Der Grand Prix von Österreich verspricht auch 2022 einmal mehr Spannung pur. Das elfte Rennen der Saison hat alle Zutaten für einen actiongeladenen Formel-1-Sonntag. Weltmeister Max Verstappen wird von den Ferrari-Piloten gejagt, doch zwischen Charles Leclerc und Carlos Sainz ist der Kampf um die Vorherrschaft bei den Roten in vollem Gange. Mercedes rechnet sich erstmals in diesem Jahr wieder Chancen aus, während Fernando Alonso und Sebastian Vettel von hinten losfahren müssen. Dazu droht Regen im Wetterbericht den Grand Prix zum Roulette zu machen. Das sind die sieben Schlüsselfaktoren für das Rennen auf dem Red Bull Ring.
1. - S wie Startaufstellung
Der Sprint am Samstag brachte für das Grid wie üblich einige Veränderungen gegenüber dem Qualifying hervor. Der große Gewinner hieß Sergio Perez. Nach seiner Strafe vom Freitag kämpfte er sich vom 13. auf den fünften Rang vor. Fernando Alonso schmierte aufgrund seines Ausfalls hingegen vom achten auf den letzten Platz ab. An der Spitze hat hingegen wie schon im Zeittraining Max Verstappen das Kommando. Hinter dem Niederländer gehen Charles Leclerc, Carlos Sainz und George Russell ins Rennen.
Der Rest der Top-10 verspricht beginnend mit Perez ebenfalls reichlich Spannung. Hinter Esteban Ocon und Kevin Magnussen folgt auf Startplatz acht Lewis Hamilton. Dem Rekordchampion gelang es im Sprint nicht, sich vollständig von seinem Unfall im Qualifying zu rehabilitieren. In der fünften Startreihe folgen ein kampfeslustiger Mick Schumacher und ein im Alfa Romeo wie üblich für Überraschungen guter Valtteri Bottas.
Im Mittelfeld haben sich McLaren und AlphaTauri bisher unter Wert geschlagen. Von den Startplätzen elf und zwölf sind Lando Norris und Daniel Ricciardo auf Punkte aus. Pierre Gasly und Yuki Tsunoda gehen von 15 und 17 ins Rennen. Richtig interessant wird es in der letzten Startreihe. Nach dem K.o. im Sprint stehen die alten Rivalen Sebastian Vettel und Fernando Alonso auf den Plätzen 19 und 20. Vor allem Letzterer sollte im Alpine die Pace haben, um durchs Feld zu kommen.
2. - S wie Start
Die Kurve eins des Red Bull Rings zählt seit dem Debüt der Rennstrecke als A1 Ring im Jahr 1997 zu den heißesten im Formel-1-Kalender. Der Weg bis zu der engen 90-Grad-Kurve beträgt, gemessen von der Pole Position aus, nur 245,5 Meter. Die breite Start- und Zielgerade lädt am Kurveneingang zu riskanten Manövern ein, zumal in der Auslaufzone genügend Platz für zum Ausweichen ist. Das hat in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Fahrer zu einem übermotivierten Move verleitet. 2017 machte der Torpedo Daniil Kvyat seinem Spitznamen alle Ehre und löste eine Massenkarambolage aus.
Wer in der ersten Kurve eine Position gewinnt, hat diese damit noch lange nicht inne. Wie der Schlagabtausch zwischen Leclerc und Sainz im Sprint zeigte, ist in der Startphase bis Turn sechs alles möglich. Die langen Geraden spenden jede Menge Windschatten und in den harten Anbremszonen der Kurven drei und vier ist immer eine Möglichkeit für den Konter. In Kurve sechs wird auch gerne nebeneinander gefahren, was bei Vettel und Albon am Samstag schon gehörig in die Hose ging. Wer es in der Startrunde bis hier nicht am Gegner vorbei geschafft hat, hat spätestens ab Freigabe des DRS in Runde drei wieder Munition, um es im ersten Sektor erneut zu versuchen.
3. - S wie Strategie
Durch den Sprint haben die Teams vor dem Rennen schon eine gute Ahnung, wie die Reifen auf dem Longrun funktionieren. Vettel konnte am Samstag auf dem Soft-Reifen inmitten der Konkurrenz auf Medium ordentlich Boden gutmachen. Ob der weiche Pneu auch über die gesamte Distanz von 23 Runden performt, konnte er durch seinen Abflug gegen Rennhälfte leider nicht herausfinden. Von den Piloten außerhalb der Top-10 könnte diese Taktik trotzdem der eine oder andere versuchen.
