Sebastian Vettel geht am Sonntag in sein 299. und letztes Formel-1-Rennen. Zum Abschied ließ es sich der vierfache Weltmeister nicht nehmen, noch einmal im offiziellen Podcast der Formel 1 'Beyond the Grid' vorbeizuschauen und aus dem Nähkästchen zu plaudern. Der Heppenheimer zeigte sich gewohnt reflektiert und ging dabei auch zurück zu seinen Anfängen und einer ganz besonderen Person in seinem Leben: Sein Idol Michael Schumacher.
Dabei gab der Aston-Martin-Pilot zunächst sogar zu, dass er gar nicht wegen Schumacher zum Rennsport kam. Sein Vater Norbert hatte einen anderen Helden: "Ich glaube nicht, dass ich wegen ihm angefangen habe. Mein Vater war ein Senna-Fan und schaute schon Formel 1, bevor ich überhaupt geboren war und bevor Michael in die Formel 1 kam."
Schumacher inspiriert eine ganze Generation, inklusive Vettel
Doch als Vettel dann selbst im Rennsport ankam, da war die Schumi-Mania in Deutschland im vollen Gange: "1995, nachdem er 1994 seinen ersten Titel gewann, kamen so viele Kinder in meinem Alter in den Rennsport und fuhren Go-Karts. Diese Zahl hat es seitdem nicht mehr gegeben. Es waren mal über 100 Kinder, die sich für ein Rennen qualifizieren wollten und am Ende wurde das Finale immer noch mit 34 Startern ausgetragen. Dieser boom hat die Motorsportgemeinde aufgeladen und hat damit auch den Konkurrenzdruck erhöht. Ich wäre also auch ohne ihn Go-Kart gefahren, aber ich weiß nicht, ob ich derartige Fortschritte hätte machen können."
Schumacher als Vorbild und Antreiber einer ganzen Generation von Nachwuchsrennfahrern. Auch der Beste unter ihnen empfand dies so: "In diesem Alter war er eine unglaubliche Inspiration. Ich war nie ein Senna-Fan, weil ich dafür einfach zu jung war, um seine Leistungen zu verstehen. Michael hingegen war für mich immer da, seit ich mich erinnern kann. Ich habe ihn ja dann auch an der Kart-Strecke getroffen. Er schüttelte mir die Hand und übergab mir den Pokal. Er ist noch immer mein Held."
Vettel: Schumacher in erster Linie ein Freund
Die Beziehung von Vettel und Schumacher änderte sich jedoch. Das Nachwuchstalent wurde erwachsen und bahnte sich seinen eigenen Weg in die Formel 1, wo er dann von 2010 bis 2012 gegen die Legende Schumacher bei dessen Mercedes-Comeback antrat. Den Kontakt der beiden Ausnahmerennfahrer gab es aber schon zuvor: "Ich lernte ihn immer besser kennen. Wenn ich ihn nicht persönlich gekannt hätte und dann gleich gegen ihn gefahren wäre, dann wäre das absolut surreal gewesen. So fühlte es sich aber nicht surreal an, denn ich bin gegen Michael als Person, als meinen Freund, gefahren. Manchmal fing ich an zu vergessen, dass er der Michael war, den ich als Kind noch so bewunderte. Es war nicht derselbe Michael, denn du lernst ihn kennen und dann siehst du ihn zuerst als Person und nicht seine Erfolge."
Doch komplett konnte der Formel-1-Weltmeister Vettel das Go-Kart-Kind nicht aus den eigenen Gedanken verdrängen, wie er dann doch zugeben musste: "Es war einfach nur schön, gegen ihn zu fahren. Manchmal hatte ich dann schon Momente der Erinnerung aus meiner Kindheit und mir wurde klar: Das ist ja er." Sieben Weltmeistertitel lassen sich offensichtlich nur schwer ausblenden.
Vettel: Schumachers Fahrzeugkontrolle einzigartig
Sportlich hatte Vettel damals mit dem Red Bull klar die Nase vorne gegenüber Schumachers Mercedes. Die Bewunderung für den Kerpener verblasste aber keineswegs, sondern sie stieg sogar als Teamkollege bei einer anderen Veranstaltung: "Viele Male sind wir beim Race of Champions zusammen gefahren. Obwohl es eine Spaßveranstaltung ist, sieht man was er tut. Er in einem Go-Kart oder jeglicher Art von Fahrzeug war für mich eine ganz besondere Beobachtung. Es sah einfach besser aus als bei allen anderen Fahrern, die ich bis jetzt sehen durfte. Vielleicht spricht da auch nur meine Bewunderung für ihn, aber es gab da etwas ganz Besonderes bei ihm."
Was war es, das Schumacher so einzigartig machte? Vettel versuchte eine Beschreibung und gab zu, wohl auch nicht ganz objektiv sein zu können: "Als ich noch vor dem Fernseher saß, war ich weit weg. Wenn du ihn aber live gesehen hast, wie im Go-Kart oder beim Race of Champions, dann sah das fast schon entspannt aus. Er hatte eine Kontrolle, die einfach natürlich wirkte. Ich habe mich selbst logischerweise noch nie von außen beobachten können, aber bei anderen Fahrern habe ich immer den Eindruck, dass sie mit dem Auto, den Reifen und der Strecke zu kämpfen haben. Michael hat bei diesen Dingen sicher auch gekämpft, aber es sah niemals hektisch oder außer Kontrolle aus. Selbst, wenn er zu spät bremste und Zeit verlor, so war es immer noch unter Kontrolle. Ich kann nicht sagen, ob das einfach die Verehrung für meinen Kindheitshelden ist, aber da war etwas Besonderes an ihm."
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