Die Formel-1-Saison 2022 ist vorbei, und an der Spitze des Automobil-Weltverbandes FIA folgt gleich eine große Veränderung. Shaila-Ann Rao, die erst am 01. Juni 2022 den Posten der Generalsekretärin für Sport übernommen hatte, verlässt den Verband nach knappen sechs Monaten. Diese sechs Monate waren in der FIA von teils von Kritik begleitet worden, ausgelöst von Raos früherer Position als Beraterin von Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Schon bei ihrer Verkündung hatte die FIA damals festgehalten, dass Rao den Posten lediglich auf Interimsbasis übernehmen würde. Dass diese Periode nach dem Ende der Formel-1-Saison endet, ist nicht allzu überraschend. Eine permanente Neubesetzung des Postens gibt es allerdings noch keine, und Rao legt nicht nur ihr Amt nieder, sondern scheidet ganz aus der FIA aus.

Rao war vom neuen FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem geholt worden, um den nach fünf Jahren abtretenden Peter Bayer zu ersetzen. Ihre Aufgabe war es vor allem, die neue FIA-Führung zu unterstützen, unter der sich der Verband in den letzten Monaten organisatorisch vielerorts neu aufstellte und anpasste.

Mercedes-Connection von Rao sorgt für Formel-1-Kritik

Von der offiziellen Verkündung im Juni weg wurde Rao für die Formel 1 jedoch zum Streitfall. Das ging auf ihre berufliche Karriere zurück. Nachdem sie bis Mitte 2018 bei der FIA als Direktorin der Rechtsabteilung gearbeitet hatte, war sie dreieinhalb Jahre Rechtsberaterin von Mercedes-Teamchef Toto Wolff gewesen.

Vor allem Ferrari und Red Bull forderten nach Raos Amtsantritt Garantien ihrer Unabhängigkeit, zeigten sich in den Wochen danach allerdings zufrieden. Das Thema kochte erst im Herbst wieder hoch. Da untersuchte die FIA Red Bulls Verstoß gegen die Budget-Obergrenze.

Rao war es, die am Abend nach dem Japan-GP Red-Bull-Teamchef Christian Horner offiziell über den Verstoß informierte. Vorab war viel schon an die Öffentlichkeit gesickert. Red Bull äußerte in den Wochen darauf tiefste Besorgnis und bat die FIA, sich der Sache anzunehmen. Explizit nahm Christian Horner damals aber Abstand davon, Rao Befangenheit zu unterstellen.

Von FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem gibt es lobende Worte zum Abschied von Rao: "Im Namen aller bei der FIA würde ich gerne Shaila-Ann für ihre unersetzbaren Leistungen in ihrer Rolle als interimsmäßige Generalsekretärin für Sport in einer wichtigen Übergangsphase der Organisation danke. Shaila-Ann war besonders mir im Hinblick auf die Formel 1 eine große Hilfe und hat immer professionell und mit Integrität agiert."