Sergio Perez musste im Formel-1-Rennen von Barcelona den ultimativen Hilfsdienst für sein Team Red Bull leisten: In Führung liegend wurde er spät im Rennen angewiesen, Max Verstappen den Platz, und damit letztendlich den Sieg, kampflos zu überlassen. "Das ist sehr unfair, aber gut", beklagte sich der Mexikaner am Funk. Letztendlich wurde er 13 Sekunden hinter Verstappen Zweiter.

"Das ist schwer zu verdauen", hadert Perez mit dem Barcelona-Ergebnis nach dem Rennen weiter. Er glaubt, er hätte gewinnen können. Auf der Auslaufrunde funkte er, er wolle diese Geschichte unbedingt mit dem Team unbedingt noch einmal durchgehen. Bei der Red-Bull-Teamführung ist die Position aber ganz klar, und es liegt laut ihr nicht an einem Nummer-eins-Status.

Red Bull erklärt Teamorder für Perez in Barcelona

"Ich habe mit ihm gesprochen, nachdem er ausgestiegen ist", glättet Teamchef Christian Horner die Wogen. "Das Problem für jeden Fahrer ist, dass er nicht den Überblick über Strategie oder über das Rennen hat. Die Führung dann aufzugeben, das ist immer emotional." Besonders, da Verstappen eigentlich hinter Perez fuhr, weil er in der Frühphase selbstverschuldet ins Kiesbett geschlittert war.

Danach musste Perez Verstappen zweimal Plätze überlassen. Einmal im ersten Stint Platz drei, dann später Platz eins. Der Hauptgrund war laut Red Bull jedoch eine strategische Unsicherheit. Perez arbeitete vom Start weg mit viel Reifenmanagement auf eine Zweistopp zu, während Verstappen nach seinem Fehler auf eine aggressive Dreistopp umgestellt wurde. Vor dem Start war sich das Team noch unsicher gewesen, welche Strategie die bessere war.

George Russell machte Red Bull die Teamorder-Entscheidungen in Barcelona schwer, Foto: LAT Images
George Russell machte Red Bull die Teamorder-Entscheidungen in Barcelona schwer, Foto: LAT Images

Deshalb wollte Red Bull Verstappen beim ersten Mal so schnell wie möglich an Perez vorbeiwinken, und beim zweiten Mal dann damit den Doppelsieg gegen den Mercedes von George Russell absichern. Verstappen mit Perez kämpfen zu lassen, das war für Horner selbst beim zweiten Mal, als Russell schon deutlich zurücklag, ein zu großes Risiko: "An dem Punkt betrug der Pace-Unterschied fast zwei Sekunden pro Runde. Mit Wassertemperatur, Öltemperatur, und einem DRS, das [bei Verstappen] nur teilweise funktioniert hat, da hat es keinen Sinn für das Team gemacht, sie kämpfen zu lassen."

Perez mit Barcelona-Strategie unglücklich: Hätte mit 3 Stopps gewonnen

Perez akzeptiert das nach dem Rennen und gibt sich als Teamplayer, doch er kann nicht umhin, sich über eine auf seiner Seite mehr als suboptimale Strategie zu beschweren: "Als ich Max zum ersten Mal durchgelassen habe wurde mir gesagt, ich würde das zurückbekommen, und ich wusste, wir waren auf unterschiedlichen Strategien." Verstappen hatte überholen dürfen, um Jagd auf Russell zu machen - nur funktionierte das DRS an seinem Red Bull dann nicht.

Perez, der seinen ersten Stint wie geplant für die Zweistopp länger gezogen hatte, schloss daher im zweiten Stint schnell wieder zu Russell und Verstappen auf, und dort blieb er auch. Er musste zusehen, wie sich Verstappen 15 Runden lang erfolglos mit dem Mercedes abmühte: "Ich dachte, ich hätte es ein bisschen schneller an Max und George vorbeischaffen können, um der Strategie zu helfen."

Als Verstappen endlich zum zweiten Stopp abbog, trat Perez sofort den Beweis an und brauchte nur zwei Runden, um Russell zu überholen. Unabhängig davon ärgert es ihn, dass in der Barcelona-Hitze die Dreistopp-Strategie, wie sie Verstappen exekutierte, die bessere Wahl gewesen wäre: "Wäre ich mit der Strategie gefahren, hätte ich wohl das Rennen gewonnen."

Perez versichert: Ich darf noch gewinnen

So aber wurde ein hilfloser Perez, gefangen im Reifenmanagement des Zweistopp-Plans, von einem Verstappen mit nach drittem Stopp frischen Reifen schnell eingeholt, und fügte sich erneut der Teamorder. Danach stoppte er zwar noch ein drittes Mal, aber nur, um gegen Russell abzudecken und sich die schnellste Runde zu holen.

Besonders durch das Hinterherfahren im Russell-Verstappen-Zug wurde jedoch Perez' Zweistopp-Strategie nicht optimal ausgeführt. Mit ein Grund, warum der Mexikaner weitere Gespräche will: "Aber es ist nichts, was mir Sorgen macht. Die Atmosphäre im Team ist herausragend, besser als in jedem anderen Team."

"Ich bin definitiv hier, um zu gewinnen", versichert Perez und glaubt, dass er das auch noch darf. Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko akzeptiert im ORF-Interview auch seine Beschwerden während dem Rennen am Funk: "Dass der nicht gleich sagt, 'Ich wink ihn mir nichts, dir nichts vorbei' - sonst wäre er kein richtiger Rennfahrer."