Schwieriges Qualifying, Pole Position knapp verfehlt und zum Abschluss auch noch ausgebuht von den britischen Fans: Max Verstappen hätte sich den Qualifying-Samstag vermutlich anders vorgestellt. Zumindest die Buhrufe scheinen dem Weltmeister allerdings egal zu sein. Nicht so den beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und George Russell.

Verstappen: Sollen sie mich doch ausbuhen

"Wenn sie mich ausbuhen wollen, sollen sie das doch machen. Für mich ändert das nichts!", reagierte Max Verstappen auf die Buhrufe der Fans. Bei seinem Interview auf der Start-Ziel-Geraden nach dem Qualifying wurde der 24-Jährige hörbar ausgepfiffen. "Es war etwas enttäuschend, weil ich Billy nicht wirklich verstanden habe. Das war ein Problem." Billy Monger, ein britischer Rennfahrer, der bei einem Unfall beide Beine verloren hatte, führte die Interviews mit den Top-3 durch.

Trotz der negativen Reaktion auf Max Verstappen sei er trotzdem immer gerne hier in Silverstone. "Großartige Strecke, großartige Atmosphäre." Sportlich scheint sich der Holländer in Großbritannien auch wohlzufühlen: erreichte er bisher bei neun Antritten bisher zwei zweite Plätze und gewann den Jubiläums-Grand-Prix 2020. Nur im letzten Jahr hatte das Rennen keinen guten Ausgang, Max Verstappen landete im Krankenhaus anstatt auf dem Podest. Noch schlimmer: WM-Rivale Lewis Hamilton gewann das Rennen - und feierte auf der Start-/Zielgeraden ausgiebig mit seinen Anhängern. Ohne Pfiffe versteht sich.

Buhruf-Experte Lewis Hamilton mit Appell an Fans

Hamilton sprang heute aber sogleich zur Hilfe als die (seine?) britischen Fans den Weltmeister auspfiffen. "Ich glaube, dass wir besser sind als das. Wir müssen niemanden ausbuhen." Die Fans hier seien großartig, sportliche Fans und beim emotionalen Auf und Ab während eines Rennwochenendes immer voll dabei. Aber Lewis Hamilton ist definitiv gegen die Buhrufe. Er lieferte aber noch eine mögliche Erklärung für die Reaktionen der Besucher des Grand-Prix: "Vielleicht fühlen sie noch den Schmerz vom letzten Jahr."

Für Weltmeister Verstappen liefen nicht alle Begegnungen mit Fans so positiv ab, Foto: LAT Images
Für Weltmeister Verstappen liefen nicht alle Begegnungen mit Fans so positiv ab, Foto: LAT Images

Nicht nur nach dem Saisonfinale 2021 in Abu Dhabi gingen die Wogen bei den Fans hoch. Vor allem in den sozialen Kanälen war es die ganze letzte Saison über immer wieder zu unschönen Szenen gekommen. Besonders nach der Kollision in Silverstone nahmen die Vorfälle drastisch zu. Beispiele? Lewis Hamilton wurde rassistisch beschimpft, Nicolas Latifi erhielt nach Abu Dhabi sogar Morddrohungen.

Silverstone: Ungewohnte Reaktionen für Fan-Liebling Verstappen

Max Verstappen fühlt vielleicht noch die Freude vom Gewinn der Weltmeisterschaft im letzten Jahr, jedenfalls kümmern ihn negative Fan-Reaktionen wenig: "Vielleicht mögen mich manche von ihnen nicht, aber das ist in Ordnung. Sie sollen alle ihre eigene Meinung haben, ist mir egal!"

Der Niederländer ist laut einer Formel-1-Fan-Umfrage, an der 2021 über 167.000 Personen teilgenommen haben, der beliebteste Fahrer in der Formel 1. Die 'Orange Army' des Niederländers pilgert zu nahezu allen Grands-Prix und unterstützt ihren Schützling tatkräftig. Auch mit Pfeifkonzerten gegenüber der Konkurrenz. Lewis Hamilton, der 2017 noch bei der Umfrage als beliebtester Fahrer galt, war vor allem 2021 ein beliebtes Opfer.

Fan-Liebling Hamilton mit tierischer Begleitung bei seinem Heimrennen, Foto: LAT Images
Fan-Liebling Hamilton mit tierischer Begleitung bei seinem Heimrennen, Foto: LAT Images

Besonders zu sehen in Zandvoort oder Österreich, Hochburg der Verstappen Fans. Im Gegensatz zu Hamilton sieht sich Verstappen aber nicht in der Verantwortung, seinen Unterstützern Handlungsanweisungen zu geben. "Es liegt nicht an mir, jetzt zu sagen, Leute, ihr könnt nicht buhen." Der siebenfache Formel-1-Weltmeister Hamilton reagiert aber meistens gelassen auf emotionale Motorsportfans: "Ich nehme das nicht zu hart!"

Russell: Sportler haben keine Buhrufe verdient!

Ganz anders sieht das sein neuer Teamkollege. George Russell reagierte entsetzt über seinerseits erhaltene Buhrufe in Kanada. "Was gibt diesem Kerl das Recht irgendwen auszubuhen?", ärgerte sich Russell über seine erste Erfahrung mit negativen Reaktionen von Fans. Sportler hätten es nicht verdient, von Zuschauern ausgebuht zu werden. "Das ist ein weiteres Beispiel für etwas, was man ausrotten sollte!" Das Fahren bei einem Top-Team wie Mercedes hat nicht nur schöne Seiten, wie George Russell jetzt gerade erleben muss. Vielleicht kann er sich Tipps zum Umgang von Lewis Hamilton oder Max Verstappen holen, die kennen sich damit schon gut aus. Alle News zur Formel 1 heute in Silverstone gibt es im Liveticker.