Eigentlich hätte Max Verstappen nach dem Qualifying zum Japan GP rundum zufrieden sein können: Mit Qualifying-Bestzeit schaffte er sich die perfekte Ausgangslage, um die Formel-1-Weltmeisterschaft am Sonntag in Suzuka vorzeitig gewinnen zu können. Allerdings bedeutete Qualifying-Bestzeit für ihn heute nicht automatisch Pole Position, weil er um 17:00 Uhr Ortszeit bei den Stewards antanzen musste.
Grund: Im Q3 kam es zwischen Max Verstappen und Lando Norris fast zur Kollision. Auf der Outlap für ihren jeweils ersten Versuch im finalen Qualifying-Segment kamen sich die beiden bedrohlich nahe. Norris wollte am Ende der Runde innen in 130R an Verstappen vorbeigehen. Der allerdings ging just in diesem Moment aufs Gas und verlor fast die Kontrolle über seinen Bullen-Boliden.
Norris musste links neben die Strecke fahren, um eine Kollision mit Verstappen zu verhindern. Die Stewards sahen in Verstappen den Schuldigen, beließen es aber bei einer Verwarnung. In ähnlichen Fällen wäre man immer so verfahren, heißt es im Urteil. Für Verstappen ist es die erste Verwarnung in der Saison 2022 und hat damit keine Folgen.
In der Inlap sah es eigentlich danach aus, als wollte sich der Niederländer beim Briten entschuldigen, als er mit Handzeichen aus dem Cockpit grüßte. Nach dem Rennen war von Entschuldigung aber nicht mehr viel zu hören.
Verstappen erinnert an Gentlemen's Agreement
Verstappen erinnert an das Gentlemen's Agreement: "Jeder reiht sich dort hintereinander ein, niemand überholt vor der Schikane. Man muss ein bisschen respektvoller sein. Indem man überholt, kreiert man erst das Problem."
Das Gentlemen's Agreement ist eine ungeschriebene Regel, die besagt, dass sich die Piloten am Ende der Outlap nicht mehr überholen. Trotzdem kommt es dabei immer wieder zu Problemen, weil jeder Pilot seinen eigenen Vorteil sucht und sich für die fliegende Runde perfekt positionieren will.
Norris macht keinen Hehl daraus, dass er sich nicht an die lose Vereinbarung halten wollte: "Es gibt keine Regel, die sagt, was man da machen darf. Leute überholen immer vor der letzten Kurve. Das ist auch egal. Er hätte es in meiner Situation wahrscheinlich auch gemacht."
Norris: War Absicht von Verstappen
Mit seinem eigenen Verhalten hat Norris kein Problem, mit dem Verstappens hingehen schon: "Es gibt keine Regel, die sagt, was man da machen darf. Es gibt aber eine, die sagt, dass du das, was er gemacht hat, nicht machen darfst."
Verstappen wird konkret ein Bruch von Artikel 33.4 des Sportlichen Reglements vorgeworfen. Darin geht es um unnötig langsames, ungleichmäßiges oder potenziell gefährliches Fahren. Norris erwartet deshalb eine Strafe: "Ja, sicherlich!"
Der Brite glaubt, dass der Weltmeister absichtlich beschleunigt hat, um seine Position zu verteidigen. "Es ist klar, dass er das versucht hat", meint Norris. Verstappen hingegen spricht von Zufall: "Als er mich überholen wollte, war ich an dem Punkt, als ich beschleunigt habe. Ich hatte aber kalte Reifen und deshalb einen kleinen Moment."
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