In der Formel 1 gibt es nichts geschenkt, und das gilt auch für das Fahrerranking von Motorsport-Magazin.com. Leserinnen, Leser und MSM-Redakteure kennen keine Gnade, wenn es am Abend eines Rennsonntages ans Bewerten geht.

Wir analysieren also, nachdem wir gestern schon den besten Fahrer der Formel-1-Saison gekürt haben, nach gleichem Muster die untere Hälfte der Ranking-Wertung, und damit die größten fahrerischen Pleiten der Saison 2022. Nikita Mazepin durfte seinen Titel nicht verteidigen, und hat damit die Tür für eine brutale Saison von Nicholas Latifi geöffnet. Der größte Verlierer ist aber eine Überraschung.

Formel-1-Ranking 2022: Latifi dem Untergang geweiht

Das System ist bekannt: Für jedes Wochenend-Ranking wurden für die Top-10 Punkte vergeben. So viel einmal vorweg - Latifi kommt am Ende immerhin besser weg als der kurz nach den Barcelona-Testfahrten aufgrund des Ukrainekrieges gefeuerte Mazepin. Der hatte 2021 auf dem 21. Platz mit null Punkten rangiert.

Latifi rettet seine Ehre mit einem fehlerlosen Regenrennen in Japan, wo er auch auf der Strecke damals sein einziges Top-10-Ergebnis einfahren hatte können. Das reicht, um an Nico Hülkenberg - der nur zwei Rennen als Ersatz-Pilot in einem grottenschlechten Aston Martin fuhr - vorbei und auf den 21. Platz zu ziehen.

Formel-1-Fahrerranking 2022 nach Punkten: Ab P11

Pos.FahrerPunktePos. Vorjahr
11Bottas8111 (-)
12Ocon648 (- 4)
13Schumacher5214 (+ 1)
14Gasly514 (- 10)
15Magnussen46NEU (2020: 17)
16Ricciardo2710 (- 6)
17de Vries25NEU
18Stroll2418 (-)
19Zhou16NEU
20Tsunoda1017 (- 3)
21Latifi819 (- 2)
22Hülkenberg2NEU (2020: 13)

Mehr war aber nicht drin. Einmal mehr erinnert die Tabelle auch an Monza. Dort holte Nyck de Vries bei seinem kurzfristigen Ersatz-Auftritt den Sieg im Ranking. Trotz nur einem GP schaffte es de Vries damit, nicht weniger als vier Stammfahrer hinter sich zu lassen.

Nyck de Vries holte bei seinem bis jetzt einzigen Formel-1-GP den Ranking-Sieg, Foto: LAT Images
Nyck de Vries holte bei seinem bis jetzt einzigen Formel-1-GP den Ranking-Sieg, Foto: LAT Images

Yuki Tsunoda erlebte in einem schwachen AlphaTauri eine schwierige Saison, wie auch Guanyu Zhou. Beiden sollte zugutegehalten werden, dass sie sich im Verlauf verbesserten. Nur leider gaben ihre Autos selten etwas her, und das schlug sich oft auch in Form von Fehlern auf die Performance nieder. Übrigens in umgekehrter Form: Tsunoda gab oft zu, das Auto zu überfahren, während Zhou gerne das Auto unterfuhr.

Gasly größter Verlierer, Schumacher schlägt Magnussen

AlphaTauri, Alfa Romeo und Haas haben keinen Stammfahrer in den Top-10. Groß ist der Absturz von Pierre Gasly. Wie Tsunoda durchlebte er in einem schlechten Auto eine Frust-Saison, nachdem er im Vorjahr oftmals ein echter Sensationsmann an der Spitze des Mittelfeldes war. Am Ende schien er gedanklich schon öfter auf dem Weg zu seinem neuen Team Alpine. 2022 geht es für ihn im Ranking um ganze 10 Plätze nach hinten.

Daniel Ricciardo verliert sechs Plätze. 2021 hielt er sich mit Ausrufezeichen wie Monza über Wasser, 2022 gab es davon fast gar nichts mehr. Für Mick Schumacher, der ebenfalls seinen Job verlor, ging es im Ranking aber sogar aufwärts. Mit Platz 13 schlug er außerdem F1-Rückkehrer Kevin Magnussen (15.), vor allem dank eines Ranking-Tagessieges in Österreich.

