Doppelsieg zum Auftakt, WM-Führung bis Barcelona: Ferrari legte einen unerwartet starken Einstand in die neue Formel-1-Ära hin. Doch die Formkurve der Scuderia zeigte im weiteren Saisonverlauf eher nach unten. Red Bull zog an den Italienern vorbei und sicherte sich vorzeitig beide WM-Titel und auch Mercedes, die zu Saisonbeginn weit abgeschlagen im Mittelfeld lagen, holte in der zweiten Hälfte der Saison stark auf Ferrari auf.
Während dem italienischen Team die finanziellen Mittel ausgingen, brachte Mercedes einige Upgrades an den Start. Allein beim Großen Preis von Brasilien erzielte das britische Team im Vergleich zu Ferrari 21 Punkte mehr. Für Ferrari ist diese Entwicklung ein Dorn im Auge. Ferrari-Pilot Carlos Sainz ist sich deshalb sicher, dass sein Team den Fokus hinsichtlich der Weiterentwicklung nicht nur auf den Winter legen darf.
Sainz: Ferrari braucht mehr als einen guten Winter
Dennoch: Trotz des klar ersichtlichen Abwärtstrends bei Ferrari ist sich Sainz sicher, dass das Team in die richtige Richtung geht. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir keinen Schritt zurück gemacht haben", so der Ferrari-Pilot. Gleichzeitig lobt der Spanier die Fortschritte bei Mercedes. "Sie haben bei der Entwicklung des Autos einfach einen besseren Job gemacht." Insbesondere der Abtrieb des Mercedes soll einen großen Unterschied machen.
Dass die Mercedes-Boliden nach der zweiten Hälfte der Saison einen Sprung nach vorne gemacht haben, zeigen auch die Ergebnisse der beiden Piloten. In Brasilien fuhren die Silberpfeile ihren ersten Saisonsieg ein - und das mit einem Doppelerfolg. Zu Beginn der Saison war das noch unvorstellbar. "Ich glaube nicht, dass Mercedes im Winter eine große Lücke schließen muss", so Sainz. "Es liegt an uns und an Red Bull. Wenn wir nächstes Jahr im Rennen schnell sein wollen, braucht das Auto mehr Abtrieb und wir müssen Fortschritte machen."
Zu Beginn des Jahres sah es bei Mercedes noch ganz anders aus. "Sie (Mercedes) haben bereits in den letzten Jahren gezeigt, dass sie immer das Team sind, das am meisten weiterentwickelt - egal, ob sie an der Spitze liegen oder aufholen müssen", sagt der Spanier.
Der Spanier ist sich demnach sicher: Ferrari muss auch während der Saison Upgrades an den Start bringen. "Es zeigt, dass wir einen guten Winter brauchen. Aber nicht nur das, wir brauchen nächstes Jahr auch eine gute Entwicklung über die ganze Saison hinweg", so Sainz.
Mercedes: Nach schlechtem Saisonstart - Fokus lag auf dem Auto
Der schwache Saisonstart entpuppte sich in dieser Hinsicht für Mercedes als Fluch und kleiner Segen zugleich: Anders als Ferrari, die zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder im WM-Kampf steckten, konnte Mercedes seinen Fokus voll und ganz auf die Verbesserung des Fahrzeugs legen. "Ab dem Punkt, an dem wir wussten, dass wir realistisch gesehen nicht mehr im Kampf um die diesjährige Meisterschaft sind, wollten wir lernen", erklärt Mike Elliott, der Technische Direktor von Mercedes. "Ich beschreibe es gerne wie die Schichten einer Zwiebel. Die erste Schicht war das Porpoising, welches wir zu Beginn der Saison hatten. Die zweite Schicht waren die Probleme mit der Fahrhöhe, die danach auftraten."
Mercedes machte es sich anschließend zur Aufgabe, herauszufinden, ob es noch weitere Probleme gibt, die das Team bis zur Saison 2023 beheben muss. In Austin, Texas brachte das Team dann sein letztes großes Upgrade-Paket des Jahres an den Start - mit durchschlagendem Erfolg. "Wir kamen mit einem Upgrade-Kit, das diese Erkenntnisse aufgriff und die ersten Schritte für das nächste Jahr einleitete", so Elliott.
Von diesem Punkt an ging es für Mercedes bergauf. "Wir sind noch nicht ganz dort, wo wir sein wollen, aber wir haben die richtigen Anzeichen über die Dinge, die wir über den Winter machen müssen", sagt der Technische Direktor.
Zuvor hat sich der Serienweltmeister der vergangenen Jahre jedoch noch ein Ziel gesetzt: den zweiten Saisonsieg beim Saisonfinale in Abu Dhabi und mit etwas Glück vielleicht sogar WM-Rang 2, den Mercedes auf der Zielgeraden Ferrari noch abluchsen möchte. Derzeit trennen die beiden Teams 19 Punkte. "Wir würden sie liebend gerne schlagen und Zweiter in der WM werden, aber wir würden auch gerne einen zweiten Sieg einfahren", so Elliott. "Ein Sieg für Lewis wäre fantastisch."
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