George Russell und Lewis Hamilton hatten schon am Freitag kein Glück. Kurz vor Ende des Qualifyings wurden sie beide Opfer ihrer an diesem Wochenende überraschend windanfälligen Boliden, machten einen unfreiwilligen Ausflug ins Kiesbett und beschädigten ihre Autos in einem nicht unbeträchtlichen Ausmaß (mehr dazu lesen: Formel 1, Mercedes-Desaster in Q3: Doppelcrash statt Pole). Da sie bereits eine passable Zeit gesetzt hatten, starteten sie letzten Endes aber zumindest noch von P8 (Hamilton) und P4 (George Russell) ins Sprint-Rennen am Samstag, in dem es dann natürlich galt, möglichst viel Schadensbegrenzung zu betreiben.

Hamilton im Klinsch mit Gasly und Perez

Kurz nach dem Start ging es für den Rekordweltmeister aber bereits bescheiden los. In Kurve 1 gerät er mit dem AlphaTauri von Pierre Gasly aneinander und befördert den Franzosen nach einer Berührung zwischen seinem rechtem Vorder- und Gaslys linken Hinterreifen kurzerhand von der Strecke. Der AlphaTauri-Pilot konnte sein Rennen danach zwar noch fortsetzen, mehr als P15 war für ihn am Ende des Sprints aber nicht zu holen. Hamilton selbst hatte sich in diesem Zweikampf seine Bremse beschädigt, wie Mercedes nach dem Sprint erklärte, verlor dadurch aber im ersten Moment nicht besonders viel Zeit.

Der Moment, in dem Gaslys Alpha Tauri von Hamilton ausgehebelt wird, Foto: LAT Images
Der Moment, in dem Gaslys Alpha Tauri von Hamilton ausgehebelt wird, Foto: LAT Images

Der Kampf für den Briten ging also direkt weiter und so fand er sich kurz darauf bereits im Parallelflug mit Sergio Perez und Alexander Albon in Richtung Kurve 3 wieder, wo es dann zu einer ähnlichen Berührung zwischen ihm und dem Mexikaner im Red Bull kam, wie zuvor mit Gasly. Sergio Perez wurde dabei allerdings nicht "ausgehebelt" und konnte seine Aufholjagd so ungebremst fortsetzen. Hamilton aber bemerkte, dass etwas mit seinem Boliden nicht stimmte. "Das Auto fühlte sich danach anders an als zuvor im Training. Irgendetwas mit der Steuerung war nicht in Ordnung", so der Brite, der den Schaden offenbar falsch einordnete, nach dem Sprint.

Haas mit zu viel Power auf den Geraden

Nach diesen beiden Zwischenfällen befand sich Hamilton, der auf P9 gestartet war, also plötzlich mit einem beschädigten Auto hinter Perez und Albon auf P11. Den Kampf wollte er aber dennoch nicht aufgeben. Und so fightete er sich Runde um Runde weiter vor. In Runde 4 krallte er sich zunächst den Williams von Albon und in Runde 8 musste Bottas klein beigeben. Dann ging es aber nicht mehr ganz so reibungslos nach vorn. Der Grund: Die beiden Haas, allen voran Mick Schumacher, machten ihm das Überholen alles andere als leicht. "Auf den Geraden hat Haas mit dem Ferrari-Motor einfach zu viel Power", resümiert der Brite. Und auch Toto Wolff äußerte sich in eine ähnliche Richtung: "Wir haben einfach keine Pace, man fährt wie auf Kaugummi."

Toto Wolff fragt sich, wo sich die Pace des W13 schon wieder versteckt hat, Foto: LAT Images
Toto Wolff fragt sich, wo sich die Pace des W13 schon wieder versteckt hat, Foto: LAT Images

Am Ende ist der Mercedes-Pilot daher froh, dass er kurz vor Ende doch noch an Mick Schumacher vorbeiziehen konnte, und es so gerade noch in die Punkte geschafft hat (mehr dazu lesen: Formel 1, Schumacher sauer auf Haas: Redebedarf nach Sprint). George Russel hatte an diesem Samstag weitaus weniger Probleme und pilotierte seinen Mercedes hinter Carlos Sainz im Ferrari auf P4 ins Ziel. Der Abstand von 7,778 Sekunden auf den Spanier lässt in Sachen Rennpace allerdings tief blicken. Ferrari und Red Bull spielen auch in Spielberg in einer eigenen Liga.

Der Grand Prix steht auf einem anderen Blatt

"Morgen ist ein anderer Tag, da kann viel passieren", gibt sich Lewis Hamilton mit Blick auf den Rennsonntag nach dem Sprint weiterhin kämpferisch. Die "Orange Army", die erneut zur Strecke nach Spielberg gereist ist und bereits mehrmals mit eher unsportlichem Verhalten aufgefallen ist, scheint den Briten also nicht besonders zu tangieren (mehr dazu lesen: Formel 1, Fans feiern Hamilton-Unfall: Ansage von Toto Wolff). Auf die Frage, ob es ihm nach den eigenen Fanmassen in Silverstone schwerfällt, mit der umgekehrten Situation umzugehen, antwortete er daher nur: "Nein. Denn alles, woran ich mir erinnere, ist letzte Woche."