Die Expansion des Formel-1-Kalenders wurde in den letzten Jahren massiv vorangetrieben. Für 2023 ist eine neue Rekordsaison mit insgesamt 24 Rennen geplant. F1-Boss Stefano Domenicali wird nicht müde zu betonen, den Sport weiter expandieren zu wollen. Dennoch hat er mit Blick auf die Belastungen der Teammitarbeiter eine Grenze von eben diesen 24 Rennen ausgemacht.

Steiners Sprint-Rechnung: Mehr Rennaction bei gleicher Belastung

Wie will die Formel 1 ihre Rennaction also noch weiter ausbauen, wenn das selbstgezogene Limit schon erreicht ist? Haas-Teamchef Günther Steiner will sich einer weiteren Neuerung der letzten Jahre bedienen: "Das Limit liegt bei 24 Rennen. Dazu fahren wir ja auch noch sechs Sprintrennen. Die Sprintrennen sind für uns aber nicht mehr Arbeit. Wie holen damit an einem Wochenende mehr raus für die Zuschauer. Wir haben mehr Rennen an einem Wochenende und das ist eine gute Sache. Der nächste Schritt wird also nicht sein, noch mehr Rennen zu veranstalten, sondern mehr Sprints zu haben. Das ist zwar nur meine Meinung, aber wir sollten das machen. Wir sind ja ohnehin da."

Das 2021 erstmals ausgetragene Format ist nicht bei allen Fans und Fahrern beliebt. Weltmeister Max Verstappen hat sich beispielsweise als einer der prominentesten Gegner positioniert. Für Günther Steiner hingegen sind die Sprints die einzige Lösung, um noch mehr Rennaction zu bieten, ohne dabei noch größere Belastungen zu erzeugen: "Es ist zusätzlicher Unterhaltungswert, ohne unsere Arbeit groß auszudehnen. Mehr als 24 Rennen werden sowohl logistisch als auch auf Seiten der menschlichen Belastung sehr schwer umzusetzen sein. Vermutlich braucht es dann Rotationsbelegschaften, aber das funktioniert wohl erst bei 30 Rennen, weil du dann mehr Einkommen hast, um zusätzliche Leute zu bezahlen. Es sollte also lieber mehr Sprintrennen geben."

Statt FP2: Steiner will zweites Qualifying

Zuletzt bestätige die Formel 1, dass es 2023 sechs Sprints geben wird. Günther Steiner will jedoch nicht nur mehr in der Anzahl, sondern auch das Wochenendformat selbst noch weiter füllen: "Vielleicht könnten wir ja auch ein Qualifying am Samstagmorgen statt FP2 machen. Das wäre dann das Qualifying für das Rennen am Sonntag. Dann gäbe es noch etwas interessantes am Samstag."

Das FP2 galt bisher als Schwachpunkt des neuen Formates. Während an einem normalen Rennwochenende am Samstagvormittag FP3 und damit die Vorbereitung auf das Qualifying stattfindet, sind im Sprintformat dort meistens nur Longruns zu sehen. Laut Steiner ist man sich dieser Problematik im Paddock bewusst: "Wer schaut sich schon eine FP2-Session an, die bedeutungslos ist? Man sollte die Session aufwerten und ihr ein Gewicht geben, indem sie das Qualifying für das Rennen wird. Es wurde noch nicht diskutiert, aber hier denken schon einige darüber nach."

Günther Steiner will mehr Sprints sehen, Foto: LAT Images
Günther Steiner will mehr Sprints sehen, Foto: LAT Images

Der 57-Jährige listete auf, wie er sich ein optimales Wochenende vorstellt: "Eine Trainingssession, um das Setup des Autos zu finden und dann geht es los: Qualifying für das Sprintrennen am Freitag, Qualifying für das Rennen am Samstagvormittag, der Sprint am Samstagnachmittag und dann am Sonntag das Rennen." Dieses Format bedürfte jedoch einer Änderung, die Steiner nicht ansprach. Bisher bestimmte der Sprint die Startaufstellung für das Rennen. In Steiners Formatvorschlag ginge es im Sprint also nur um eine von ihm nicht näher definierte Anzahl an Punkten und nicht um die Ausgangslage im Grand Prix.

Domenicali wird sich Sprint-Vorschläge anhören

Stefano Domenicali erklärte zuletzt sich der Problematik des FP2 ab Sprintwochenenden bewusst zu sein, doch gäbe es noch keine konkreten Pläne für Änderungen. Günther Steiner hat keine Zweifel, dass sich der Ex-Ferrari-Teamchef die Vorschläge aus dem Paddock anhören wird: "Stefano agiert sehr clever. Er weiß, dass es hier sehr intelligente Leute mit guten Ideen gibt und will, dass diese auf den Tisch kommen. Natürlich werden 95% davon nicht in Betracht gezogen, aber wenn wir ihm alle unsere Ideen auftischen, dann hat er eine größere Auswahl. Dann kann er selbst auswählen, was er will oder daraus eine eigene Idee entwickeln, auch das wäre gut."

Der Haas-Teamchef gab aber auch zu, dass die Entscheidung über solche Formatänderungen am Ende bei Domenicali besser aufgehoben ist: "Er will den Sport weiterentwickeln, denn er kennt die Nachfrage der Veranstalter genau. Ich kenne diese nicht so genau, aber er will Ideen, wie dieser Sport noch größter werden kann, als er ohnehin schon ist." Eine dieser Ideen hat ihm Steiner somit geliefert.