In der Formel 1 hat Mick Schumacher einen schweren Stand. Bei keinem anderen Piloten liegen die Meinungen so weit auseinander. Entweder fährt er nur wegen seines bedeutenden Nachnamens in der Königsklasse oder aus der anderen Ecke heißt es, er ist unterbewertet und seine Fehler werden viel zu stark kritisiert. Die Debatte gipfelte zu Saisonbeginn in öffentlichen Diskussionen um zu harte Kritik seines Teamchefs Günther Steiner. "Es wird das Lager gespalten. Die Spaltung des Teams von außen ist nicht gut für Mick. Es gibt viel Unruhe von außen", sagte Steiner damals am Sky Mikrofon.
Noch besitzt der 23-Jährige keinen Vertrag für das kommende Jahr. Grund genug, ein Schumacher-Fazit nach 1,5 Jahren Formel 1 zu ziehen. Wo ist der Formel-2-Champion von 2020 tatsächlich einzuordnen. Ist die Kritik an seiner Person berechtigt oder doch zu hart?
Formel-1-Debüt 2021 mit Haas - schwieriges Auto, schwieriger Mazepin
Die erste Saison von Schumacher ist nicht einfach auszuwerten. Auf der einen Seite hatte er seinen Teamkollegen Nikita Mazepin klar im Griff. Er gewann das Qualifying-Duell mit 17:2 mit mehr als acht Zehnteln Vorsprung, im Rennen überrundete er Mazepin regelmäßig. Allerdings konnte er im Vergleich zur Konkurrenz fast nie mit Leistungen glänzen, weil der VF-21 mit Abstand das langsamste Auto war. Oft fuhren die anderen Teams weit vor ihm, während sein Teamkollege weit hinter ihm keinen echten Maßstab darstellte.
Aufgrund der schwachen Performance von Mazepin wurde dessen grundsätzliche Formel-1-Qualität in Frage gestellt. Abseits dessen gelang es dem Deutschen trotz des schwächsten Autos im Feld, ab und an ein kleines Ausrufezeichen zu setzen. Beispielsweise der Q2-Einzug in Frankreich oder ein 17. Platz vor Nicholas Latifi in Portimao. In einer Disziplin war der Russe jedoch besser: Schumacher verursachte 2021 viele Unfälle, genauer gesagt sogar die meisten. Im MSM-Fahrerranking 2021 landete er auf Platz 12 von 21 mit einer Durchschnittsnote von 3,03.
Mick Schumacher 2022: Erst Probleme, dann Aufwärtstrend
Die Aufgaben für Schumachers zweite Formel-1-Saison waren klar: Fehler abstellen und mit dem neuen Teamkollegen Kevin Magnussen mithalten. Beides gelang ihm zum Start der Saison 2022 zunächst nicht. Der Abstand zu Magnussen war deutlich. Nach dem Emilia-Romagna GP lag er im Rennen durchschnittlich 4,4 Positionen hinter ihm, im Qualifying stand es 1:3 für den Dänen mit einem Vorsprung von im Schnitt knapp viereinhalb Zehnteln.
Gleichzeitig leistete er sich in den ersten Rennen zu viele Aussetzer. In fünf der ersten sieben Grands Prix gelang es dem Deutschen nicht, sein Auto fehlerfrei auf der Strecke zu halten. Teamchef Günther Steiner kritisierte ihn nach seinem Crash in Monaco öffentlich bei Sky: "Bei Mick haben wir offensichtlich gesehen, was passiert ist. Es ist nicht sonderlich annehmbar, schon wieder einen großen Unfall zu haben (...) Wir müssen sehen, wie wir von hier aus weitermachen"
Die öffentliche Kritik zeigte Wirkung. In den darauffolgenden Rennen ging Schumachers Leistungskurve klar nach oben. Er fuhr in Silverstone seine ersten Punkte ein und bestätigte diese gute Leistung mit einem noch besseren Wochenende in Spielberg mit Platz fünf im Rennen. "Natürlich war es zu Beginn der Saison tough. Wir hingen in Gedanken noch etwas im letzten Jahr fest, und versuchten, viel davon für heuer anzupassen. (...) wir fingen an, uns zu verändern. Wir änderten den Fahrstil, die ganze Herangehensweise", erklärte Schumacher.
Dieser Trend lässt sich auch in Zahlen festhalten. Zwar verkleinerte er den Qualifying-Abstand nur marginal um fünf Tausendstel, allerdings kam er im Rennen deutlich näher an Magnussen heran. Im Schnitt liegt er nur noch eine Position im Rennen hinter ihm, gleichzeitig stellte er seine Fahrfehler nach dem Monaco-Wochenende ab.
Schumacher hat diese Saison einen ersichtlichen Schritt nach vorne gemacht, aber reicht das? Im Qualifying hat er immer noch seine Probleme. Über vier Zehntel Abstand und ein eindeutiges Ergebnis von 10:2 pro Magnussen sprechen eine deutliche Sprache. Dass das Qualifying nicht zu seinen Stärken gehört, war schon in den Junior-Serien ersichtlich, daran muss er arbeiten. Im MSM-Fahrerranking der Saison 2022 steht er aktuell auf Platz 16 mit einer Durchschnittsnote von 3,30.
Formel-1-Zeugnis für Mick Schumacher nach 34 Rennen
Schumachers Rookie-Saison war gut, die Fehleranfälligkeit aber noch zu hoch. In der zweiten Saison lief es anfänglich schlecht und er zeigte schwache Leistungen. Doch nach viel öffentlicher Kritik brachte er die Trendwende, stellte seine Fahrfehler ab und war im Rennen bei der Musik. Seine Achillesferse ist jedoch das Qualifying.
Mit dem aktuellen Trend sind seine F1-Leistungen bisher ordentlich, er zeigt nicht die besten Performances im Feld, aber bei weitem auch nicht die schlechtesten. Dass er noch Potential nach oben besitzt, zeigte Schumacher in den letzten Wochen vor der Sommerpause. Jetzt bleiben ihm neun Rennen, um diesen Trend zu bestätigen.
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