Mohammed Ben Sulayem ist noch kein Elon Musk, doch die Twitter-Mitteilungen des FIA-Präsidenten haben es in sich. Nicht bei einer Pressekonferenz, nicht via Pressemitteilung, sondern mittels eines Tweets kündigte Ben Sulayem am Montag an, nach zusätzlichen Formel-1-Teams zu suchen.
Das Thema ist delikat: Der Sport boomt, die Interessenten stehen Schlange und dennoch heißen nicht alle mögliche Neueinsteiger willkommen. Weil die Formel 1 durch die Budgetobergrenze zu einem Business-Modell wurde, drängen die Bewerber in die Königsklasse.
Seit mehr als einem Jahr versucht Michael Andretti, in die Formel 1 einzusteigen. Als die Übernahme des Sauber-Teams platzte, wollte er mit einem neuen Rennstall einsteigen. Doch genau hier liegt das Problem. Viele Teams wollen keine weiteren Mitbewerber.
Liberty Media, der kommerzielle Rechteinhaber der Formel 1, schüttet jedes Jahr einen gewissen Prozentsatz als Start- und Preisgeld an die zehn Teams aus. Ein zusätzliches Team würde bedeuten, dass der Kuchen in elf statt wie bisher zehn Stücke geteilt wird.
Trotz des Gegenwindes ließ Andretti nicht locker. Beim Heim-GP in Austin am Ende der vergangenen Saison war Michael Andretti wieder im Fahrerlager unterwegs. Eine Unterschriftenliste wie vor einigen Monaten hatte er nicht mehr dabei, doch sein Besuch dürfte nicht nur dem persönlichen Vergnügen gedient haben.
Bringt FIA die Formel 1 in Bedrängnis?
Nachdem sich auf kommerzieller Seite Widerstand gegen neue Teams regt, könnte Andretti Formel 1 und Teams unter Druck setzen. Für einen Startplatz ist der Motorsportweltverband FIA zuständig, nicht der kommerzielle Rechteinhaber. Und bei der FIA plant man, in den nächsten Monaten Kandidaten unter die Lupe zu nehmen.
Wie in der jüngeren Vergangenheit will die FIA sicherstellen, dass potentielle Neulinge die finanziellen, personellen und technischen Voraussetzung haben, nachhaltig in der Formel 1 mitfahren zu können. Mit schnellen Entscheidungen ist deshalb nicht zu rechnen, weil das FIA-Protokoll streng befolgt werden muss.
Lässt die FIA ein neues Team - oder sogar mehrere - zu, wird es heikel. In den kommerziellen Verträgen zwischen Teams und Liberty Media ist der Einstieg für Neulinge nicht nur an eine Starterlaubnis der FIA geknüpft. Um eine Verwässerung des Produkts zu vermeiden, wollen die Teams über Einsteiger mitbestimmen - und fordern zudem eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Millionen US-Dollar.
Andretti könnte den Widerstand einiger Teams mittels FIA-Startplatz umgehen. Dann würde sich die Frage stellen, wie man auf kommerzieller Seite damit umgeht. Möglicherweise muss Liberty Media einen größeren Teil der Einnahmen ausschütten, um das zusätzliche Kuchenstück zu kompensieren.
Seit 2015 gibt es lediglich zehn Teams in der Formel 1. In finanziell schwierigen Zeiten verlor die Serie nach und nach die erst 2010 eingestiegenen Teams HRT, Caterham und Manor-Marussia wieder. 2016 stieg mit dem US-amerikanischen Rennstall Haas zum bislang letzten Mal ein Team ein.
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