Nyck de Vries legte mit AlphaTauri in Bahrain einen unauffälligen Start in seine Formel-1-Karriere hin. In Saudi-Arabien erhofft sich der Niederländer wichtige Erkenntnisse, doch der Jeddah Corniche Circuit ist für ihn zugleich völliges Neuland. Zur Vorbereitung holte er sich Tipps von Landsmann Max Verstappen. Der Weltmeister musste den Medientag zwar krankheitsbedingt auslassen, doch für seinen Kollegen aus dem Red-Bull-Lager nahm er sich die Zeit.

"Tatsächlich haben wir heute Morgen miteinander geschrieben, aber da ging es um seine Qualifyingrunde in 2021 und nicht um seine Magenbeschwerden", so de Vries im Vorfeld des zweiten Saisonrennens. Der 28-Jährige kennt den Kurs von Jeddah nur aus dem Simulator. Als er 2019 in der Formel 2 zum Titel fuhr, war der Grand Prix von Saudi-Arabien noch Zukunftsmusik. Dementsprechend akribisch lief seine Vorbereitung, die auch Verstappens missglückte Qualifying-Runde vor zwei Jahren umfasste.

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"Ich fand es eine sehr beeindruckende Runde, also habe ich mir sie angeschaut und wir haben darüber gesprochen", erklärt er. Dass Verstappen damals in der letzten Kurve die Mauer touchierte und den Husarenritt nicht erfolgreich über die Bühne brachte, war dabei zu vernachlässigen. "Darüber hat er gelacht", so de Vries. "Du konntest von außen schon sehen, wie aggressiv und auf Attacke er war. Und dann habe ich mir noch die Qualifyings und Rennen ganz angeschaut."

De Vries hat Respekt vor Stadtkurs in Jeddah

Dass Jeddah für unerfahrene Piloten ein hartes Pflaster ist, musste Mick Schumacher im vergangenen Jahr auf schmerzhafte Weise erfahren. Im Qualifying crashte er in der Highspeedkurve zehn heftig und nahm nach diesem Rückschlag nicht am Rennen teil. "Ich brauche die Zeit auf der Strecke. Ich muss in den Rhythmus kommen, besonders weil sich dieser Kurs sehr verändert. Auf einem Stadtkurs ist das sehr wichtig", weiß de Vries.

Aus der Formel E ist ihm diese Art von Rennstrecke durchaus vertraut. Ein Fahrfehler im Training kann das gesamte Wochenende aus der Balance bringen. "Letztes Jahr in der Formel E habe ich in Saudi-Arabien im ersten Training die Wand touchiert und die Aufhängung gerade so verbogen, dass ich nicht mehr fahren konnte. Es wurde dann trotzdem ein gutes Wochenende, aber du bist dir immer bewusst, wie wichtig Streckenzeit hier ist", erklärt er.

Bei seinem Einstand für AlphaTauri in Bahrain hatte er durch die drei Testtage in der Vorwoche ausgiebig Erfahrung sammeln können, doch das Rennwochenende ließ dennoch einige Fragezeichen zurück. "Wir waren jetzt erst auf dieser einen Rennstrecke und konnten unser Paket noch nicht wirklich kennenlernen", sagt er.

Nach Startplatz 19 sprang im Rennen nur Position 14 heraus. "In Bahrain waren wir fast überrascht, weil es sich im Rennen etwas konkurrenzfähiger angefühlt hat, als bei der Qualifying-Pace", so de Vries. "Wir haben also natürlich Fortschritte gemacht, aber das ist immer relativ zur Konkurrenz. Wenn die anderen Fortschritte gemacht haben, waren unsere nicht groß genug."

Saudi-Arabien soll AlphaTauri entgegenkommen

Im Mittelfeld soll diesmal nach dem Erkenntnisstand von Bahrain mehr drin sein. "Wir denken, dass dieser Kurs [Jeddah] unserem Paket mehr liegen sollte", sagt de Vries. "Bahrain ist sehr eigen, was Reifenabbau und den Asphalt angeht. Darüber hinaus gibt es dort zumeist langsame Kurven. Hier ist alles mehr auf Hochgeschwindigkeit ausgerichtet und es ist eher am anderen Ende des Spektrums, auch wegen dem neuen Asphalt. Es wird interessant zu sehen, wie wir auf solchen Kursen zurechtkommen."