Formel-1-Fahrerranking 2022 nach Durchschnitts-Noten: Ab P11

Pos.FahrerNoteVorjahrPos. Vorjahr
11Bottas2,7813,0413 (+ 2)
12Ocon2,792,829 (- 3)
13Gasly3,032,223 (- 10)
14Schumacher3,163,0312 (- 2)
15Zhou3,19-NEU
16Magnussen3,22-NEU
17Ricciardo3,453,1616 (- 1)
18Stroll3,4773,3618 (-)
19Tsunoda3,4783,6519 (-)
20Latifi4,353,7220 (-)

Aber auch wenn man nur den Durchschnitt der Jahresnoten nimmt, bleibt Schumacher vor Magnussen - wobei der Schnitt schlechter ist als im Vorjahr. Wiederum gesellten sich zu höheren Höhen bei Schumacher tiefere Tiefen. Nennenswert ist, dass sich Guanyu Zhou in dieser Metrik etwas rehabilitieren kann. Dem einzigen Vollzeit-Rookie der Saison 2022 fehlten lediglich die dicken Punkte einer Highlight-Performance, um in der Punktetabelle nach vorne zu springen.

Die Jahresschnitte zeigen, dass das Punkteformat den Großteil des Feldes weiter auseinanderzog, als es das eigentlich war. Zwischen Valtteri Bottas auf Platz 11 und Tsunoda auf Platz 19 liegen nur 0,679. Latifi ist der einzige Nachzügler. Nach Mazepins Abgang bekommt er die volle Härte zu spüren.

Schlechteste Rennen, negative Härtefälle: Latifi dominiert

Auf die große Abrechnung mit Latifi in den Gesamtwertungen folgt die Abrechnung in den Einzelwertungen. 12-mal holte er den letzten Platz, vier davon mit einem Notenschnitt von über 5. Lowlight war, als er in Saudi-Arabien das Auto in die Wand setzte. Bei 18 Rennen scheiterte er daran, eine Note unter 4 zu erreichen.

FahrerLetzterRennen
Latifi12Bahrain, Saudi-Arabien, Miami, Monaco, Österreich, Belgien, Niederlande, Italien, Singapur, USA, Mexiko, Abu Dhabi
Tsunoda3Kanada, Großbritannien, Ungarn
Stroll2Australien, Aserbaidschan
Schumacher1Imola
Magnussen1Spanien
Frankreich1Zhou
Sainz1Japan
Ricciardo1Brasilien

Niemand kam auch nur annähernd an diese Werte heran. Yuki Tsunoda (3) und Lance Stroll (2) waren die einzigen Fahrer, die noch mehrfach auf dem letzten Platz landeten. Daniel Ricciardo hatte mit 7 die zweitmeisten Rennen mit einer Note von 4 oder schlechter, war aber nur einmal Letzter.

Sainz enttäuscht die MSM-Redaktion

Wirft man schließlich aber noch einen Blick auf die von den MSM-Redakteuren Christian Menath, Florian Niedermair, Jonas Fehling und Markus Steinrisser hervorgehobenen negativen Härtefälle, so taucht zwischen den hier bereits genannten Problemfahrern allzu häufig der Name Carlos Sainz auf.

FahrerNegative Härtefälle
Latifi13
Sainz7
Ricciardo7
Tsunoda6
Schumacher5
Stroll5
Gasly4
Alonso3
Perez3
Magnussen3
Leclerc2
Hamilton2
Bottas2
Verstappen1
Vettel1
Ocon1
Zhou1
Russell0
Norris0
Albon0
de Vries0
Hülkenberg0

Zwar war auch hier Latifi mit 13 der meistgenannte Fahrer, doch Sainz belegt gemeinsam mit Ricciardo mit je 7 Nennungen den zweiten Platz, noch vor Tsunoda. Auch Mick Schumacher erregte öfter negatives Aufsehen - 5 Nennungen. Nur drei Stammfahrer entgingen dem Schicksal, ins Fadenkreuz der MSM-Redakteure zu gelangen: George Russell, Lando Norris und Alex Albon.

Mick Schumacher sorgte zu oft mit Unfällen für Aufmerksamkeit, Foto: LAT Images
Mick Schumacher sorgte zu oft mit Unfällen für Aufmerksamkeit, Foto: LAT Images

Wer aber sind die größten Lieblinge der MSM-Redaktion? Und wo gehen die Meinung zwischen der MSM-Leserschaft und der Redaktion am weitesten auseinander? Mehr dazu gibt es morgen.