Oscar Piastri wird die Formel-1-Saison 2023 wohl bei McLaren in Angriff nehmen. Ein Vertragsdetail verhindert, dass der von Alpine unterstützte Nachwuchspilot, den der französische Rennstall bis in die Formel-1 geführt hat, doch nicht bei dem Team der Renault-Marke unterkommt.

Damit konnte das französische Team auch sechs Jahre nach seinem Wiedereinstieg in die Formel 1 noch keinen einzigen Pilot aus ihrem Juniorprogramm im Werksteam platzieren. Das unterscheidet sie maßgeblich von der Konkurrenz. Mercedes, Ferrari, Red Bull und McLaren verhalfen in den letzten Jahren jeweils einem Toptalent aus ihrem Ausbildungsprogramm ins Werksteam. Doch wer sind die großen Stars der Zukunft der Teams in der Königsklasse? Wir durchforsten in einer zweiteiligen Serie die Nachwuchs-Programme der F1-Teams nach den nächsten großen Talenten. Heute: Alpine, Red Bull und Ferrari.

Alpine: Weit und breit kein Piastri-Ersatz

Aus aktuellem Anlass beginnen wir bei der Auflistung mit dem Nachwuchsprogramm von Alpine. Diese besteht nach der Fahnenflucht von Oscar Piastri nur noch aus vier Piloten. Zudem verließen mit Guanyu Zhou und Christian Lundgaard 2021 zwei mehr oder weniger erfolgreiche F2-Piloten das Programm.

Jack Doohan, Sohn des ehemaligen Motorrad-Weltmeisters Mick Doohan, bildet somit die Speerspitze der Nachwuchsgilde der Franzosen. Mit zwei Pole Positionen und zwei Siegen liest die Statistik in seiner ersten vollen Formel-2-Saison zwar ganz passabel. Aufgrund mangelnder Konstanz empfiehlt er sich aber bislang nicht für die Formel 1. Auch in der Formel 3 benötigte er eine zweite Saison für den Durchbruch.

Olli Caldwell ist dieser wohl auch in Zukunft kaum zuzutrauen. Der Brite sorgte 2022 nach zahlreichen Strafen nur mit einer Rennsperre für Aufsehen. Ein Kategorie tiefer befindet sich Victor Martins in seinem zweiten F3-Jahr punktegleich mit Isack Hadjar im Titelkampf. Caio Collet, ebenfalls in der F3, rundet das Quartett ab. Mit einem Sprintsieg und zwei weiteren Podien sind seine Leistungen zwar in Ordnung, aber kaum beeindruckend.

Alpine Sport Academy
Olli CaldwellF2
Caio ColletF3
Jack DoohanF2
Victor MartinsF3

Red Bull: Keine Gefahr für Verstappen?

Red Bull hat in der Formel 1 eine lange Tradition im Führen eines Nachwuchskaders. Das Junior-Programm, welches von Dr. Helmut Marko geleitet wird, sticht vor allem durch einen Aspekt heraus: Red Bull bildete nicht nur Fahrer aus, sondern speiste auch seine Formel-1-Mannschaft bei Red Bull und AlphaTauri über lange Zeit beinahe ausschließlich aus eigenen Nachwuchs-Talenten. Der RB-Vertrag von Sergio Perez und Alex Albons Aufstieg zu Toro Rosso bilden die Ausnahme.

Auch derzeit verfügen die Bullen über den breitesten Fahrerkader. Allein in der Formel-2-Meisterschaft befinden sich vier Piloten aus dem Junior Team - zu Beginn des Jahres waren es mit Jüri Vips sogar noch fünf. Für einen direkten Formel-1-Aufstieg empfiehlt sich derzeit allerdings keiner davon. Jehan Daruvala und Liam Lawson sind trotz ein- bis mehrjähriger F2-Erfahrung nicht im Titelkampf vertreten.

Ayumu Iwasa und Dennis Hauger gewannen in ihrer Rookie-Saison jeweils schon Rennen in der Serie, aber sie befinden sich dennoch nur im Mittelfeld. Sowohl dem Formel-3-Champion Hauger als auch Iwasa ist eine Chance auf den Titel in der kommenden Saison zuzutrauen. Bereits jetzt Titelambitionen zeigt Isack Hadjar in der Formel 3, der derzeit die Meisterschaft anführt, und auch Jak Crawford befindet sich in Schlagdistanz zur Spitze. Jonny Edgar hingegen konnte in der Rahmenserie der Formel 1 noch nicht auf sich aufmerksam machen.

In niedrigeren Klassen befinden sich noch Noel Leon (Formula Regional), Yuto Nomura, Souto Arao (beide französische F4) und Arvid Lindblad (Kart). Während die Leistungen von Leon wenig berauschend sind, befinden sich die anderen genannten Fahrer noch in einem zu frühen Karrierestadium, um die Leistungen genau beurteilen zu können.

Souto AraoF4 Frankreich
Jak CrawfordF3
Jehan DaruvalaF2
Jonny EdgarF3
Isack HadjarF3
Dennis HaugerF2
Ayumu IwasaF2
Liam LawsonF2
Noel LeonFRECA
Arvid LindbladF4 Italien
Yuto NomuraF4 Frankreich

Ferrari: Kommt der nächste Leclerc?

Ferrari folgt mit seiner Academy der Red-Bull-Strategie, welche darin besteht, viele Fahrer im Formel-Nachwuchs anzuheuern, anstatt nur auf einzelne Piloten zu setzen. In der Vergangenheit war diese Strategie fast zu erfolgreich, wie Callum Ilott und Robert Shwartzman nach ihren Formel-2-Vizetiteln bewiesen. Für beide gab es kein F1-Cockpit.

Während Ilott langfristig in der Indycar unterkam, ist Shwartzman immer noch Teil der Ferrari-Academy. Obwohl er inzwischen unter israelischer Flagge unterwegs ist, und noch immer die Rolle als Testfahrer der Scuderia besetzt, wirkt ein Formel-1-Aufstieg des Russen schon allein aus politischen Gründen unwahrscheinlich. Dahinter klafft eine kleine Lücke in der F2. Mit Oliver Bearman und Charles' Bruder Arthur Leclerc sind aber noch zwei Ferrari-Piloten im äußerst engen Formel-3-Titelkampf vertreten.

Auch in tieferen Kategorien hat Ferrari einige heiße Eisen im Feuer: Dino Beganovic führt im Moment die regionale europäische Formel-3-Serie an, Rafael Camara und James Wharton kämpfen in der italienischen Formel 4 im Spitzenfeld mit. Mit Maya Weug und Laura Camps Torras fahren auch zwei Frauen in der Ferrari Academy mit, aber beide glänzten bislang noch nicht in Formelklassen.

Oliver BearmanF3
Dino BeganovicFRECA
Rafael CamaraF4 Italien
Laura Camps TorrasF4 & Kart
Arthur LeclercF3
Mick SchumacherF1
Robert ShwartzmanF2
Maya WeugF4 Italien
James WhartonF4 Italien