Die Katze ist aus dem Sack: Daniel Ricciardo ist offiziell bei McLaren raus und muss sich für 2023 ein anderes Cockpit suchen. Doch wer wird die Nachfolge des Australiers in der kommenden Formel-1-Saison antreten? Eigentlich scheint die Ausgangslage ziemlich klar zu sein: Oscar Piastri steht bereit, um sein F1-Debüt in Papaya-Orange zu feiern.

Der Formel-2-Champion von 2021 ist eigentlich bei McLaren gesetzt. Doch es gibt noch rechtliche Fragen zu klären. Alpine ist nach wie vor der Meinung, dass der Schützling von Mark Webber einen gültigen Vertrag mit dem Team habe und will auch gerichtlich gegen den Abgang ihres Toptalents vorgehen. McLaren bleibt also nur die Frage, wen man als Notfallvariante aus dem Hut zaubert, falls entgegen aller Erwartungen der Gerichtsprozess rund um Piastri verloren geht und auch nachher keine finanzielle Einigung mit dem britisch-französischen Rennstall zustande kommt.

Indycar-Fahrer als Piastri-Ersatz?

McLaren kann aufgrund seiner vielseitigen Rennsport-Aktivitäten aus einem breiten Pool an Fahrern schöpfen. Bereits lange vor der Piastri-Saga hat man ein besonders Augenmerk auf die Indycar-Serie gelegt. Ein möglicher Ersatz für den Australier würde also aus diesem Fahrerpool kommen.

In der us-amerikanischen Formelserie kommen drei Namen ganz besonders in Frage: Alex Palou, Patricio O'Ward und Colton Herta. Pato O'Ward testete Ende 2021 in Abu Dhabi bereits den MCL35M und steht bis 2025 bei McLaren unter Vertrag. Sein Kontrakt läuft aber direkt über Arrow McLaren, also über den Indycar-Ableger des Motorsport-Konglomerats aus Woking.

Bei Alex Palou ist das anders: Der amtierende Indycar-Champion unterzeichnete im Juli einen Vertrag direkt bei McLaren Racing und auch wenn bislang die meisten Annahmen davon ausgehen, dass er für das Indycar-Programm eingeplant ist, wurde nichts dergleichen kommuniziert. Stattdessen hieß es damals nur wörtlich: "McLaren wird zu gegebener Zeit, die vollstände Fahreraufstellung für alle seine Rennserien bestätigen." Sprich: Ein möglicher Formel-1-Einstieg wurde nicht ausgeschlossen.

Alex Palou: Der Indycar-Piastri

Palou befindet sich aber in einer ähnlichen Situation wie Piastri. Sein Wechsel zu McLaren wird vor Gericht untersucht, da sein derzeitiges Team Chip Ganassi Racing der Meinung war noch über eine Option für den Spanier zu verfügen. Wenige Stunden vor seinem Wechsel zu McLaren zog man - wie bei Piastri - laut einer Presseaussendung diese auch und verkündete Palou als Fahrer. Ob er 2023 also tatsächlich bei McLaren fahren darf, ist noch fraglich.

Dass sich Palou schnell an neue Rennserien anpassen kann, bewies er bereits in der Vergangenheit. Der inzwischen 25-Jährige sorgte nach einer Nachwuchskarriere in den klassischen europäischen Formelserie in seiner einzigen Saison in der japanischen Super Formula für Furore und verpasste den Titel erst im letzten Rennen. In der Indycar gewann er nach einem Rookie-Jahr bei einem Hinterbänklerteam in seiner Premierensaison in einem Topteam umgehend die Meisterschaft.

Colton Herta: Das US-Supertalent

Der dritte im potenziellen Indycar-Trio für die Nachfolge von Ricciardo ist Colton Herta. Der Sohn von CART-Ikone Bryan Herta testete im Juli erstmals für McLaren einen Formel-1-Boliden der vergangenen Saison und wird schon länger mit einer Zukunft in der Königsklasse Verbindung gebracht - entweder bei McLaren oder bei Andretti.

Seine vertragliche Situation unterscheidet sich nochmal von jener von Palou und O'Ward. Denn Herta fährt gar nicht für McLaren in der Indycar, sein Kontrakt mit Woking beläuft sich nur auf F1-Testfahrten. Er steht bei Andretti Autosport bis unter Vertrag und das bis Ende 2023. Ob in diesem Kontrakt Ausstiegsklauseln enthalten sind, ist nicht bekannt

Das letzte Indycar-Cockpit bei McLaren besetzt ab 2023 übrigens ein alter Bekannter aus der Formel 1. Alexander Rossi absolvierte 2015 fünf Rennen für Manor in der Königsklasse. Obwohl er also zumindest etwas F1-Vergangenheit mitbringt und auch einen McLaren-Vertrag in der Tasche hat, ist er aber nicht Teil des Formel-1-Testprogramms.

Felix Rosenqvist befindet sich ebenfalls im Fahrerpool von McLaren. Er wird als Notfall-Option in der Indycar gehandelt, falls der Palou-Wechsel vor Gericht scheitert. Ansonsten gilt er als Favorit auf das zweite Formel-E-Cockpit neben Rene Rast. Die Königsklasse ist für den Schweden - nicht nur aufgrund mangelnder Superlizenz-Punkte - außer Reichweite.