Lewis Hamilton hatte am Rennsonntag bei Formel-1-GP in Ungarn wohl keiner so wirklich auf der Rechnung. Während Teamkollege George Russell von der Pole Position aus losfuhr und damit in einen Dreikampf gegen die Ferraris verwickelt wurde, ging der siebenfache Weltmeister nach einem DRS-Defekt im Qualifying nur aus der sieben Position ins Rennen.

Auf dem vermeintlich überholfeindlichen Hungaroring ein Polster das man nicht mehr aufholen kann? Hamilton strafte alle Prognosen Lügen und landete am Rennende auf der zweiten Position. Grund dafür waren die komplexen Reifenstrategien bei äußerst kühlen Temperaturen nahe der ungarischen Hauptstadt, die für einen turbulenten Rennverlauf sorgten.

Zweites Mercedes-Doppelpodium in Serie

"Dass George und ich beim zwei Rennen nacheinander auf dem Podium landen, ist fantastisch für das Team", freute sich Hamilton und jubelte vor allem in Anbetracht der mangelnden Freitags-Pace über die Mercedes-Performance. "Von P7 ganz so weit nach vorne zu kommen, ist eine großartige Aufholjagd. Ich denke trotz der Probleme, die wir an diesem Wochenende hatten, zeigten wir eine großartige Pace."

Doch gleichzeitig schwang auch etwas Enttäuschung beim Fazit des Rekord-Weltmeisters mit. Denn im Rennen konnte er nicht nur das Scuderia-Duo auskochen, sondern auch seinen Teamkollegen und Polesetter Russell in die Schranken weisen. Hätte Hamilton ohne das Heckflügel-Problem im Qualifying sogar seinen neunten Ungarn-Sieg holen können?

Sieg-Chancen im Qualifying verloren?

Hamilton hielt sich bei dieser Frage etwas zurück, hielt aber fest: "Wir wären in einer viel besseren Position gegenüber Max gewesen." Teamchef Toto Wolff wollte sich ebenfalls nicht festlegen, er betonte aber im Interview bei SkyF1: "Ich glaube schon, dass wir dem Max etwas entgegenhalten gekonnt hätten. Wenn der Lewis mit seiner bärenstarken Pace da vorne startet, wäre das schon zum Anschauen gewesen."

Genau das gelang Russell, Sainz und Leclerc nämlich nicht, die jeweils entweder strategisch oder auf der Strecke von Verstappen und Red Bull düpiert wurden. Hamilton wurde ebenfalls Opfer des gelungenen Undercuts des späteren Rennsiegers beim ersten Boxenstopp.

Hamilton im Verkehr: Kostete die Startposition den Sieg?, Foto: LAT Images
Hamilton im Verkehr: Kostete die Startposition den Sieg?, Foto: LAT Images

Hamilton warf aber die Frage auch, ob nicht von P7 aus, mehr möglich gewesen wäre. Nämlich mit einem Start auf Soft- anstatt auf Medium-Reifen. "Ich wäre definitiv näher an Max dran gewesen", rechnete er, bezweifelt aber selbst ob das gereicht hätte, um den Red-Bull-Piloten abzuwehren. Sein Resümee lautete: "Das Rennen haben wir auf dem ersten Stint verloren. Mit den Medium-Reifen im zweiten Stint und im dritten Stint waren wir episch unterwegs."

Auf dem gelb markierten Reifensatz konnte der Brite im mittleren Rennabschnitt einen Monster-Stint von 32 Runden einlegen und damit länger draußen bleiben als sämtliche direkten Konkurrenten in der Spitzengruppe. Während Hamilton dadurch zwischenzeitlich sogar in Führung gespült wurde und seine eigene Pace gehen konnte, kosteten sich seine Rivalen um den Sieg selbst Zeit, da sie gezwungen waren auf die gegenseitigen Boxenstopps zu reagieren und phasenweise auch in direkten Zweikämpfen die Reifen stärker ranzunehmen.

Aber auch abgesehen davon, bewies Hamilton einmal mehr, wie gut er auf Reifen aufpassen kann. Auf den letzten 19 Runden konnte Hamilton dann die Früchte seines Reifen-Managements ernten und sich beinahe mühelos bis auf P2 durchkämpfen. Auf Verstappen, der das Rennen vorne nur noch verwaltete, fehlten zu diesem Zeitpunkt allerdings schon knapp zehn Sekunden.