2024 will die Formel 1 ohne Heizdecken für die Reifen auskommen. Ein Plan, der bei den Piloten auf wenig Gegenliebe stößt. Schon die geplante Absenkung von 70 auf 50 Grad Celsius Heiztemperatur sorgte für einen Aufstand und Sicherheitsbedenken. Vor der Saison 2023 lenkte Pirelli ein und beließ es bei 70 Grad - allerdings darf die Temperatur nicht mehr so lange gehalten werden, um trotzdem noch Energie einzusparen.

Trotzdem wollen Formel 1 und Pirelli weiter an den Plänen festhalten, die Heizdecken komplett aus der Formel 1 verschwinden zu lassen. Lewis Hamilton machte in Bahrain unmissverständlich klar, dass er das für den falschen Weg hält und äußerte Sicherheitsbedenken.

Mario Isola: Hamilton testete im Winter

"Er ist aber im Winter in Paul Ricard gefahren, da ist es sehr kalt", erklärt Pirellis Motorsportchef Mario Isola. "Und er ist dabei auch noch lange nicht das finale Produkt gefahren." Die Italiener befinden sich noch im Entwicklungsstadium der 2024er Reifen. Mit der Homologierung der Konstruktion hat Pirelli noch bis 1. September 2023 Zeit, die Mischung darf sogar bis 15. Dezember verändert werden.

Bei Reifen ohne Heizdecken gibt es gleich mehrere Sicherheitsbedenken. Einerseits das Fahrverhalten im kalten Zustand an sich. Andererseits die Befürchtung, dass die Geschwindigkeitsdifferenz auf der Outlap so groß ist, dass es zu gefährlichen Situationen kommen kann.

Formel 1 2024 ohne Heizdecken? Entscheidung in Silverstone

Pirelli würde die gemeinsam mit der Formel 1 gesteckten Ziele gerne erreichen, zeigt sich aber kompromissbereit. Nach dem Großbritannien-GP in Silverstone finden am Dienstag und Mittwoch Reifentests statt. Anschließend wird es mit allen Beteiligten eine Abstimmung darüber geben, ob 2024 mit oder ohne Heizdecken gefahren werden soll.

Nach den ursprünglichen Plänen hätte die Abschaffung der Reifenwärmer schon erfolgt sein sollen, doch die Umsetzung der Ziele war komplexer als gedachte. Pirelli fuhr die Heizdeckentemperatur deshalb schrittweiße herunter.

Durch das Verbot der Lagerungserwärmung und dem schrittweisen Absenken von 100 auf inzwischen 70 Grad Celsius konnte bereits die Hälfte der benötigten Energie eingespart werden. Doch das Ziel ist es, die Formel 1 bis 2030 CO2-neutral zu machen und 2024 soll mit der Abschaffung der Heizdecken der nächste Schritt dorthin erfolgen.

Heizdecken: Wie nachhaltig ist ein Verbot?

Doch Hamilton zweifelte auch an, ob das Heizdeckenverbot überhaupt Energie einsparen würde. Schließlich verbraucht man mehr Benzin, um die Reifen auf Temperatur zu bringen. "Das stimmt, man muss mehr Runden dafür fahren", pflichtet ihm Isola bei. "Wenn wir das aus Sicht der Nachhaltigkeit bewerten, müssen wir uns das allumfassend ansehen und alle Parameter miteinbeziehen."

Für den Reifenhersteller ist der Umstieg eine Mammutaufgabe. Das Argument, in anderen Rennserien würde schließlich auch ohne Heizdecken gefahren, lässt Isola nicht gelten. "Selbst die Formel 2 ist zehn Sekunden langsamer als die Formel 1 - das ist eine andere Welt", erklärt der Italiener. "Formel-1-Autos sind einfach die schnellsten Autos auf dieser Welt."

Doch wo liegt der große Unterschied mit und ohne Heizdecken? Die Reifen müssen unter komplett unterschiedlichen Bedingungen funktionieren. Die Mischung muss bei niedrigen Temperaturen Grip bieten und dann im letztendlichen Arbeitsfenster genauso.

Die Konstruktion muss so stark sein, dass sie auch bei niedrigem Luftdruck nicht beschädigt wird. Durch das Aufheizen steigt der Luftdruck eklatant. Etwa 9 bis 10 PSI liegen zwischen kaltem und warmen Formel-1-Reifen. Zum Vergleich: Der Mindestdruck bei den heutigen Pneus liegt bei etwa 20 PSI.