Ferrari konnte bei den Formel-1-Trainings in Bahrain keine Akzente setzen. Die Scuderia spielte am Freitag hinter Aston Martin und Red Bull die dritte Geige. Die Stimmung ist zwar deutlich besser als bei Mercedes, doch den großen Coup haben Charles Leclerc und Carlos Sainz für dieses Wochenende schon abgeschrieben. Während beim Monegassen zumindest das Gefühl passt, fremdelt sein spanischer Stallgefährte plötzlich mit dem SF-23.

"Ich glaube nicht, dass wir die Performance für die Pole haben", so Leclercs ernüchternde Prognose für das erste Qualifying des Jahres am Samstag. Bei repräsentativen Bedingungen fuhr er im zweiten Training am Freitagabend vier viertschnellste Rundenzeiten. Der Rückstand auf die Bestzeit von Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso fiel mit einer knappen halben Sekunde deutlich aus.

"Aston Martin war heute vielleicht etwas schneller, als sie es morgen sein werden. Aber das ist nur, was ich denke", so die Einschätzung des 25-Jährigen, der Red Bull offenbar weiterhin in der Favoritenrolle sieht: "Es wurde im Grunde bestätigt, was wir erwartet hatten. Red Bull ist ziemlich weit vor allen anderen und Aston Martin ist auch stark."

Wenn auch die Pace noch nicht nach seinem Geschmack war, so passte an diesem Freitag zumindest die Balance. "Bei mir war das Gefühl besser als bei den Testfahrten. Da fehlte die Konstanz, weil wir so viel am Auto veränderten. Ich hatte nicht die Zeit, es nach meinem Geschmack abzustimmen, aber das haben wir heute getan und es lief ziemlich gut", sagt Leclerc.

Sainz schon im ersten Training von der Rolle

Beim Teamkollegen konnte davon nicht die Rede sein. Carlos Sainz gelang in der zweiten Session kein verwertbarer Run auf dem weichen Reifen und landete mit einer Sekunde Rückstand weit abgeschlagen auf dem 14. Platz im Klassement. "Das Auto reagiert nicht so, wie ich es erwarte oder wie es bei den Tests der Fall war. Ich habe mehr Schwierigkeiten mit der Balance und bin nicht mehr da, wo ich vorher war", so der Spanier.

Seine Probleme hatten sich schon im FP1 abgezeichnet, das er nicht nur als Letzter beendete. Nach etwa 20 Minuten rutschte er in Kurve neun von der Strecke. "Wir haben nur ein paar Dinge am Auto versucht und die Medium-Reifen angefahren, damit wir die nach dem FP1 abgeben können, um in der Abendsession die weichen Reifen nutzen zu können", erklärt er.

Kurz zuvor war an seinem Ferrari ein alternativer Heckflügel mit nur einer Zentralstrebe getestet worden, der aufgrund von massiven Schwingungen allerdings nicht lange am Auto blieb."Das lief natürlich nicht nach Plan und war keineswegs beabsichtigt. Ich konnte das FP1 dann fortsetzen, verlor aber etwas Zeit. Das hat mich auch den Rhythmus gekostet und wahrscheinlich habe ich dafür im zweiten Training immer noch den Preis gezahlt, denn das Auto fühlte sich nicht an, wie ich es von den Tests gewohnt war", sagt er weiter.

Ferrari hofft auf Außenseiterchance

In Anbetracht dieser Vorzeichen rechnet sich Leclerc allenfalls Außenseiterchancen aus. "Wir können vorne sein. Wenn es schwierige Rennen gibt, sollten wir zur Stelle sein, und sämtliche Möglichkeiten ergreifen - und das versuchen wir auch dieses Wochenende", kündigt er an.

Für Sainz geht es in erster Linie darum, den Anschluss an den Teamkollegen herzustellen. "Wenn sich das Auto wie beim Test anfühlt und ich eine gute zusammenbekomme, sollte es definitiv besser als heute sein, auch wenn das Feld sehr eng und schwer einzuschätzen ist", sagt der 28-Jährige.

Um im Rennen auf die Distanz mitreden zu können, gibt es bei den Roten allerdings ebenfalls noch Handlungsbedarf. "Ich denke, da haben wir die meiste Arbeit vor uns. Wir wissen, dass da noch Luft nach oben ist", sagt Leclerc. Das sieht auch Sainz so: "Ich denke, alle werden mit dem Reifenabbau Schwierigkeiten haben. Das war letztes Jahr eine Schwäche von uns und da müssen wir erst einmal eine Ahnung bekommen."