Die Formel 1 befindet sich in der Sommerpause. 13 von 22 Rennen gehören der Vergangenheit an, Grund genug für Motorsport-Magazin.com, ein Zwischenfazit zu ziehen. Heute ist das amerikanische Formel-1-Team Haas an der Reihe. Als einziges Team haben sie sich im Vorjahr darauf verständigt, nicht an ihrem Auto für 2021 zu arbeiten, sondern direkt alle Ressourcen für das 2022er Auto zu bündeln.

Zudem strukturierten die Amerikaner sich intern um. Die Zusammenarbeit mit Ferrari wurde intensiviert, Haas-Mitarbeiter waren seit diesem Jahr dauerhaft in Maranello bei Ferrari vor Ort. Zudem kam zur neuen Saison ein alter Bekannter mit Kevin Magnussen zurück ins Team, nachdem Haas den Vertrag von Nikita Mazepin auflöste. Wie gut war das neue Auto, was brachte das Magnussen-Comeback und wie sind die Leistungen von Mick Schumacher zu bewerten?

Haas-Ziele für die Formel-1-1Saison 2022

"Ich glaube, dass wir zufrieden wären, wenn wir konstant in Q2 auftauchen könnten und dann hier und dann Punkte sammeln. Das ist mein persönliches Ziel, aber auch das Ziel, das wir als Team haben.", erklärte Mick Schumacher.

Diese Einschätzung im Vorhinein könnte die aktuelle Haas-Saison kaum besser beschreiben: Mit mindestens einem Auto nahezu immer in Q2, ab und an mal im Q3 und an 5 von 13 Rennen insgesamt 26 Zähler gesichert. Eigentlich genau da, wo sie sein wollten. Oder?

Es wäre aber noch mehr möglich gewesen. Beispielsweise als Mick Schumacher sich beim Emilia-Romagna GP in Runde eins drehte und die durchaus aussichtsreiche Position zehn dahin war. In Spanien startete Kevin Magnussen von einem vielversprechenden achten Platz, doch ein Frontflügelschaden aufgrund einer Kollision mit Hamilton in Runde eins beeinträchtigte sein Rennen.

Ähnlich lief es in Miami, wo Schumacher auf P10 liegend kurz vor Ende mit Sebastian Vettel kollidierte und sich daraufhin aus den Punkterängen verabschiedete. Beim Kanada GP war es besonders bitter. Schumacher lag auf P7, als er wegen eines Motorproblems ausrollte. Eine schlecht gewählte Strategie in Barcelona verhinderte ebenfalls ein mögliches Punkteergebnis für Schumacher. Immer wieder sorgten Leichtsinnsfehler dafür, dass es in dieser Saison nur hier und da Punkte für Haas gab.

Haas; 14 Punkte beim Österreich GP: Highlight der Saison

Der Höhepunkt:
Der Große Preis von Österreich war für die Amerikaner bis dato definitiv das Highlight der Saison. Im Qualifying kamen beide Fahrer ins Q3 und im Sprint bestätigen sie ihre gute Form. Mick Schumacher lieferte sich rundenlang einen sehr starken Zweikampf mit Lewis Hamilton, am Ende fuhr er als Neunter über die Ziellinie, Magnussen sicherte sich P7.

Am Sonntag hielt der Aufwind bei Haas an, Mick Schumacher konnte bis auf Position sechs vorfahren - sein Teamkollege überquerte die Ziellinie als Achter. Damit fuhren beide Piloten in die Punkteränge, gleichzeitig stellte Haas mit 14 Punkten an einem Rennwochenende einen neuen Team-Saisonrekord auf.

Der Tiefpunkt:
In Baku erlebte Haas sein schlechtestes Wochenende der Formel-1-Saison 2022. Im Qualifying wurde Schumacher Letzter und Magnussen kam mit P16 auch nicht über Q1 hinaus. Auf keiner anderen Strecke waren sie so langsam wie in Aserbaidschan.

