Alpine schien mit seiner Taktik im Formel-1-Rennen in Ungarn zuweilen auf dem Holzweg. Der für Ferrari verhängnisvolle harte Reifen warf auch die Franzosen in aussichtsreicher Position zurück. Doch Fernando Alonso und Esteban Ocon zogen die Strategie knallhart durch. Als einzige Fahrer im Feld brachten sie den Einstopper über die Ziellinie, und wurden dafür mit den Plätzen acht und neun belohnt. Der vermeintliche Flop wurde damit zum vollen Erfolg. Mehr wäre trotz der besseren Ausgangslage nicht drin gewesen.

"Alles in allem noch genau so viele Punkte wie McLaren zu holen, ist etwas, worauf wir stolz sein müssen", beteuert Alonso, dass der Platzverlust beider Fahrer unter dem Strich trotzdem ein Gewinn für das Team war. "Ich denke nicht, dass die Einstopp-Strategie irgendwie schlechter als eine Zweistopp-Strategie war."

Im Qualifying hatten Ocon und er mit den Startplätzen fünf und sechs eine äußerst vielversprechende Basis für den Grand Prix geschaffen. Auf dem Medium-Reifen musste das Duo aber schon im ersten Stint feststellen, dass die Positionen nicht zu halten sind. Auf dem Hungaroring sah Alonso am Sonntag daher unter keinen Umständen das Potential für mehr, auch wenn die unorthodoxe Taktik das vermuten lassen könnte.

"Unsere Pace war heute nicht so gut wie gestern. Ich weiß nicht, ob es die Bedingungen waren. Der Wind, die Temperaturen, wir schienen auf beiden Reifenmischungen unsere Schwierigkeiten zu haben", erklärt Alonso, der in der 22. Runde seinen einzigen Boxenstopp ableistete und dabei zur großen Überraschung den harten Reifen aufzog. Ocon tat es ihm zwei Runden später gleich.

Rückwärtsgang von Alpine einkalkuliert

Ab diesem Zeitpunkt ging es für sie rückwärts. Zunächst kamen sie sich in Kurve zwei in die Quere, sodass Daniel Ricciardo beide auf einen Streich kassierte. Wenig später wurden sie von den Aston-Martin-Piloten aufgemischt, die beide eine schnellere Pace fuhren. Auf dem harten Reifen gab Alpine kaum ein besseres Bild als Charles Leclerc ab, der im Ferrari beim zweiten Stopp auf diese Mischung wechselte und daraufhin gnadenlos durchgereicht wurde.

Während es sich beim Monegassen um einen lupenreinen strategischen Fehlschlag handelte, war der Rückwärtsgang bei Alonso und Ocon Teil des Plans. "Wir wussten, dass der Reifen bei uns bis zum Schluss halten muss. Ich bin die ganze Zeit im Verkehr gefahren. Also haben wir uns zwischenzeitlich etwas saubere Luft verschafft und sind zwei oder drei Sekunden langsamer gefahren, um ein paar freie Runden zu haben, damit der Reifen sich erholen kann", erklärt Alonso.

Kostspieliger Ocon-Fight für Alonso kein Ärgernis

Dementsprechend störte er sich auch nicht am unbeholfenen Duell mit Ocon, welches Ricciardo in die Hände spielte. "Wir waren auf einer anderen Strategie und deshalb war das in dem Moment keine Sorge. Das war keine große Angelegenheit", so Alonso, der die kleinen Kämpfe mit dem Stallgefährten nicht persönlich nimmt: "Natürlich war ich von seiner Verteidigung ein bisschen überrascht. Aber manchmal mache ich dasselbe, und manchmal ist er es. Das läuft so."

In der Gesamtwertung behauptete Alpine mit der Ausbeute Platz vier vor McLaren. Nach 13 von 22 Rennen beträgt der Vorsprung vier WM-Punkte. "Wir müssen mit dem Ergebnis zufrieden sein, auch wenn wir von den Startplätzen fünf und sechs wohl höhere Erwartungen hatten", so der 41-Jährige.