Formel 1, Fahrerranking 2022: Steinrisser rechnet ab

Das Motorsport-Magazin.com Fahrer-Ranking der Formel 1 2022 als großer Streitfall in der Redaktion! Für alle, die das abschließende F1-Ranking-Fazit von meinem sehr geschätzten Kollegen Christian Menath* vorgestern nicht gelesen haben: Ich wurde persönlich herausgefordert! Habe ich Max Verstappen zu schlecht benotet?

Ich werfe einen Blick auf meinen Notenspiegel und stelle fest: Max Verstappen hat mit 1,59 auch bei mir gewonnen. Deutlich, und das auch absolut verdient. Ja, es stimmt, anders als bei Kollege Menath kam er bei mir nicht unter einen Notenschnitt von 1,5. Aber da zitiere ich mal als Österreicher die F1-Legende Niki Lauda aus einer hier berühmten Werbung: "Ich hab' ja nix zu verschenken."

Auch dass Verstappen mit 15 von 22 Siegen die fünfthöchste Siegquote der Geschichte einfuhr, rettet ihn nicht vor schlechten Tagen. Wenn er sich in Spanien zum Beispiel mit einem Dreher den Weg zum Sieg schwerer macht, dann war das Wochenende nicht perfekt - und eine 1 nicht gerechtfertigt. Ich muss auch hervorheben, dass ich strenger benote als meine Kollegen, im Schnitt vergebe ich pro Rennen fast immer ein Sehr Gut weniger.

Markus Steinrissers Verteilung der besten & schlechtesten Noten

Ein perfektes Wochenende ist in der Formel 1 eben schwierig, auch für die Besten - für den ich Max Verstappen 2022 übrigens absolut halte, da will ich keine Zweifel aufkommen lassen. In diesem Jahr hätte er wahrscheinlich auch in identem Material den Rest des Feldes geschlagen.

Die vier Fahrer hinter ihm nannte ich vor ein paar Tagen als jene vier, die für Verstappen in vergleichbarem Material 2022 die größte Gefahr geworden wären. Die Reihenfolge Norris-Leclerc-Alonso-Hamilton erscheint mir fair. Alle hatten sie dieses Jahr schwächere Tage, waren insgesamt aber exzellent. Dass Hamilton auf die anderen einen kleinen Rückstand hat, liegt an einer zähen ersten Saisonhälfte. In der zweiten lief er zur Hochform auf.

George Russell habe ich bewusst nicht in der Liste inkludiert. Nicht falsch verstehen, ich halte ihn für einen sehr guten Fahrer, aber noch nicht für einen Fahrer auf diesem Level. Noch zu viele Fehler, und nicht jedes Wochenende ist er da. Dass er den Sprung in diese Spitzengruppe nächstes Jahr schafft, traue ich ihm durchaus zu.

Sebastian Vettel würde ich noch gerne gesondert herausstreichen als einen Fahrer, dessen letzte Rennen ich großartig fand. Teils absolut auf seinem alten Weltmeister-Niveau. Schade, dass wir am Ende nur mehr so wenig von diesem Vettel gesehen haben. Das werde ich vermissen.

Markus Steinrissers Härtefälle der Formel-1-Saison 2022

Meine sechs positiven Härtefälle unterstreichen übrigens noch einmal meine Wertschätzung für Max Verstappens Saison. Besonders überrascht hat mich nur das Ergebnis von Esteban Ocon. Jetzt gefragt, hätte ich ihn aufgrund seiner doch teils unberechenbaren Formkurve wohl keinen Top-10-Platz zugestanden, nicht vor einen Mann mit zwei Siegen (Sergio Perez) und wahrscheinlich auch nicht vor Alex Albon.

Am Ende des Feldes haben sich Daniel Ricciardo, Lance Stroll und Yuki Tsunoda mit schlichtweg zu vielen Negativ-Ausreißern sortiert. Da waren, das räume ich ein, ein paar sehr harte Bewertungen dabei. Dass ich als Einziger Mick Schumacher hinter Kevin Magnussen einstufe, finde ich dafür vertretbar. Beide haben viele Chancen liegengelassen, Schumacher aber auch viel Schrott produziert. Über Nicholas Latifis letzten Platz gibt es nicht mehr viel zu sagen.

* Ich spreche tatsächlich von meinem sehr geschätzten Kollegen Christian Menath! Bevor ihr euch Sorgen um das Arbeitsklima in unserer Redaktion macht. Jeder darf - und soll - seine eigene Meinung zum Ranking haben, und jede "Streiterei" über diese Noten nicht zu ernst nehmen. Am Ende des Tages ist die Formel 1 Unterhaltung, für uns wie für euch, und da können Kollege Menath und ich uns einig sein (und hoffentlich ihr auch): Die Saison 2022 war, auch mit früher WM-Entscheidung, wieder eine tolle Show.