Max Verstappen krönte sich zum Rekordsieger, für Ferrari hieß es in Mexiko: Schadensbegrenzung. Carlos Sainz und Charles Leclerc als Fünfter und Sechster im Niemandsland. Eine Minute hinter der Spitze, fast eine Sekunde langsamer pro Runde und chancenlos auf eine bessere Platzierung. Eine einmalige Sache, oder Zeit für Panik in Maranello?

Ferrari einsam in Mexiko: Nicht Top, nicht Flop

"Wir waren viel langsamer als Red Bull und Mercedes, aber viel schneller als das Mittelfeld", analysiert Charles Leclerc sein Rennen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez. "Es war ein einsames Rennen. Nicht viel, was wir tun konnten, um ehrlich zu sein."

Wie Red Bull wählte Ferrari eine Ein-Stopp-Strategie, ein Start auf Soft und dann der Wechsel zu Medium. "Versuchen wir Plan C, wir haben hier nichts zu verlieren", funkte Leclerc während des Rennens. "Plan C war eine Zwei-Stopp-Strategie, das wäre aber wegen des vielen Verkehrs nicht möglich gewesen", erklärt Mattia Binotto die Absage des vorgeschlagenen Plans.

Leclercs Leiden in Mexiko: Kein DRS, keine Motorleistung

Die Probleme begannen für Leclerc schon im Qualifying, der eigentlichen Königsdisziplin von Ferrari. Sogar Valtteri Bottas mit Sauber als Ferrari-Kundenteam kam besser zurecht. "Wir hatten viele Probleme", weiß der Monegasse. Unter anderem ein nicht-funktionierendes DRS-System. Zumindest das konnte für das Rennen durch einen Wechsel des Heckflügels schnell behoben werden. "Mit dem Motor hatten wir leider im Rennen auch noch Probleme. Aber das sollte hoffentlich nur hier so sein und in Brasilien wieder normal."

"So optimistisch ich auch bin: Ich wusste, dass es schwierig werden würde. Aber so schwierig? Und dass wir so weit weg von den vorderen Leuten sein würden?" Das hätte sogar Leclercs Erwartungen im negativen Sinne übertroffen. "Wir können ja einmal einen schlechten Tag haben, aber er darf dann nicht so miserabel sein wie dieser", seufzt Charles Leclerc.

Leclerc hatte schon am Freitag Probleme mit seinem Ferrari, Foto: LAT Images
Leclerc hatte schon am Freitag Probleme mit seinem Ferrari, Foto: LAT Images

Sainz: Wussten, dass wir langsam sein werden

Auch Teamkollege Sainz ist unzufrieden, sieht die Sache aber realistischer: "Wir wussten, dass wir hier Kompromisse eingehen müssen. Und wir wussten, dass wir langsam sein würden", so Sainz. "Ziel war, unsere Punkte zu maximieren und den Verlust möglichst gering zu halten." Die Seehöhe sieht der Spanier nicht als Problem: "In Österreich waren wir ja okay." In Spielberg auf 660 Metern Höhe explodierte zwar auch der Motor von Sainz, aber Leclerc gewann das Rennen. Der letzte Ferrari-Sieg.

"Dass es so schwierig werden würde, erwarteten wir nicht", stimmt der Ferrari-Teamchef seinen Fahrern zu. "Auch noch nicht nach FP1. Klarerweise half uns der Reifentest nicht beim Finden des optimalen Setups." Dort probierte Ferrari ein niedrigeres Abtriebs-Level zu fahren, aber ohne Erfolg. Der F1-75 nach wie vor eine Diva in Mexiko-City, sehr instabil, schwierig über die Kerbs zu händeln.

Die Strecke passte einfach nicht zum F1-75. "Unser Turbo ist nicht so effizient und wir hatten nicht die Kapazitäten für maximale Power", erklärt Binotto. Bei der Power-Unit musste Ferrari in Mexiko einen Kompromiss eingehen, weniger Leistung des Ferrari-Motors. "Das ist ein Teil der schlechten Performance, erklärt aber nicht alles. Das müssen wir uns genauestens ansehen."

Binotto: Keine Panik bei Ferrari

Der Ferrari-Teamboss sieht das nicht als beginnenden Negativ-Trend bei seinem Team, sondern als Einzelfall: "Wir waren in Singapur konkurrenzfähig. Japan war bei nassen Bedingungen, da waren wir nicht so schnell wie Max, aber das ist kein Drama. In Austin waren wir zumindest im Qualifying stark." Nur hier und in Spa sei Ferrari sehr langsam gewesen, aus unterschiedlichen Gründen auf unterschiedlichen Streckenlayouts.

"In Spa wussten wir, warum wir so schlecht waren, und reagierten darauf in Monza", erinnert sich Leclerc. In Mexiko sei es etwas schwieriger, da Ferrari die genauen Ursachen erst herausfinden muss. "Keine Ahnung, ob wir das so einfach lösen können." Für Brasilien ist Leclerc als bekennender Optimist, trotzdem guter Hoffnung: "Noch viel schlechter als hier können wir ja kaum sein."