Sebastian Vettel auf seiner Abschiedstournee: Noch einmal zurück zu den Orten, an denen er früher seine größten Erfolge gefeiert hat. Mit dem aktuellen Auto ist eine Wiederholung unwahrscheinlich, nichts zu holen mit Aston Martin. Zu schlecht ist Vettels grüne Maschine, im Gegensatz zu ihm selbst.

Sebastian Vettel alias die Maschine

"Sebastian ist wie eine Maschine, wenn es um die Arbeit geht", ist Tom McCulloughs Meinung zu seinem baldigen Ex-Piloten. Der Performance-Direktor von Aston Martin spart nicht mit Lob. "Die Arbeit mit Sebastian Vettel in den letzten 18 Monaten hat wirklich viel Spaß gemacht. Er macht sich viele Gedanken, kennt sich technisch sehr gut aus und trägt viel zum Team bei." Gerne hätte Aston Martin die Zusammenarbeit weitergeführt, aber der Heppenheimer verkündete in Budapest sein Karriereende.

Seitdem hätte sich aber nicht viel verändert. Kein Lockerlassen, keine andere Herangehensweise bei der Vorbereitung auf ein Rennwochenende. "Er ist der ultimative Profi!", meint Tom McCullough. "Vielleicht ist er etwas entspannter. Das zeigt sich aber keineswegs im Ingenieursbüro oder an seinem Fahrstil." Das passe nicht zu einem Sebastian Vettel. "Ich gebe mein Bestes und beende jetzt den Job, wie ich es immer mache: Richtig", meint Vettel. "Aber ja, klar bin ich entspannt."

Vettels magische Momente in Monza

"Das ist dann das Ende. Aber die Sonne wird am Montag nach dem letzten Rennen trotzdem aufgehen", philosophiert Sebastian Vettel. Für ihn schon, seine große Fan-Gemeinde wird länger an der Trauerbewältigung arbeiten müssen. In seiner Red-Bull-Zeit hatte er Erfolg, zählte aber nicht unbedingt zu den beliebtesten Piloten. Jetzt bei Aston Martin das umgekehrte Spiel: Viele Fans, wenig Erfolg. Was ihm lieber ist? "Ich werde die Tage, an denen ich im Q1 ausgeschieden bin, sicher nicht vermissen." Aber irgendjemand müsse am Ende des Feldes sein.

Erster Sieg für Sebastian Vettel, Toro Rosso und Teambesitzer Dietrich Mateschitz, Foto: Sutton
Erster Sieg für Sebastian Vettel, Toro Rosso und Teambesitzer Dietrich Mateschitz, Foto: Sutton

Monza war in seiner Karriere ein gutes Pflaster für Sebastian Vettel. Bis Max Verstappens Triumph 2022 war er der letzte Red-Bull-Sieger dort. Insgesamt drei Mal konnte der Deutsche im Königspark gewinnen, darunter sein magischer Debütsieg 2008 mit Toro Rosso. "Es war mein erster Sieg und der wird für mich immer etwas Besonderes sein", erinnert sich Vettel. Mit Ferrari hat es nie gereicht, dafür zumindest mit italienischem Team und Ferrari-Motor. Der Beginn einer Karriere, an das Ende wird sich der 35-Jährige weniger gern erinnern. Ein ERS-Problem beendete Vettels Rennen nach elf Runden, aber schon das ganze Wochenende wollte nichts klappen. "Das war nicht so magisch, mehr ein Kampf."

Vettel: Ich bin immer optimistisch

Für die verbleibenden Rennen ist Sebastian Vettel trotzdem guter Dinge. "Ich bin immer optimistisch. Stehe jeden Tag auf und nehme mir vor, einen guten Tag zu haben." Das kann auch die Crew von Aston Martin bezeugen: "Er versteht es sehr gut, das ganze Team moralisch auf ein anderes Level zu heben", bezeugt Tom McCullough. "Ein neugieriger Geist, mit dem man auch viel Spaß haben kann." Es sei ein absolutes Vergnügen gewesen, mit dem Deutschen zu arbeiten. Er brachte viel Input ein: Wie ein Formel-1-Team arbeite und eine neue Sichtweise auf viele Dinge. "Ich freue mich auf die letzten gemeinsamen Rennen mit ihm."

Vielleicht kann die Maschine Sebastian Vettel die Maschine AMR22 etwas mitreißen. "Wir hoffen in Zukunft etwas konkurrenzfähiger zu sein", meint Tom McCullough. Im Mittelfeld sei es jedoch sehr eng. "Oft gibt es zwischen den verschiedenen Teams nur minimale Zeitunterschiede. Es geht darum, wer es, wenn es zählt, genau richtig hinbekommt." Dass Aston Martin es nochmal genau hinbekommt, wäre Sebastian Vettel bei seiner Abschiedstournee zu wünschen. Ein schöner Abgang für 'die Maschine' Sebastian Vettel.