Die Bestzeit im 2. Freien Training der Formel 1 in Bahrain brachte dem Hype um Fernando Alonso und Aston Martin einen weiteren Schub. Auf die verheißungsvollen Testfahrten folgte mit Platz eins vor Weltmeister Max Verstappen ein nicht zu übersehendes Ausrufezeichen. Der Spanier misst der starken Form jedoch nicht allzu viel Bedeutung bei. Das Trainingsergebnis war für ihn allenfalls eine Begleiterscheinung der Arbeit innerhalb des Teams.

"Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das Auto fühlt sich gut an, aber im Moment liegt der Fokus noch nicht auf Rundenzeiten", erklärt der 41-Jährige nach seiner Bestzeit in der zweiten Session auf dem Bahrain International Circuit. Auf dem Soft-Reifen fuhr er über anderthalb Zehntelsekunden schneller als Max Verstappen und dessen Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez. Im FP1 hatte er als Zweiter noch eine knappe halbe Sekunde Rückstand auf den Mexikaner gehabt.

Dass Potential des AMR23 wird vor allem in Relation zum Vorgänger deutlich. Fernando Alonso war mit 1:30.907 Minuten ganze drei Sekunden schneller als Lance Stroll im zweiten Training für den Bahrain GP 2022. Max Verstappen wiederum unterbot seine Bestzeit aus dem Vorjahr lediglich um neun Zehntelsekunden. Der an seiner Handverletzung laborierende Lance Stroll zog sich mit einer halben Sekunde Rückstand als Sechster ebenfalls achtbar aus der Affäre.

"Es ist gut, zu sehen, dass wir konkurrenzfähig sind. Nach den Testfahrten ist es immer noch unklar, wo du stehst", so Alonso, für den all das jedoch nur begrenzt aussagekräftig ist. "Es fühlt sich gut zu fahren an. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es sich nicht anfühlt. Aber es ist immer in Relation zu den anderen Teams. Du kannst dich in einem Auto sehr gut fühlen, aber wenn dann drei oder vier Autos schneller sind, fühlt sich das alles nicht mehr so gut an."

Alonso denkt nicht an die Pole Position

Trotz der Tatsache, dass für den Moment niemand schneller ist, sieht er noch viel Luft nach oben. "Wir müssen am Auto was das Setup angeht noch ein paar Dinge verbessern", sagt er. Darüber hinaus stehen neben der Arbeit auf der Rennstrecke noch allerhand andere Baustellen an: "Es ist noch früh und wir sind in den Meetings immer noch dabei, unsere Abläufe im großen Umfang zu verändern und zu versuchen, das Team in jeder Lebenslage zu verstärken, und nicht nur die Performance des Autos."

Dementsprechend fällt auch die Zielvorgabe für den Rest des Wochenendes zurückhalten aus. "Ich greife nicht so hoch. Ich weiß nicht einmal, welche Position für uns gut wäre. Nach den Testfahrten haben wir uns vorgenommen, beide Autos ins Q3 zu bringen und in den ersten paar Rennen so wenige Fehler wie möglich zu machen", gibt sich Alonso bescheiden. Nach Jahren im Mittelfeld für ihn sowie das Team gilt es, sich an die neuen Umstände zu gewöhnen.

"Es ist da sehr leicht, Fehler zu machen. Es ist nicht dasselbe, wenn du um Platz zwölf kämpfst. Wenn es um die Top-5 geht, ist der Druck und das Adrenalin ganz anders. Da gibt es viele Dinge, bei denen wir als Team in diesem Prozess zusammen wachsen müssen. Dabei ist auch zu erwarten, dass hier und da vielleicht auch Fehler passieren. Es ist ein komplett neues Team und wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben", führt Alonso aus.

Auftakt mit Aston Martin bestätigt Fernando Alonso

Insgesamt ist er von seinem Neuanfang mit Aston Martin bis jetzt aber durchaus angetan. Teambesitzer Lawrence Stroll versprach ihm bei den Vertragsverhandlungen im vergangenen Sommer nicht zu viel. "Ich denke, Lawrence hat bei allem was er macht diese Vision und es ist schwer vorstellbar, Lawrence Stroll bei irgendeiner seiner Visionen versagen zu sehen", so der zweimalige Weltmeister.

Die ersten kleinen Erfolge dienen nach der im Winter geleisteten Vorarbeit für ihn als erste Bestätigung: "Wir müssen stolz auf das sein, was wir geschafft haben. Es waren zwei, drei sehr intensive Monate in der Fabrik. Endlose Simulatorstunden und Meetings, in denen wir versucht haben, alle möglichen Probleme in den ersten Rennen zu antizipieren. Ich denke, das Wissen und die Fähigkeiten dieses Teams sind vielleicht einzigartig. Das ist für die Zukunft sehr ermutigend."

Auf Pierre Gasly, der seinen Platz bei Alpine einnahm, hatte er am Freitagabend einen Vorsprung von über einer halben Sekunde. Der Franzose war als Siebter der bestplatzierte Fahrer des Rennstalls. Alonso sieht bei seinem neuen Arbeitgeber spätestens nach den Testfahrten und der erneuten Bestätigung im Training die besseren Tendenzen: "Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis Aston Martin die Top-Teams herausfordern kann."