen Unterschied gemacht. "Das war die richtige Taktik zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben mit dem Medium richtig gewählt, der Reifen funktionierte für mich", stellt er klar.

Bergab ging es sowohl für ihn als auch für Leclerc erst mit dem Wechsel auf die harte Reifenmischung. "Du ziehst den harten Reifen auf, pushst drei oder vier Runden und im nächsten Stint landest du 20 Sekunden hinter einem Auto, das auf dem Medium-Reifen noch langsamer als du war", klagt Sainz. "Ich musste den Rest des Rennens unter dem Limit fahren, um es bis ans Ende zu schaffen."

Reifenfresser-Ferrari ruiniert alle Strategieoptionen

Für Leclerc war die Situation ähnlich festgefahren. Nach seinem Unfall im Qualifying war er als Siebter ins Rennen gegangen und überquerte nach anderthalb Stunden Rennzeit auch auf dieser Position die Ziellinie. "Wir hatten den ganzen Tag zu kämpfen. Es ist dasselbe Bild wie zu Beginn des Jahres. Wir sind im Quali konkurrenzfähig und am Renntag kämpfen wir wie verrückt", so der Monegasse.

Nach seinem Unfall im Zeittraining hatte er den unberechenbaren Charakter des Autos kritisiert. Etwas, das auch Sainz nach dem Rennen unterstrich. "Du fährst die ganze Zeit auf Messers Schneide, das haben wir das ganze Wochenende gesehen, und dafür zahlen wir den Preis", sagt der 28-Jährige. "Im Moment kannst du nicht pushen. Sobald du eine Runde schnell fährst, bist du in der nächsten drei Zehntel langsamer.

Durch diesen Umstand sind dem Team taktisch die Hände gebunden. "Wenn du einen Undercut machst, bedeutet es, dass das Rennen für dich zu lang wird. Wir können mit unseren Gegnern nicht kämpfen, weder was die Strategie noch das Niveau der Pace angeht, wenn wir pushen", so Sainz weiter.

Leclerc hat nächstes Ferrari-Problem

Sein Leidensgenosse in Rot machte am Sonntag zudem eine neue Negativerfahrung mit dem Auto. "Das Auto ändert selbst in der Kurve seine Balance. Du hast manchmal ein heftiges Untersteuern, das dann zu einem heftigen Übersteuern wird. Das ist nicht ideal, was das Vertrauen angeht. Und in den schnellen Kurven habe ich ständig aufgesetzt. Wir haben keine Ahnung, warum", so Leclerc.

Er wurde drei Runden vor Schluss noch von Lewis Hamilton abgefangen und verlor Platz sechs an den Rekordweltmeister "Mercedes ist schnell, Aston Martin ist im Rennen wirklich flott und Alpine sah hier auch nicht so schlecht aus. Wir haben viel Arbeit vor uns und müssen etwas finden", fordert er.

Zum Europaauftakt in Imola werden bei allen Teams die ersten umfangreicheren Updates erwartet. "Die Bedingungen werden da sehr anders sein, mit anderen Wetterverhältnissen. Wir haben neue Teile am Auto, die hoffentlich ein Schritt in die richtige Richtung sein werden. Wir arbeiten an der Konstanz und hoffentlich sehen wir da die ersten Fortschritte", sagt der 25-Jährige.