Einen Tag vor dem Großen Preis von Belgien ließ McLaren nach monatelangen Gerüchten die Bombe platzen: Daniel Ricciardos Zeit in Woking wird mit dem Finale der Formel-1-Saison 2022 in Abu Dhabi enden - und das trotz eines laufenden Vertrages für das kommende Jahr.

Lando Norris nahm die Bekanntgabe, dass er im nächsten Jahr einen neuen Teamkollegen erhalten wird und sich von Ricciardo verabschieden muss am Donnerstag vor dem Formel-1-Rennen in Spa gelassen zur Kenntnis. Der charismatische Brite fand stattdessen harte Worte, um die Leistungen von Ricciardo zu beschreiben. "Ich sage es nur ungern, aber nein. Ich glaube nicht, dass man mit irgendeinem Fahrer auf dem Grid Mitleid haben sollte, nur weil derjenige keinen so guten Job erledigen konnte", so der 23-Jährige

Eine gnadenlose Analyse, die er aber anschließend im Detail erläuterte. So sagte Norris: "Es ist der Job eines Fahrers, sich an das Auto anzupassen, zu lernen und das Beste aus dem Auto rauszuholen, was er kann". Genau das sei ihm besser gelungen als Daniel Ricciardo und das obwohl - so der Brite - er sich zu Saisonbeginn noch im Rückstand befunden habe. "Bei den Tests vor dem Saisonstart performte Daniel besser als ich und es sah so aus, als ob er sich viel natürlicher an das Auto anpassen konnte", bekräftige der Engländer.

Falls das bei den Testfahrten noch so war, dann drehte sich diese Tendenz im Laufe des Jahres ziemlich schnell um. Vor dem 14. Saisonrennen hat Norris 76 Zähler auf dem Konto, während Ricciardo gerade einmal 19 Punkte einsammeln konnte und auf eine Runde ist die Differenz ebenfalls gravierend. Durchschnittlich verlor der Honey Badger im Qualifying 0,559 Sekunden auf seinen Teamkollegen.

Daniel Ricciardo und Lando Norris im Vergleich, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Daniel Ricciardo und Lando Norris im Vergleich, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Norris: Ricciardo kann mich jederzeit schlagen

Obwohl Ricciardo in den letzten eineinhalb Jahren nur selten mit Norris mithalten konnte, betont der 23-Jährige, dass sein erfahrener Noch-Teamkollege nach wie vor seinen vollen Respekt genießt: "Ich habe nie an Daniel gezweifelt", sagte Norris, "es besteht die Chance, dass er mich dieses oder nächstes Wochenende besiegen kann und das akzeptiere ich auch. Denn ich weiß, wozu er in der Lage ist. Er hatte viele anständige Wochenenden bei McLaren, sie kamen nur leider nicht konstant genug".

Dennoch nimmt Norris viel Selbstvertrauen aus dem Umstand mit, dass er einen achtfachen Grand-Prix-Sieger wie Ricciardo in den letzten Jahren so deutlich im Griff hatte. "Ich denke er hat bewiesen, dass es keineswegs einfach ist und dass ich wohl einen guten Job erledige", so Norris, der insgesamt sechsmal auf einem Formel-1-Podium Platz nehmen durfte.

Norris: Bin nicht hier um zu helfen

Gleichzeitig habe er in den letzten Jahren immer auch versucht, Ricciardo nach Möglichkeit zu unterstützen. "Aber es gibt nur bis zu einem gewissen Punkt etwas, wo ich helfen kann", erklärte Norris und sobald dieser Punkt erreicht sei, lege er seinen Fokus wieder voll auf sich. "Ich bin kein Fahrercoach, ich bin nicht hier um zu helfen und diese Dinge zu tun. Ich bin hier, um so gut wie möglich zu performen und das war es dann", erklärte sich Norris.

Das Hauptproblem an dieser Zusammenarbeit sei gewesen, dass an vielen Rennwochenende das Gefühl im Auto bei den beiden McLaren-Teamkollegen sehr unterschiedlich gewesen sei. Das machte es naturgemäß schwierig, sich gegenseitig was den Fahrstil angeht, nützliche Tipps zu geben.