57 Tausendstel fehlten Carlos Sainz beim Qualifying in Suzuka auf die Pole. Weniger als ein Wimpernschlag von Startplatz eins entfernt, nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Der Ferrari-Pilot hadert mit seinem Glück, will im Rennen aber trotzdem eine Allianz mit Charles Leclerc gegen Max Verstappen schmieden, ihn unter Druck setzen und die Red-Bull-Siegesserie beenden.

Sainz' nahezu perfekte Runde

"Es war eine gute, saubere Runde. Bis zur letzten Schikane", analysiert Carlos Sainz seinen entscheidenden Run in Q3. Dann wurden wie bei seinem Teamkollegen die Reifen zum Problem: "Ich hatte dort etwas zu stark durchdrehende Reifen, das kostete ein bisschen Rundenzeit." Genau dieses bisschen Rundenzeit fehlte am Ende zur Pole, die sich stattdessen Max Verstappen vor Charles Leclerc holte. Für den Spanier blieb nur ein Platz in der zweiten Startreihe. "Schade, wieder ein halbes Zehntel von der Pole weg!"

Nicht zum ersten Mal, und nicht zum ersten Mal so knapp. "Das nervt mich ehrlich gesagt schon ziemlich", lässt Carlos Sainz seinen Frust über seine Serie an knapp verpassten Pole Positions aus. "Es war jetzt bei vielen Rennen so: Max, Charles und ich kämpfen beinahe jedes Wochenende um die Pole." Und nie hätte er das Glück, dass die anderen hauchdünn hinter ihm liegen. "Immer fallen diese Zehntel in die Hände von Charles oder Max, statt in meine."

Vier Qualifyings sind bis zum Ende der Saison noch zu fahren. Der Ferrari-Pilot gibt erst auf, wenn die Zielflagge in Abu Dhabi geschwenkt wird. "Ich will das noch bis zum Ende der Saison ändern. Und auch für nächstes Jahr. Wo wir hoffentlich wieder um mehr kämpfen." In Silverstone holte Carlos Sainz seine erste Pole, eine zweite 'erbte' er in Spa aufgrund von Max Verstappens Motorenstrafe. "Dann hat sich das auch erledigt."

Erste Pole und erster Sieg in Silverstone, Foto: LAT Images
Erste Pole und erster Sieg in Silverstone, Foto: LAT Images

Ferraris nahezu perfektes Auto

Für das Rennen ist der Spanier trotzdem optimistisch, der Ferrari funktioniere in Suzuka. "Schon sehr nah an der Perfektion", lobt Sainz seinen F1-75. "Wir haben in FP3 mit der Balance einen Treffer gelandet. Das ist ein gutes Zeichen." Mit neuen Bauteilen: Ferrari brachte in Suzuka einen neuen Unterboden. Das Upgrade soll die Scuderia endlich wieder zurück in die Siegesgewässer verschiffen. Vorerst mit Erfolg: "Wir verstehen das Auto besser und unser Basis-Setup funktioniert jetzt auf allen Strecken", erklärt der 28-Jährige.

"Am Ende geht es eben um diese letzte halbe Zehntel, wer holt sich die? Heute ging es zugunsten Max aus, auf anderen Strecken sind wir stärker", analysiert Carlos Sainz. "Es ist immer super eng." Nachsatz: "Zumindest im Qualifying." Im Rennen liegt Red Bull dann doch des Öfteren vorne. 13:4 Siege für das Team aus Milton Keynes.

Sainz: Leben und fahren am Limit

Auf den meisten Formel-1-Strecken spielt Track-Evolution eine große Rolle, in Suzuka auch die Fahrer-Evolution. "In Q1 und Q2 hast du noch etwas Potenzial", meint Sainz. Dann im dritten Teil des Qualifyings purzeln die Zeiten auch aufgrund der Fahrer. "Diese paar Zehntel noch zu finden, das ist super aufregend. Besonders auf diesem Kurs!", schwärmt der Ferrari-Pilot. "Du bist am Limit, dein Auto ist am Limit. Ein hohes Maß an G-Kräften." Und outet sich wie der Großteil der Piloten als Suzuka-Fan: "Das ist einer der Kurse, der am Limit so richtig Spaß macht!"

Sainz will Verstappen im Rennen ordentlich unter Druck setzen, Foto: LAT Images
Sainz will Verstappen im Rennen ordentlich unter Druck setzen, Foto: LAT Images

Ferrari feierte seinen letzten Sieg in Österreich, darauf folgte eine Durststrecke für die Mannen von Mattia Binotto. Beinahe als Rache für den Sieg im Heimatland von Red Bull, dominierte das österreichische Team seitdem und gewann alle Rennen danach (5x Verstappen, 1x Perez). Jetzt soll wieder ein Ferrari-Sieg her. Egal bei welchem Wetter.

Ferrari: Siegfähig bei jedem Wetter

"Wir haben keine großen Kompromisse deswegen gemacht", dementiert Sainz ein wetterabhängiges Setup bei Ferrari. Zu unsicher die Vorhersage: Der Regen könnte irgendwann kommen, auch erst nach dem Rennen. "Sobald das Qualifying beginnt, versuchst du einfach, das Auto dort im Trockenen so schnell wie möglich zu machen", so Sainz. "Du weißt ja nicht genau, wann der Regen kommt. Das ist es nicht wert."

Mit Startplatz zwei und drei hat Ferrari im Rennen eine gute Ausgangsposition. "Es ist gut, dass wir wieder mit beiden Autos vorne dabei sind." Sergio Perez komplettiert als Vierter das Red-Bull-Ferrari-Sandwich. Ein Start von P3 und von der sauberen Seite der Strecke weg sei laut Sainz nicht schlecht, wenn die Pole schon nicht möglich war. "Wir sind bereit, Max unter Druck zu setzten. Schauen wir einfach, wie das Wetter wird und wie wir uns an ihm vorbei bugsieren." Ob das gelingt, sei laut Sainz unklar. Aber: "Wir sind in einer guten Position, um anzugreifen."