Nach 36 Minuten schwenkten die Streckenposten im 1. Freien Training des Australien Grand Prix die rote Flagge. Auslöser war kein Unfall oder defektes Auto, sondern der Ausfall des GPS-Systems. Und dieser sorgte gehörig für Chaos. Ohne GPS fehlten den Teams die Informationen über die Positionen und Geschwindigkeiten aller Autos. Einige Piloten machten, ohne den Warnungen ihrer Renningenieure, einen ziemlich unbeholfenen Eindruck auf dem Albert Park Circuit. Angewiesen auf ihre Rückspiegel, konnten sie nur knapp schwere Kollisionen vermeiden. Sind die Formel-1-Piloten ohne GPS hilflos?

Alfa-Romeo-Pilot Guanyu Zhou machte im 1. Freien Training seinem Ärger Luft, nachdem er auf einer schnellen Runde fast auf Sergio Perez im Red Bull und Lance Stroll im Aston Martin aufgelaufen wäre, die es sich auf der Ideallinie gemütlich gemacht hatten. Zur gleichen Zeit war es auch zwischen Charles Leclerc und Pierre Gasly brenzlich geworden. Der Ferrari-Pilot fluchte am Funk. Er habe nicht gewusst, ob der Franzose auf einer schnellen Runde sei. Prompt kam das Feedback von seinem Renningenieur Xavi Marcos Padros: “Tut mir leid, aber ich kann dir ohne GPS nicht helfen."

Formel 1 ohne GPS-Daten zu gefährlich?

Ohne GPS ging es für alle Piloten zurück an die Box, bis das Problem behoben werden konnte. "Es war eine weise Entscheidung, das Training zu unterbrechen", schätzt AlphaTauri-Pilot Nyck de Vries die Situation nachträglich ein. "Wir fahren mit so hohe Geschwindigkeiten und es war ein großes Durcheinander. Die Sichtverhältnisse sind schlecht und du bist auf die Informationen des Teams angewiesen. Wenn diese plötzlich wegfallen, kann das zu heiklen Situationen führen."

"Es kommt auf die Strecke an", sagt Alfa-Romeo-Pilot Valtteri Bottas zu den Schwierigkeiten ohne GPS. "Hier gibt es oft viel Verkehr und die Hälfte der Fahrer ist auf einer schnellen Runde, während die andere Hälfte auf einer langsamen Runde ist. Das kann für schwierigen Momente sorgen."

Die Unterbrechung des Trainings hält der Finne zwar nicht für notwendig, jedoch für richtig. "Es ist eine Sicherheitssache", so Bottas. "Ich denke, wir kämen auch ohne GPS zurecht, aber dann gäbe es das Risiko, dass ein Auto in einer blinden Kurve geparkt ist und ein Fahrer ohne Informationen und mit voller Geschwindigkeit in diese Kurve fährt."

Hülkenberg: GPS-Ausfall kein Problem

Haas-Pilot Nico Hülkenberg zählt sich selbst nicht zu den Piloten, die ohne den Informationen ihres Teams haderten. "Für mich war der GPS-Defekt kein Problem", beteuert der Formel-1-Rückkehrer. "Ich bin einfach sehr gut darin, in meine Spiegel zu sehen. Manche Fahrer sind mehr auf die Informationen von ihren Renningenieuren angewiesen. In solchen Situationen merkst du den Unterschied."

Ohne GPS-System weiterzufahren wäre jedoch auch für den Deutschen keine Option gewesen. "Obwohl ich keine Probleme durch den Ausfall hatte, denke ich, dass es die richtige Entscheidung war, das Training zu unterbrechen und das Problem zu beheben." In diesem Punkt scheinen sich die Piloten einig zu sein: Egal, ob das Fahren auch ohne GPS-System möglich gewesen wäre, die Sicherheit muss vorgehen.

Formel 1 Australien 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    03:30 Uhr - 04:30 Uhr: 1. Freies Training
    07:00 Uhr - 08:00 Uhr: 2. Freies Training
  • Samstag:
    03:30 Uhr - 04:30 Uhr: 3. Freies Training
    07:00 Uhr - 08:00 Uhr: Qualifying
  • Sonntag:
    07:00 Uhr: Rennen (58 Runden)

Alle Infos zum Formel-1-Freitag in Australien gibt es hier im Liveticker.