In Mexiko folgte endlich die Urteilsverkündung in der Budget-Cap-Saga, Red Bull erhält eine doppelte Strafe für seine Überschreitung des Limits und die Verfahrensfehler: Sieben Millionen Dollar Strafe und eine zehn-prozentige Verkürzung der Zeit im Windkanal und für CFD-Versuche. Eine harte Strafe, zumindest wenn Christian Horner gefragt wird. Für Ferrari ist die Strafe zu mild. Laurent Mekies ist unzufrieden und fordert eine härtere Behandlung für Budget-Cap-Sünder.

Ferrari sicher: Zwei Millionen bringen Red Bull mehrere Zehntel Rundenzeit

"In den letzten zwei Wochen war unsere Hauptsorge, ob die FIA klare Konsequenzen aus dem Verstoß zieht. Das ist passiert, von dem her sind wir zufrieden", gibt Laurent Mekies in einem Interview mit Sky Italia zu. Red Bull mit Schuldgeständnis, die FIA hat den Verstoß bestätigt und eine klare Strafe ausgesprochen. "Das war für uns das Wichtigste."

Damit enden allerdings die Pro-Argumente der Strafe für Ferrari. "Da ist die Höhe des Verstoßes: 2,2 Millionen Euro", startet Laurent Mekies sein Plädoyer. "Wir haben in den letzten Wochen viel darüber geredet, was du mit einer halben Million mehr, oder zwei oder drei tun kannst."

Zwei Millionen seien sehr viel Geld. Sehr viel zusätzliches Entwicklungsbudget. Direkte Auswirkung: Schnellere Rundenzeiten. "Das war sicher mehrere Zehntel wert!", schätzt der Ferrari-Sportdirektor. Mehrere Zehntel, die Charles Leclerc in dieser Saison auf Max Verstappen gefehlt haben.

Problem 1: Red Bull mehr Gewinn als Verlust durch Überschreitung des Cost-Caps

"So etwas beeinflusst klarerweise Rennen und vielleicht sogar Weltmeisterschaften", ärgert sich Laurent Mekies. Ferrari sei nicht glücklich mit der Bestrafung von Red Bull, aus zwei Gründen: "Erstens verstehen wir nicht, wie eine zehn-prozentige Reduktion von Aero-Testzeit (ATR) der gewonnenen Rundenzeit entsprechen kann", wundert sich der Ferrari-Sportdirektor.

Wäre Ferrari mit zwei Millionen mehr Weltmeister geworden?, Foto: LAT Images
Wäre Ferrari mit zwei Millionen mehr Weltmeister geworden?, Foto: LAT Images

Christian Horner meinte in seiner Pressekonferenz nach der Urteilsverkündung, dass sich die Reduktion mit bis zu einer halben Sekunde pro Runde auswirken würde. "Ich glaube nicht, dass du mit zehn Prozent eine halbe Sekunde holst. Sonst wären wir ja ziemlich dumm!", hat Frederic Vasseur eine klare Meinung dazu. Auch Andrew Shovlin stimmt zu: "Das würde bedeuten, dass ein Team hinten im Feld einen Vorteil von über drei Sekunden haben müsste."

Problem 2: Geldstrafe kein Teil des Budget-Caps

Das war aber nur der erste Kritikpunkt von Mekies: "Ein weiteres Problem ist, dass die Strafe keine Reduzierung der Budgetobergrenze zur Folge hat." Red Bull muss der FIA zwar innerhalb von 30 Tagen sieben Millionen zahlen, diese Summe wird aber nicht zum erlaubten Budget gezählt. "Das hat dann nur den Effekt, dass man das Geld woanders ausgeben kann."

Nicht für CFD oder den Windkanal, sonst herrsche aber unbegrenztes Shopping-Vergnügen für Red Bull. "Es steht dem Team dann völlig frei, das Geld für die Gewichtsreduzierung des Autos auszugeben. Oder was weiß ich wofür", echauffiert sich Laurent Mekies. Der wirkliche Effekt der Strafe sei damit zu lasch. "Wir sind sehr besorgt, dass die tatsächliche Wirkung der Strafe sehr begrenzt ist."

Mekies auf dem Podium mit Leclerc beim letzten Ferrari-Sieg in Spielberg, Foto: LAT Images
Mekies auf dem Podium mit Leclerc beim letzten Ferrari-Sieg in Spielberg, Foto: LAT Images

Mekies' Motto: Strafe akzeptieren und weitermachen

Damit ist Ferrari nicht allein. "Die Strafe als drakonisch zu beschreiben ist übertrieben", äußert sich Andrew Shovlin dazu. Der leitende Mercedes-Ingenieur sieht die Dinge um einiges weniger dramatisch als Christian Horner. "Die Strafe macht ein bisschen mehr aus als ein Platz in der Konstrukteurs-WM, weniger als zwei." Die wirklichen Auswirkungen der Strafe werden sich erst in den nächsten Monaten und/oder Jahren zeigen.

"Aber wir haben keine Wahl, wir müssen weitermachen", muss Laurent Mekies die Strafe akzeptieren, widerwillig aber alternativlos. Und bringt zum Abschluss einen dritten Kritikpunkt: "Ich glaube, es ist sehr wichtig für die gesamte Formel 1 und auch die Fans, dass wir nicht bis nächsten Oktober auf die Ergebnisse der Budget-Überprüfung warten müssen." Und bietet der FIA gleich einmal Ferraris Hilfe dabei an. "Wir werden alles erforderliche dafür tun!"