Daher gab es keine großen Hoffnungen für den Rennsonntag und genauso sollte es auch eintreten. Schumachers Pace war schwach, am Ende kam er nur vor Nicolas Latifi als Vierzehnter ins Ziel. Bei Magnussen lief es zunächst besser, die Pace war nicht schlecht, er überholte ein paar Autos und profitierte parallel von etlichen Ausfällen. Auf Platz 12 liegend waren Punkte in Sichtweite, als er wegen technischer Probleme sein Auto abstellen musste. Damit war das schwächste Saisonergebnis besiegelt.

Mick Schumacher und Kevin Magnussen lassen Potential liegen

Kevin Magnussen:
Das Comeback von Kevin Magnussen verlief zunächst sehr erfolgreich. Zehn Punkte beim Saisonauftakt in Bahrain und den Teamkollegen deutlich im Griff. Auch bei den darauffolgenden Rennen in Saudi-Arabien und Imola fuhr er Punkte ein, bevor für ihn eine Durststrecke begann.

Er leistete sich Leichtsinnsfehler, die ihn sehr wahrscheinliche Punkte kosteten. In Spanien ging er als Achter ins Rennen, doch in Runde eins beschädigte er seinen Frontflügel aufgrund eines übereifrigen Manövers gegen Lewis Hamilton. Ganz ähnlich wie in Kanada, dort musste er von Platz 5 frühzeitig an die Box, da er sich erneut am Start den Frontflügel beschädigt hatte. In dieser Saison hat Magnussen oft gezeigt, dass er einiges aus seinem Auto herausholen kann. An der Pace mangelte es nicht.

Gesamtnote MSM-Fahrerranking: 2,97; P13

Mick Schumacher:
Das zweite Formel-1-Jahr von Mick Schumacher begann äußerst schwierig. Während Teamkollege Magnussen zum Saisonstart durch gute Qualifying-Ergebnisse und Punkte auffiel, tat Schumacher dies durch Dreher und Crashs. Zwischenzeitlich sah es richtig düster für ihn aus, in fünf der ersten sieben Rennen gelang es dem Deutschen nicht, das Auto durchgehend auf der Strecke zu halten. Im Qualifying von Saudi-Arabien crashte er seinen Boliden so hart, dass er am Rennsonntag gar nicht antreten konnte.

Seit dem Kanada GP ist jedoch ein klarer Aufschwung bei ihm zu erkennen. In Silverstone holte er seine ersten Punkte und beendete das Rennen auch vor Kevin Magnussen. Eine Woche später legte er mit einem starken Wochenende in Österreich noch einen drauf: P7 im Qualifying, P9 im Sprint nach einem starken Zweikampf mit Hamilton und P6 im Rennen. Der Saisonstart verlief alles andere als optimal für ihn, allerdings konnte er sich seitdem deutlich steigern - wichtig ist, dass Schumacher die aktuelle Form für die zweite Saisonhälfte beibehält.

Gesamtnote MSM-Fahrerranking: 3,30; P16

Teamduell-Statistik bei Haas in 2022, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Teamduell-Statistik bei Haas in 2022, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Kommentar: Wie geht es für Haas 2022 weiter?

Motorsport-Magazin.com meint: Die Saison von Haas verlief bisher gut und das Team machte eine großen Sprung im Vergleich zum vergangen Jahr. Trotzdem wäre noch mehr möglich gewesen, ohne die Fehler wäre möglicherweiseAlfa Romeo auf P6 der Konstrukteurs-WM noch näher in Schlag Distanz.

Aber Haas agiert mit einem viel geringeren Budget als die direkten Konkurrenten im 2022 hart umkämpften Mittelfeld der Formel 1. Nicht umsonst betont Teamchef Günther Steiner stets: Nicht die Budgetobergrenze sei das Problem des Teams, sondern das Budget an sich. Entsprechend gab es nur einzinges Update für den Haas beim letzten Rennen vor der Sommerpause in Ungarn - und das auch nur für Kevin Magnussen. Mehr ist für den Rest der Saison nicht geplant.

Entsprechend schwierig wird es für das Team, den verlorenen Boden gegen die Konkurrenz aufzuholen. Gleichzeitig müssen sowohl das Team als auch beide Fahrer in der zweiten Saisonhälfte unter Beweis, dass sie fehlerfrei ihre Leistung auf den Asphalt bringen können. Dann ist im Kampf um WM-Punkte durchaus noch etwas Luft nach oben.