92 Siege und elf Weltmeistertitel: Red Bull und Adrian Newey sind eine Erfolgsgeschichte. Mit dem Königstransfer des Ingenieurs 2006 zum österreichischen Rennstall ging es bergauf für das ehemalige 'Partyteam' der Formel 1. Ab dem großen Regelumbruch 2009 war Red Bull siegfähig, 2010 folgte dann der ersehnte WM-Titel. Was Adrian Newey zu seinem Wechsel veranlasste und welche Rolle dabei Christian Horners Stalking-Fähigkeiten sowie ein gewisser Gentleman in einer schwarzen Lederjacke spielte.

Red Bull: Vom Partyteam zum Weltmeister

"Uns fehlte eine klare technische Richtung", erzählt Christian Horner im 'Talking Bull' Podcast von Red Bull. "Und ich war schon immer ein Fan von Adrian und seinen Autos." Mit der großen Energy Station in Monaco und vielen Discos war Red Bull vormals eher für seine Aktivitäten abseits der Strecke bekannt. 2005 war noch ein gewisser Günther Steiner technischer Direktor bei Red Bull. Mit Cosworth-Motor und David Coulthard, Christian Klien und Vitantiono Liuzzi im Cockpit wurde das Team mit 37 Punkten Siebter in der Konstrukteurs-WM. Nicht genug für die hohen Ambitionen des Rennstalls.

Von Weltmeistertiteln war Red Bull in seiner Anfangszeit weit entfernt. Nicht nur, weil Max Verstappen noch in die Grundschule ging, Foto: LAT Images
Von Weltmeistertiteln war Red Bull in seiner Anfangszeit weit entfernt. Nicht nur, weil Max Verstappen noch in die Grundschule ging, Foto: LAT Images

Red Bull war auf einer Mission: Adrian Newey von McLaren weg und hin zu Red Bull locken. "Adrian ist der Beste, den es in der Formel 1 gibt", streut ihm Christian Horner Rosen. "Die Frage war: Wie können wir Adrian dazu bringen, dem Red-Bull-Team beizutreten?" Das Team aus Milton Keynes verfolgte hier eine Strategie, die aus mehreren Bausteinen bestand.

Red Bulls Masterplan zur Newey-Rekrutierung

Teil eins: David Coulthard. "Er war Fahrer bei uns und hat schon bei Williams und McLaren mit Adrian zusammengearbeitet", erzählt Christian Horner, damals und heute Teamchef bei Red Bull. Coulthard kam 1993 als Testfahrer zu Williams, ein Jahr danach ersetzte der Schotte den verstorbenen Ayrton Senna beim Team aus Grove. Später waren Coulthard und Newey gemeinsam bei McLaren, bevor 'DC' zu Red Bull wechselte.

"Er ist ein guter Freund und ich vertraue seinem Urteil", hatte Adrian Newey immer ein gutes Verhältnis zum 13-maligen Rennsieger. "Ich habe ihn dann angerufen und gefragt, was er von der Idee hält." Coulthard gab dem Projekt einen Daumen nach oben. Zusätzlich gefiel Newey der Gedanke, wie zu Beginn bei Leyton House 1990 wieder für ein kleines, aufstrebendes Team in der Formel 1 zu arbeiten.

Die Kombination aus Sebastian Vettel und Adrian Newey machte Red Bull zum Serien-Weltmeister, Foto: Red Bull/GEPA
Die Kombination aus Sebastian Vettel und Adrian Newey machte Red Bull zum Serien-Weltmeister, Foto: Red Bull/GEPA

Mit Stalking und schwarzen Lederjacken zum Formel-1-Erfolg

Teil zwei: Christian Horners Stalker-Taktik. "Christian machte es sich 2005 zur Gewohnheit, mich auf dem Weg zum Paddock möglichst oft abzufangen", schmunzelt Newey. "Wir haben dann immer wieder miteinander geredet." Und Newey war einem Neuanfang nach neun Jahren in Woking nicht abgeneigt: "Bei McLaren wurde mir langsam etwas langweilig."

"Auf einmal kam dann so ein Gentleman mit einer schwarzen Lederjacke hinter einem Truck hervor und auf mich zu", erinnert sich der technische Direktor an die erste Begegnung mit Dr. Helmut Marko. "Und sagte: 'Ich bin Helmut Marko, hier ist meine Karte. Wir werden uns melden.'"

Adrian Newey tauscht Sicherheit gegen Salzburg

Marko meldete sich und Newey wechselte vom Seriensieger McLaren zum (fast) Neuling Red Bull. "Ich war etwas nervös", gesteht Newey. Mit Williams und McLaren gewann der Brite serienweise Rennen und Meisterschaften, bei Red Bull stellte sich der Erfolg nicht so schnell ein. David Coulthard gelang 2006 in Monaco das erste Podium, Sebastian Vettel 2009 in China der erste Sieg. "Wir strebten nach Rennsiegen. Weltmeisterschaften lagen damals noch in weiter Ferne."

Dietrich Mateschitz lud Adrian Newey schließlich für ein persönliches Treffen nach Salzburg ein. "Mir wurde dort der rote Teppich ausgerollt", erinnert sich der Luftfahrt-Ingenieur und war damals sehr beeindruckt vom Red-Bull-Eigentümer. "Ich sah sein Engagement und seine Leidenschaft. Das war dann das Entscheidende."

Adrian Neweys Erfolge in der Formel 1

JahrTeamAutoFahrertitelKonstrukteurstitel
1992WilliamsFW14B++
1993WilliamsFW15C++
1994WilliamsFW16+
1996WilliamsFW18++
1997WilliamsFW19++
1998McLarenMP4/13++
1999McLarenMP4/14+
2010Red BullRB6++
2011Red BullRB7++
2012Red BullRB8++
2013Red BullRB9++
2021Red BullRB16B+
2022Red BullRB18++

Adrian Newey: Der letzte Design-Mohikaner mit Zeichenbrett

Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die 2022 mit dem RB18 einen Höhepunkt fand. Abseits von Max Verstappen ist Adrian Newey einer der wichtigsten Bausteine des Teams. "Er ist der Einzige, der Luftströme sehen kann. Er lebt in der Matrix", scherzt Christian Horner. Gegen einen schwachen Renault-Motor war aber selbst der Neo der Formel 1 machtlos.

"Und anders als andere, arbeitet er noch immer auf seinem Zeichenbrett. Wahrscheinlich als Einziger in der Formel 1", meint Christian Horner. Mit genau demselben, wie bei McLaren. "Ich musste mit Ron Dennis herumstreiten, damit er es herausrückt!" Nicht nur Erfolg, sondern auch der Spaß kommt beim ehemaligen Partyteam (natürlich) nicht zu kurz. 2023 heißt die Mission von Red Bull wieder: Titelverteidigung.

Mit 17 Siegen und 28 Podien ist der RB18 eines der Meisterwerke von Adrian Newey, Foto: LAT Images
Mit 17 Siegen und 28 Podien ist der RB18 eines der Meisterwerke von Adrian Newey, Foto: LAT Images

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

Diese Wochenenden finden im Sprint-Format statt