Ansonsten dürfte es auf Medium und Hard hinauslaufen. Von Pirelli wird eine Einstopp-Strategie mit diesen beiden Mischungen als schnellste Option vorgeschlagen. Bei der Zweistopp-Strategie sollen laut den Italienern alle drei Compounds eingesetzt werden. Das Delta zwischen Soft und Medium beträgt vier Zehntelsekunden. Der harte Reifen ist weitere drei Zehntelsekunden langsamer.
4. - S wie Safety Car
Der Einsatz von Bernd Mayländer sorgte am vergangenen Sonntag in Silverstone für einen der spannendsten Showdowns der jüngeren Formel-1-Geschichte. Auf dem Highspeed-Kurs von Spielberg ist die Möglichkeit einer Safety-Car-Phase stets gegeben. Im Jahr 2020 sorgten Kollisionen beim Österreich GP für mehrere Neutralisierungen. Dadurch wurde auch in diesem Fall das letzte Drittel des Rennens zu einem nervenaufreibenden Sprint. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mayländer am Sonntag eingreifen muss, liegt bei 40 Prozent. Sollte sich die Wetterprognose bewahrheiten, erhöht das die Wahrscheinlichkeit zusätzlich.
5. - S wie Steiermark-Wetter
Der launische Sommer hat sich bei der Formel 1 in Spielberg ausgerechnet für den Rennsonntag angekündigt. Nachdem es am Freitagmorgen noch geregnet hatte, war es das gesamte Wochenende über sonnig und trocken. Pünktlich zum Rennen soll sich das ändern. Die Meteorologen sagen für die Morgenstunden eine Regenwahrscheinlichkeit von bis zu 80 Prozent voraus. Die Temperaturen liegen mit Höchstwerten von 21 Grad Celsius im selben Bereich wie an den vorangegangenen Veranstaltungstagen.
6. - S wie Strecke
Die nur 4,318 km lange Highspeed-Rennstrecke in Spielberg ist in ihrer heutigen Form ein moderner Klassiker mit Charakter. Die drei Links- und sieben Rechtskurven verlangen den Piloten alles ab und lassen Raum für Action. Gleichzeitig werden Fahrfehler in den schnellen Passagen gnadenlos mit Abflügen und Unfällen bestraft. Drei DRS-Zonen sorgen dafür, dass es im Rennen garantiert nicht langweilig wird.
Die erste befindet sich zwischen den Kurven eins und drei. Nach der darauffolgenden Haarnadel wartet hinunter zu Turn vier die nächste DRS-Zone. Auf der Start- und Zielgeraden dürfen die Piloten ebenfalls den Heckflügel hochklappen, um sich für die beiden DRS-Zonen auf der ersten Hälfte der Runde in Position zu bringen.
7. - S wie Sieger
Als dreifacher Sieger des Österreich GP zählt Max Verstappen ohnehin schon zu den erfolgreichsten Fahrern beim Grand Prix in der Alpenrepublik. Nur Alain Prost stand genau so häufig auf der obersten Stufe des Treppchen. Allerdings hat Verstappen noch einen zusätzlichen Triumph im Steiermark GP zu bieten, der ihn in Spielberg zum alleinigen Rekordhalter macht. Mit der Pole Position und dem Sieg im Sprint stehen die Zeichen für einen fünften Erfolg des amtierenden Champions gut.
Die beiden größten Herausforderer sind zweifelsohne die Ferrari-Piloten. Charles Leclerc will nicht nur seine seit dem Australien GP mittlerweile acht Rennen überdauernde Durststrecke beenden. Der Monegasse war auch 2019 bei Verstappens zweitem Sieg in der Steiermark ein Hauptdarsteller, als der spätere Sieger ihn mit einem kontroversen Manöver von der Spitze verdrängte.
Carlos Sainz ist nach seinem Premierensieg am vergangenen Wochenende in Großbritannien bis in die Haarspitzen motiviert. Der Spanier zeigte das auch im Sprint, als er Leclerc ordentlich Feuer machte. Lässt man den Mercedes als Wundertüte außen vor, gibt es mit Perez noch einen vierten Fahrer mit Siegchancen. Der Mexikaner ist für seine starken Manöver sowie seine gute Übersicht bekannt. Diese Kombination macht ihn auch aus Startreihe drei noch brandgefährlich.
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