Wie tief der Stachel bei Lewis Hamilton nach dem schwachen Saisonauftakt 2023 sitzt, lässt seine Antwort auf die Frage nach der schwierigsten Zeit seiner Formel-1-Karriere erahnen. "Ich liege bei den Siegen noch immer ein bisschen vorne, mir geht es okay", gab sich der Rekordsieger am Donnerstag in Melbourne einsilbig.

Vor allem die teaminternen Niederlagen gegen George Russell tun weh. Weil Hamilton seine Qualifying-Schlappe in Saudi Arabien auf Setup-Unterschiede und Glück zurückführte, entbrannte schon fast ein Rededuell zwischen ihm seinem Landsmann.

Hamilton fühlt sich missverstanden: "Ich wollte wirklich nur sagen, welch großartigen Job George an diesem Wochenende gemacht hat. Das, worauf ich mich bezogen habe, ist eine spezielle Sache, die wir an der Aufhängung ändern können. Wenn man Freitagabend die Änderung vornimmt, dann muss man das restliche Wochenende damit fahren. Wenn man das macht, pokert man. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht."

Dass Hamilton nachhaltig so an der Performance seines Teamkollegen zu knabbern hat, ist aber nicht das größte Problem. Noch immer befindet sich Mercedes meilenweit hinter Klassenprimus Red Bull. Ausgerechnet eine schwache Hinterachse quält Mercedes. "Ich mochte ein übersteuerndes Auto eigentlich immer. Aber unsere Sitzposition ist näher an der Vorderachse als bei allen anderen Fahrern", verrät Hamilton.

Mercedes-Cockpit weiter vorne

"Unser Cockpit ist weiter vorne. Wenn du fährst, fühlt es sich an, als würde man auf der Vorderachse sitzen. Das ist eines der schlimmsten Gefühle, das man haben kann. Dadurch wird es schwieriger, das Fahrverhalten vorherzusehen, als wenn du weiter hinten, weiter im Zentrum sitzt", so Hamilton. "Damit habe ich wirklich Probleme."

Auf schnelle Abhilfe kann der 38-Jährige nicht hoffen. Die Sitzposition in X-Achse wird im Wesentlichen vom Monocoque bestimmt. Die Vorderseite des Chassis wird vom Reglement als A-A-Ebene definiert. Entscheidend für die Sitzposition ist die Wahl der C-C-Ebene. Diese Ebene wird durch die hintere Cockpit-Öffnung definiert.

Das Reglement gibt den Ingenieuren bei der Definition der C-C-Ebene durchaus Freiheiten. Fix ist nur, dass sie mindestens 1.830 Millimeter hinter der A-A-Ebene liegen muss. Der maximale Radstand von 3.600 Millimeter gibt bestimmte Rahmenbedingungen vor, aber für die genaue Positionierung der C-C-Ebene gibt es Spielraum.

Die C-C-Ebene können die Teams in einem bestimmten Rahmen selbst wählen, Foto: FIA
Die C-C-Ebene können die Teams in einem bestimmten Rahmen selbst wählen, Foto: FIA

Von der C-C-Ebene wiederum hängen andere Faktoren ab. Zum Beispiel werden die seitlichen Crash-Strukturen in Relation zur Cockpit-Öffnung gesetzt - damit auch tatsächlich der Pilot geschützt wird. Ein Formel-1-Cockpit ist zwar nicht besonders groß, ein wenig Spielraum gibt es aber. Zwischen 50 und 125 Millimeter muss sich die Hinterkante des Fahrerkopfes vor der C-C-Ebene befinden.

Im Rahmen des aktuellen Monocques kann Mercedes also nur um 7,5 Zentimeter mit der Fahrer-Position spielen. Ein neues Chassis wird es 2023 wohl kaum geben. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kündigte bereits an, dass dafür die finanziellen Mittel im Rahmen der Budgetobergrenze fehlen. "Es muss sich aber 100-prozentig ändern in Zukunft", fordert Hamilton.

Aerodynamik verstärkt Hamilton-Probleme

Das Problem der Sitzposition wird von der Aerodynamik des schwarzen Silberpfeils verstärkt. Beim Einlenken tendiert der F1 W14 zum Übersteuern. "Wenn man einlenkt und von der Bremse geht, dann bewegt sich das Heck. Wir haben weniger Grip auf der Hinterachse, als wir gerne hätten. Red Bull hat mehr und kann früher aufs Gas gehen", so die Beobachtungen des Ex-Weltmeisters.

Ein paar positive Eigenschaften attestiert er seinem Boliden aber doch: "Das Porpoising ist weg. Und dadurch ist das Auto nicht mehr so unvorhersehbar." Immerhin: Bei der Aero-Charakteristik kann sich Hamilton Hoffnung machen. Mercedes hat bereits ein neues Fahrzeugkonzept - im Rahmen des budgetär Machbaren - in der Pipeline.

Formel 1 Australien 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    03:30 Uhr - 04:30 Uhr: 1. Freies Training
    07:00 Uhr - 08:00 Uhr: 2. Freies Training
  • Samstag:
    03:30 Uhr - 04:30 Uhr: 3. Freies Training
    07:00 Uhr - 08:00 Uhr: Qualifying
  • Sonntag:
    07:00 Uhr: Rennen (58 Runden)

Alle Infos zu den TV-Übertragungen der Formel 1 von Sky, ServusTV und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan.