Max Verstappen machte sich in Brasilien keine Freunde - Lewis Hamilton war aber ohnehin nie einer davon. Das WM-Duell der vergangenen Formel-1-Saison entfachte beim Sao Paulo GP 2022 zum ersten Mal seit dem großen Krach in Abu Dhabi erneut. In Runde sieben kollidierten Hamilton und Verstappen beim Kampf um Platz zwei.

Verstappen wollte nach dem Safety-Car-Restart in Runde sieben außen in Kurve eins an Hamilton vorbeigehen, konnte das Überholmanöver aber vor Kurve zwei nicht abschließen. Hamilton lag im zweiten Teil des Senna S leicht vorne und blieb auf der Ideallinie, während Verstappen nicht zurückzog und den Briten am linken Vorderreifen traf.

Verstappen beschädigte sich seinen Frontflügel dabei, musste deshalb an die Box und fiel ans Ende des Feldes zurück. Später bekam der Niederländer auch noch eine 5-Sekunden-Strafe für den Zwischenfall aufgebrummt. Hamilton hingegen kam glimpflicher davon: Der Formel-1-Rekordsieger fuhr durch die Auslaufzone und reihte sich auf Position acht wieder ein.

Verstappen: Dann kollidieren wir eben...

Obwohl der amtierende Weltmeister als klarer Verlierer aus dem Duell hervorging, zeigte er nach dem Rennen keine Reue: "Sobald ich neben ihm war, hatte er keinerlei Absicht, mir Platz zu lassen. Dann habe ich mir gesagt: Okay, wenn du mir keinen Platz lässt, dann kollidieren wir. Ich war ohnehin zu langsam und ihm hat es die Siegchance ruiniert. Ich war überrascht über die Strafe, aber nicht sauer. Aber wenn man mich fragt, ob ich es wieder so machen würde? Absolut!"

Daran, dass nach dem intensiven WM-Kampf in der vergangenen Saison noch immer Unmut im Spiel ist, lässt Verstappen keine Zweifel: "Ich dachte, dass wir es vielleicht vergessen und dass wir endlich wieder racen können. Als wir Seite an Seite waren, dachte ich mir: Lass uns ein gutes Rennen haben. Aber dann… Man fühlt, ob dir ein Fahrer Platz lässt oder nicht. Und er hatte null Absicht, mir Platz zu lassen."

"Es ist nie meine Absicht, zu crashen. Aber ich konnte fühlen, dass er mir den Platz nicht lassen würde", so Verstappen weiter. "Wenn er nur ein bisschen rüber wäre, dann hätte es nicht gekracht. Und er wäre wahrscheinlich sowieso vorne geblieben. Es ist schade, denn ich will racen. Aber wenn der andere nicht mit dir arbeiten will…"

Red Bull Teamchef Christian Horner sieht ebenfalls die Vorgeschichte des Duells: "Sie haben ein Elefantengedächtnis." Auf welcher Seite Horner steht, ist klar: "Lewis hätte ihm mehr Platz geben können. Es war der einzige Zwischenfall, den Max im ganzen Jahr hatte. Die Strafe hat unser Rennen noch viel mehr beeinträchtigt, das war sehr frustrierend."

Stewards: Hamilton trifft kleine Schuld, Verstappen große

Die Stewards begründeten die Strafe damit, dass Verstappen seine eigene Linie in Kurve zwei schon beeinträchtigt hatte. Denn durch den Geschwindigkeitsüberschuss und die Außenseite in Kurve eins konnte er Kurve zwei ohnehin nicht mehr normal anfahren. "Die Stewards nehmen zwar zur Kenntnis, dass Hamilton am Scheitelpunkt von Kurve zwei etwas mehr Platz hätte geben können, trotzdem war Verstappen überwiegend schuldig", heißt es im Urteil.

"Ich war zu 85 Prozent neben ihm", verteidigt Verstappen. "Die Regeln sind so verwirrend. Wie weit musst du daneben oder vorne sein? Ich war neben ihm und es ist nicht so, als wäre ich nicht da, dann kannst du nicht in mich reinlenken."